01. Dezember 2014
Jeder Tag folgt eine andere Szene oder Geschichte aus der Welt der Santons. Diese sind alle hier im Archiv abzurufen
Zum Bild:
Vernissage (Alle bisherigen Themen
sind hier nachzulesen)
31. Dezember 2014
Ochs und Esel
Wie kamen Ochs und Esel in die Krippe? Eine Frage, die zu Recht immer wieder auftaucht, denn in den Texten der Evangelisten werden weder Ochs noch Esel erwähnt. Trotzdem tauchen die beiden Tiere schon im frühen 4. Jahrhundert in Darstellungen der Geburt Christi auf und da sind sie auch geblieben - in vielen (wohl den meisten) Krippendarstellungen, bis heute. Die beiden Haustiere sind sogar weit populärer als die Hirten auf dem Felde (Lukas 2,8) und die Heiligen Drei Könige (Matthäus 2,1-12), die in den Evangelien erwähnt werden.Dafür gibt es ganz unterschiedliche Erklärungen.
Wie so viele Ausschmückungen der biblischen Geschichten, stammen auch die beiden Tiere wohl aus dem sogenannten Pseudo-Matthäus-Evangelium, einem apokryphen Text, der um 600 nach Christi
entstanden ist und (wie viele ähnliche Schriften) von der Kirche nie als authentisch anerkannt wurde. Diese Schriften – es gibt über hundert davon – entstanden in den ersten Jahrhunderten nach
Christi Geburt. Sie waren damals zum Teil sehr verbreitet, weil viele von ihnen die vier anerkannten Evangelien ausschmückten und in den Kontext des Lebens der ersten Christen stellten. So
erwähnt das Pseudo-Matthäus-Evangelium ausdrücklich Ochs und Esel: „Am dritten Tage nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus trat die seligste Maria aus der Höhle, ging in einen Stall hinein
und legte ihren Knaben in eine Krippe, und Ochs und Esel beteten ihn an. Es erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja verkündet ist, der sagt: »Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel
die Krippe seines Herrn.« (Jes 1,3) So beteten sogar die Tiere, Ochs und Esel, ihn ständig an, während sie ihn zwischen sich hatten. Da erfüllte sich, was durch den Propheten Habakuk verkündet
ist, der sagt: »Zwischen zwei Tieren wirst du erkannt.« (Hab 3,2) Josef blieb am gleichen Ort mit Maria drei Tage.“
Die Darstellung einer Jesuskrippe mit beiden Tieren findet sich bereits auf einem Sargrelief aus dem 3. Jahrhundert und bezeugt die lange Tradition der Tiere im Volksglauben. Auch theologisch
wurde das Bild von Ochs und Esel an der Krippe immer wieder gedeutet, zum Beispiel als Symbole für Demut (dienende und sich aufopfernde Tiere). So war der Ochse im Alten Testament ein typisches
Opfertier. Man könnte aber auch vermuten, dass ein Esel die schwangere Maria nach Bethlehem getragen hat und so in den Stall kam. Und ein Ochse könnte Josef, der Zimmermann, mitgebracht haben, um
die Zinsen für das Einschreiben seiner Familie zu bezahlen. In der Kunst wurden solche Geschichten immer wieder neu erfunden und dargestellt.
Viel naheliegender aber ist die immer wieder auftauchende Verknüpfung mit dem Alten Testament. Dort heisst es: «Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber
hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.» Ochs und Esel werden sogar als Provokation der Heiden und Juden (Trennung von Juden und Christen in den ersten Jahrhunderten) gedeutet: „Mit
Ochs und Esel im Stall soll vielleicht ausgesagt werden, dass sogar die dummen Tiere erkennen, dass mit diesem Kind der Messias geboren wurde“ (Lukas Kundert).
30. Dezember 2014
Lavendelernte
Ganz so romantisch geht es nicht mehr zu und her bei der Lavendelernte in der Provence. Heute wird fast immer mit Maschinen geerntet und nur bei ganz kleinen Ferldern von Hand. Doch etwas ist (fast) noch so wie früher: weite, stark duftende Lavendelfelder, Wahrzeichen der Provence. Juli und August sind traditionell die Monate der Lavendelernte, auch die Zeit, mit Lavendelfesten in vielen Dörfern. Die neue Ernte soll gefeiert werden, in der Kirche, mit Prozession, aber auch mit Tanz auf Strassen und Plätzen und mit Märkten, auf denen Lavendelprodukte angeboten werden: Kosmetik, Seife, Öle, aber auch Honig und Gebäck.
Der Lavendel ist hauptsächlich im Pays de Sault am Fusse des Mont Ventoux und im Pays d´Apt im Luberon verbreitet. Lavendelfelder gibt es aber fast überall in der Provence. Sie liefern Honig,
aber auch Duftstoffe für Parfümerien, Badewasser und Wäsche. Auch in der Küche kommt Lavendel zum Einsatz. Junge Blätter und noch nicht verholzte Triebe eigenen sich zum Verfeinern von Gerichten
wie Eintopf, Fisch, Geflügel, Lamm, Saucen und Suppen. In der eher ausgefallenen Präsentationsküche – in der sogenannten „Nouvelle Cuisine - findet man Lavendel in den Desserts, zum Beispiel in
weisser Schokoladenmousse oder in Aprikosensorbets. Das Aroma von Lavendel ist bitter bis würzig. Am bekanntesten ist Lavendel (bei uns) als Teil von „Herbes de Provence“, einer Mischung
getrockneter Kräuter aus dem Süden Frankreichs. Im „echten“ Herbes de Provence aber – jenem wirklich aus der Provence – wird kein Lavendel beigemisch, dort kommt er gesondert als Gewürz auf den
Tisch oder in die Küche.
29. Dezember 2014
Die Schatzhöhle
Es gibt einen Bereich in der Krippe, der immer wieder Fragen oder gar Kopfschütteln auslöst: die Schatzhöhle mit Zwergen. Was haben die Zwerge hier – in der christlichen Heilslegende - zu suchen?
Was soll der Schmuck und Tand, der von Zwergen „bewacht“ wird? Warum tanzen da die Zwerge (drei von ihnen drehen sich ganz langsam)?
Tatsächlich entstammen Zwerge (Sammelbegriff für kleinwüchsige Fabelesen) der nordischen Mythologie. Die in altisländischer Sprache geschriebene Edda – literarisches Werk aus dem 13. Jahrhundert – enthält skandinavische Götter- und Heldensagen, darunter auch die Geburt der Zwerge, die später (in höfischen Kreisen) vor allem in Höhlen leben und oft wertvolle Schätze behüten und bewahren.
Höhlen und Grotten gibt es zuhauf in Südfrankreich, in der Provence wie in der Languedoc. Es sind magische unterirdische Welten mit Wasserläufen, oft auch mit prähistorischen Zeichnungen,
Kristallen, Stalagmiten und Stalaktiten. Einige von ihnen waren nachweislich Wohnhöhlen. Zum Beispiel in Lammanon (Bouches-du-Rhone), die für Besucher nicht mehr zugänglich ist oder die „Grotte
de Saint-Cézaire“ etc. (Hier werden viele der Grotten und Höhlen beschrieben: http://www.provence-netz.de/165/Hoehlen-Grotten.html)
Marcel Pagnol, der provenzalische Literat, hat in seinem Werk „Eine Kindheit in der Provence“ beschrieben, wie er die Landschaft mit Hügeln, Bergen, Weiden, mit Höhlen, Grotten und natürlich dem
nahen Meer erlebt hat: „Ich bin in der Stadt Aubagne geboren, unter dem von Ziegen gekrönten Garlaban, zur Zeit der letzten Ziegenhirten.", so beginnt Pagnols Erzählung „Der Ruhm meines Vaters“
(„La Gloire de mon Pére“), welche Menschen und ihren Lebensräume beschreibt, in der auch die Santons – nicht nur zur Weihnachtszeit – ein gutes Stück Tradition, Kultur und Geschichte
verkörpern.
Da gehört auch eine Schatzhöhle hin, auch wenn die Zwerge nordischen Ursprungs sind. Sie und die begleitenden Geschichten und Mythen sind in der Provence genau so zuhause, wie fast überall in der
Welt, auch in der christlichen.
28. Dezember 2014
Die Drei Könige
Als "Heilige Drei Könige"
oder "Weise aus dem Morgenland"
sind Suchenden in der Weihnachtsgeschichte von dem Evangelisten
Matthäus (Mt 2,1-12).
Eigentlich sind es keine Könige, sondern
„Sterndeuter“ (im griechischen Ausgangstext Μάγοι,
Magoi, wörtlich
„Magier“), die durch den Stern
von Betlehem zu
Jesus geführt wurden.
Soweit der historische Hintergrund der Dreikönigstradition. Seit dem Mittelalter (erste Zeugnisse aus dem Jahr 1311) rankt sich um die
Geschichte der drei Weisen ein reges Brauchtum, das - in leicht variierten Formen - bis heute lebendig geblieben ist. Der 6. Januar – Dreikönigstag – ist inzwischen eher ein weltliches Fest
(vor allem für Kinder) und längst nicht mehr Träger der christlichen Heilslehre. Der Dreikönigskuchen – allein in der Schweiz werden mehr als eine Million davon gebacken – ist über alle
Konfessionen hinweg (auch nichtchristliche) ein lebendiges Brauchtum. Wer in seinem Kuchen den „König“ (eine eingebackene Figur) findet, darf für einen Tag König sein.
In der diejährigen Krippe sind zum ersten Mal die Drei Könige unterwegs, weit weg von der Krippe, auf einer der hinteren Ebenen. Gewöhnlich werden die Drei Könige in der Nähe der Krippe aufgestellt. Sie bringen dem Neugeborenen ihre Gaben dar und erweisen ihm die Ehre, den neuen König.
Nach dem Evangelium des Matthäus kommen zur Geburt Jesu Sterndeuter aus dem Morgenland: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten." Dieses nur knapp erwähnte Ereignis hat im frühen Christentum in verschiedene Legenden geführt. Sie ranken sich um das weitere Leben der drei „Weisen“, die – nach Überlieferung – vom Apostel Thomas zu Bischöfen geweiht wurden. Man sagt, dass „sie große missionarische Erfolge feiern konnten, kurz nacheinander sterben und im gleichen Grab beigesetzt wurden.
Ihre Reliquien wurden durch König Friedrich Barbarossa von Mailand in den Kölner Dom (1165) gebracht. Dort ruhen sie noch heute noch im grössten erhaltenen Reliquienschrein aus dem Mittelalter
(Dreikönigsschrein).
Die Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland hat in der Heilsgeschichte eine besondere Bedeutung. Es sind Heiden, die zu Beginn zum neugeborenen Christus kommen und ihn verehren, während am
Ende der Messias vom eigenen Volk verstossen wird.
Fast in allen Weihnachtstraditionen treten deshalb die drei Könige Kaspar ("Schatzmeister"), Melchior ("König des Lichts") und Balthasar "Gott wird helfen" auf. Im 12. Jahrhundert glaubte man im
christlichen Abendland, die Welt bestehe aus den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden aus den drei Weisen dann drei Könige. Da man Afrika mit dem von
den Griechen als „schwarzes Land bezeichneten Nordostafrika“ identifizierte, wurde der Vertreter Afrikas zum Mohren. Ab dieser Zeit finden sich Darstellungen, auf denen der dritte König, der
vorher wie die anderen eine helle Hautfarbe hatte, mit dunkler Hautfarbe dargestellt wird (meist ist es der jüngste König, Caspar).
Martin Luther verwarf die nicht aus der Bibel herzuleitende Vorstellung von drei Königen (statt einer unbekannten Zahl von Magiern/Weisen), weshalb im Protestantismus die Bezeichnung „Weise aus
dem Morgenland“ vorherrscht. Die Sternsinger – ein weiteres Brauchtum, das sich an vielen Orten erhalten hat – schreiben über den Haustüren „C+M+B“ – „Christus mansionem benedicat – Christus
segne dieses Haus“ – ein alter christlicher Segensspruch – wird heute meist mit den Initialen der Dreikönige Caspar, Melchior und Baltasar gedeutet.
27. Dezember 2014
Figuren, Szenen und Geschichten der Krippenlandschaft:
Tiere (Zoo)
In der traditionellen Krippe tauchen Schafe, Ziegen, natürlich Ochs und Esel auf, vielleicht auch mal ein Hund oder eine Katze, sicher Tauben und andere Vögel… Mit den Heiligen Drei Königen
wandern Kamele und Elefanten zum Stall. In dieser Santonskrippe wird die Tierwelt im Sinne von Franz von Assisi (dem „Begründer“ der Krippentradition) viel weiter gefasst, bis hin zu den
sogenannt „wilden“ Tieren, die auf andern Kontinenten leben und bei uns nur (noch) im Zoo anzutreffen sind.
Franz von Assisi, der "kleine Franzose Francesco“, wie man ihn wegen seiner aus Frankreich stammenden Mutter auch nannte, gründete 1209 den „Orden der minderen Brüder“ (Franziskaner) und lebte in
grösster Armut und Enthaltsamkeit, beseelt von der Mission, die Welt und seine Bewohner, Menschen, Tiere und Pflanzen zu schützen, loben und preisen: "Ein jedes Lebewesen in Bedrängnis hat
gleiches Recht auf Schutz". In den Alverner Bergen bei Arezzo verfasste Francesco seinen berühmten Gesang von "Schwester Sonne" und" Bruder Mond", ein Lob der Einheit von Mensch, Tier, Natur und
Umwelt: „Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke
des allmächtigen Schöpfers - unsere Brüder.“
Dieser Gedanke liegt dem Zoo zugrunde, der auf der linken Seite der Krippe zu sehen ist. Stellvertretend für die Natur und alle Tiere der Welt tummeln sich auch exotische Tiere in der
Krippenlandschaft, die mit der überlieferten Weihnachtsgeschichte direkt nichts zu tun haben. Allerdings sind sie gezähmt und – zum Schutz der Menschen – eingezäunt, denn die Nähe zur Natur – wie
es die Überlieferung sagt – ist in dieser Welt längst verloren gegangen: „Die Vögel verstanden angeblich Franziskus, wenn er zu ihnen sprach, selbst "Bruder Wolf" wurde in seiner Gegenwart
zahm.“
26. Dezember 2014
Die Herberge
„…und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen
Raum in der Herberge.“ (Lukas 2,6-7) So stelle ich mir die „Herberge“ vor, in der kein Platz war, vorausgesetzt das Weihnachtsgeschehen hätte in der Provence (und nicht in Bethlehem)
stattgefunden.
Der Wirt, ein typischer Provenzale, steht abweisend auf der Treppe des Eingangs. Das Haus, schmal, hoch, aus Stein gebaut, auf jedem Stockwerk nur ein, im Maximum zwei Zimmer, so wie man es im
Süden Frankreichs - vor allem auf dem Land – häufig antreffen kann. Dieses kleine, von einer Laterne beleuchtete Haus, ist eine der typischsten – oder echtesten – Provence-Szenen in dieser
Krippe. Solche Häuser entstanden vor allem im 18. Jahrhundert, viele von ihnen wurden restauriert und zu Ferienhäusern umgebaut, ebenso viele aber sind aber Zerfall nahe: zu wenig Raum und zu
wenig Komfort bieten sie für heutige Ansprüche.
Solche Häuser entstanden vor allem im 18. Jahrhundert, viele von ihnen wurden restauriert und zu Ferienhäusern umgebaut, ebenso viele
aber sind aber Zerfall nahe: zu wenig Raum und zu wenig Komfort bieten sie für heutige Ansprüche. Man nennt diese Häuser auch „Mas“ oder „Bastide“, mit typischen Merkmalen (auch mit Unterschieden
zwischen Mas und Bastide, die aber selbst ein Provenzale nicht so genau kennt.) Das „Standard-Mas“ gibt es nicht, doch einige Gemeinsamkeiten sind wohl zu erkennen: das Haus ist immer zur
Südseite ausgerichtet, natürlich um von der Sonneneinstrahlung zu profitieren, aber auch zum Schutz vor allem vor dem Mistral, die Nordwand ist fensterlos, so bleibt man im Winter vor der Kälte
und im Sommer vor der Hitze geschützt. Ein weiteres Merkmal ist das Satteldach.
Bastide hingegen ist in der Provence ursprünglich ein Herrschaftshaus, in der Regel weit grösser und geräumiger als das Mas. Beide aber, Mas und Bastide werden heute als Ferienhäuser vermietet
und sehr oft auch zum Kauf angeboten.
25. Dezember 2014
Die Mistel
Wohl eine der geheimnisvollsten, symbolträchtigsten Pflanzen, durch all die Jahrhunderte begleitet von Mythen und von regem Brauchtum. Das Holz des Kreuzes – an dem Christus
gestorben ist – soll Mistel-Holz gewesen sein. Vor Schande sei der Baum dann eingetrocknet, um sich in eine Pflanze zu verwandeln, die allen Menschen jetzt Gutes bringt, wenn man unter ihr
hindurchgehen. Dies ist nur eine der vielen Geschichten und Sagen, geheimen und auch heilenden Kräften, die sich um die Pflanze ranken. Die Mistel hängt deshalb auch hier, ganz nahe bei der
Krippe. Man soll unter ihr durchgehen, wenn man zur Krippe geht, denn sie ist auch ein Symbol des Friedens und der Freude. In ihrem Zeichen versöhnten sich Feinde und geben sich den
Friedenskuss. Schon lange vor dem Christentum, bei den keltischen Völkern, war die Mistel heilig und ein Symbol des Friedens. Daher rührt der Brauch (vor allem in England), zur
Weihnachtszeit einen Mistelbusch über die Haustür zu hängen. Jedes junge Paar darf sich darunter küssen. Die kleinen, weissen Früchte der Mistel werden deshalb oft auch „Kusskugeln“ genannt. In
manchen Gegenden wurde der Mistelzweig zwölf Nächte nach Weihnachten verbrannt, damit sich der Heiratswunsch der Geküssten auch wirklich erfüllen kann.
Misteln (botanisch: Viscum album) gehören zu den sehr langsam wachsenden Gehölzarten. Nach etwa 5 Jahren blühen sie das erste Mal; bei einem Durchmesser von 50 Zentimetern sind die Pflanzen etwa
30 Jahre alt! Die immergrüne Pflanze, die hoch oben in den Bäumen wächst, war also schon bei unseren Vorfahren geheimnisvoll und voll von Zauberkraft. Man glaubte auch, dass sie vor Feuer
schützen könne und hängte sie deshalb an die Hauswand, damit sie Hexen und böse Geister am Eintritt hindere. So wie das vierblättrige Kleeblatt oder das Hufeisen, bringt sie Glück, aber nur
demjenigen, der sie zum Geschenk erhält, nicht wenn man sie sich selbst kauft! Die gegabelte Form der Zweige machte sie zum Vorbild der Wünschelrute.
Aber auch in der griechischen Mythologie wird die Mistel wegen ihrer narkotisch-psychoaktiven Eigenschaften erwähnt: Sie soll die "Goldene Zauberrute" des Äneas sein, mit deren Hilfe er in die
Unterwelt eindringen konnte. In der der altnordischen "Edda-Sage" heißt es, der Lichtgott Baldur habe Träume von seinem bevorstehenden Tod gehabt und deshalb habe die Göttermutter Freya allen
Erdenwesen das Versprechen abgenommen, Baldur nicht zu verletzen. Nur ein Wesen, welches kein richtiges Erdenwesen war, wurde hierbei vergessen: die Mistel. Der Feind Loki bemerkte dieses
Versehen. Er gab dem blinden Gott Hödur einen Mistelzweig in die Hand und wies ihm die Richtung Baldurs. Dieser stürzte, von Hödurs Mistelzweig tödlich getroffen zu Boden.
Für die Druiden - Hohepriester in Gallien und in Britannien- war die Mistel die heiligste aller Pflanzen.
Sie sahen sie als ein Zeichen der Götter an, welches den Menschen mitteilte, dass sie selbst im Baum anwesend seien. Die Druiden schnitten sie deshalb nur im Rahmen eines Gottesdienstes
und nur mit einer goldenen Sichel ab, wobei darauf geachtet wurde, dass sie nicht zur Erde fiel, sondern in einem weißen Tuch aufgefangen werden konnte. Sie erklärten die nach ihrer Ansicht für
alle erdenklichen gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen nützliche Mistel zur unverzichtbaren Zutat ihres kräftestärkenden "Zaubertranks" (auch Asterix vertraut auf diese Kraft).
Mit der Geburt Christi – so die christliche Heilsgeschichte – wurden all diese uralten Mythen und der alte Glauben an die Götter und ihre Kräfte für immer überwunden. Vieles – auch die Mistel –
wandelte sich zum Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Deshalb begleitet sie auch diese Santons-Krippe.
erwegs (auf einer Ebene, weit hinten) und noch nicht bei der
Krippe. Auch die Hirten sind in der ganzen Landschaft verteilt. Nur der schafscherende Hirte ist in einem Nebenraum des Stalls zu sehen.
Es gibt unendlich viele Formen, Darstellungen, Kompositionen und bildlichen Inszenierungen der Geburt Christi. In der Krippendarstellung der letzten hundert Jahre – vor allem hier in Europa –
dominieren der Stall (in den verschiedensten Formen und Vorstellungen), die kniende Maria, meist mit blauem Mantel oder Kleid und Josef (stehend) mit Stab oder Laterne. Dazu kommen die beiden
Futtertiere Ochs und Esel. Lukas erwähnt die Futterkrippe, aber keine Tiere. Wahrscheinlich kamen Ochs und Esel erst später dazu, im sogenannten „Pseudo-Matthäus-Evangelium (PsMt)“ (um 600
n.Chr.), einer Ausschmückung der knappen Angaben über die Jugend Jesus bei Lukas und Matthäus.
Bis heute waren nur die stehende, hochschwangere Maria und der besorgte Josef in der Santonskrippe (einem Stall nach provenzalischer Art), ab heute kniet Maria an der Wiege und der kleine Jesus
liegt im Stroh.
23. Dezember 2014
Schnee
Noch ein "Stilbruch" kann leicht festgestellt werden (nicht nur bei den deutschen Lichthäusern): Der Schnee ganz aussen auf der rechten Seite des Krippenfgensters gehört wohl nicht in den Süden.. Die Fahne am Leuchtturm verrät es: Das ist ein kleines Stückchen Norwegen, das hier dargestellt wird. In der Provence - vor allem im Bereich vom Meeresufer - fällt nur ganz, ganz selten Schnee. Rentiere und Lappenzelte gibt es da schon gar nicht. Selbst die Skier sind kein Sportartikel, die in der Provence zum Einsatz kommen. Da muss man schon nördlicher, in die Berge fahren. Die farbigen Holzhäuser von Bergen - eines in Lichthausgrösse - und die Trolle können unmöglich am Mittelmeer zuhause sein. Stimmt!
Auch in Norwegen ist Weihnachten ein Fest der ganzen Familie. Am Heiligabend treffen sich die Familienmitglieder, um gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern und um natürlich die Geschenke auszupacken, die der kleine Troll Julenissen gebracht hat. Die Weihnachtsdekoration in Norwegen besteht hauptsächlich aus natürlichen Materialien. Ein sehr beliebter Weihnachtsschmuck ist ein Weihnachtsstern in einer rustikalen Holzkiste, zusammen mit Zweigen, getrocknetem Moos und Rindenstücken.
Der Weihnachtsbaum, meistens ein Tannenbaum, wird am 23. Dezember oder am Morgen des Heiligabend geschmückt. Seit ungefähr 1900 gehört der Weihnachtsbaum als Weihnachtsbrauch zum Fest der Norweger dazu. Der Baumschmuck wird oftmals auch von Kindern und Erwachsenen selbst gebastelt. Die Dekoration des Weihnachtsbaumes besteht aus Lichtern, Lametta und langen Ketten mit kleinen norwegischen Papierflaggen.
Die Geschenke werden unter dem Weihnachtsbaum gelegt und nach dem Weihnachtsessen am Heiligabend verteilt. Danach folgt der „Rundgang um den Tannenbaum“, ein alter norwegischer Weihnachtsbrauch. Dabei fasst man sich an den Händen, bildet einen Kreis um den Baum, geht um ihn herum und singt dabei Weihnachtslieder
22. Dezember 2014
Die Lichthäuser
Eigentlich müssten sie flackern, die Lichthäuser am Horizont. Die Skyline der Krippe passt
eigentlich nicht unter den Himmel der Provence, sie gehört nach Deutschland, wo diese Bürgerhäuser – zumindest ihre Originale – stehen. Norden und Süden vereint in der Krippenlandschaft, geht
das? Es geht, meine ich, denn Lichthäuser „schaffen in der Weihnachtszeit eine
wunderbar heimelige Atmosphäre“. Da kommt es nicht drauf an, ob sie in Marseille oder in Hamburg stehen. Sie stehen da, wo sie eine Welt von Lichtern schaffen können, mal in der Stube, im
Fenster oder – wie hier – in der provenzalischen Santonskrippe.
Vielleicht stört eher, dass ihr Licht nicht flackert, denn es sind nicht Windkerzen, welche die Fenster erleuchten, es sind elektrische Lampen. Wie profan! Doch ich kann nicht – Tag für Tag –
rechtzeitig – den Laternenanzünder spielen und den „Kleinen Prinzen“ treffen, der mich belehrt: „Dein Planet ist so klein, dass Du mit drei Sprüngen herumkommst. Du musst nur langsam genug gehen,
um immer in der Sonne zu bleiben. Willst Du dich ausruhen, dann gehst Du... und der Tag wird so lange dauern, wie Du willst“. Das geht leider nicht, obwohl der Planet Krippe nicht allzu gross
ist, knapp vier auf vier Meter. Doch da stehen dreissig Lichthäuser, fast alles Leyk-Sammlerobjekte. Sie sind - wie die Santons - handgemacht, Unikate aus Keramik, Nachbildungen bestimmter
Baustile vergangener Jahrhunderte, viele Fachwerk-Häuser, in Grösse und Proportionen aufeinander abgestimmt. Es gibt da die Barockkirche, das Winzerhaus, die Dorfbäckerei, das Rathaus, das
schiefe Haus, das Turmhäuschen, das Hegereiterhaus, die Mühle, das Erkerhaus, das Wappenhaus…. Viele dieser Modelle sind in limitierter Auflage hergestellt, das heisst ihre Produktion wurde nach
zwei Jahren eingestellt, sie sind also heute nicht mehr erhältlich.
Historische Lichthäuser sind mehr als ein Sammelobjekt, sie sind Schmuck in so manchen Stuben im Winter. Wenn man sie zusammen stellt, bilden sie eine Miniaturstadt, ein Miniaturdorf oder – wie
hier – eine schöne, weite Skylight, einen Blickfang der von der Provence bis … wohin? … reicht.
21. Dezember 2014
Fanny
Marcel Pagnol, französischer Schriftsteller, Dramaturg und Regisseur (1895-1974) hat seine Heimat, die Provence, in seinen Büchern, Theaterstücken und Filmen zum dominierenden Thema gemacht. In seinen Erinnerungen, „Kindheit in der Provence“, beschrieb er die kleine, wilde und einzigartige Welt der Garlaban Hügel über der Stadt Aubagne, heute besser bekannt unter der Bezeichnung „Collines de Pagnol». . Einige Szenen aus dem Buch waren für mich Anregung zur Gestaltung dieser Santons-Krippe. Viele seiner Figuren – echte Provençalen – tauchen als Santons auf. Unter ihnen Fanny, die junge Muschelverkäuferin, die von Marius mit einem Kind zurückgelassen wird, weil in ihm die Sehnsucht nach dem weiten Meer und nach fernen Inseln stärker war.
Viele seiner Figuren – echte Provençalen – tauchen als Santons auf. Unter ihnen Fanny, die junge Muschelverkäuferin, die von Marius mit einem Kind zurückgelassen wird, weil in ihm die Sehnsucht
nach dem weiten Meer und nach fernen Inseln stärker war. „Fanny“ ist die „Heldin“ des zweiten Buchs der Trilogie „Marius“ von Marcel Pagnol. Ein Werk, das lange Zeit (bis heute!) zur
Pflichtlektüre in Schulen gehörte, unglaublich populär ist und auch einige Male verfilmt wurde (zum letzten Mal im Jahr 2000). Fanny hat ihren Muschelstand nahe bei der „Bar de la Marine“ von
Cesars, dem Vater von Marius in den sie sich verliebt. Der Film spielt allerdings im alten Hafen von Marseille, wo es die berühmte Bar de la Marine wirklich gegeben hat. Fanny ist verzweifelt und
glücklich zugleich, denn sie weiss, die Liebe ihres Lebens erfüllt sich im Lebenstraum von Marius. Der alte verwitwete Panisse kümmert sich rührend um Fanny, und schliesslich finden die beiden
gar so etwas wie Familienglück, bis Marius zurück kommt…
Im Geburtshaus von Marcel Pagnol in Aubagne befindet sich heute ein kleines Museum, das auf authentische Weise die Atmosphäre der elterlichen Wohnung, mit ihrer traditionellen Wohnküche und dem
Esszimmer, in dem Marcel seine Schulaufgaben machte, zeigt; es ist eine Reise durch das Land der Erinnerungen. „Die Liebe zu den Menschen zeichnet den populären französischen Schriftsteller
Marcel Pagnol sowohl in seinem Leben als auch in seinem Werk aus. Und wie kaum ein anderer versteht er es, in den Schilderungen einer kleinen engen Umwelt stets eine ganze Welt zu spiegeln.“ Was
auch die Santonskrippe in bescheidenem Mass nach nachvollziehen möchte
20. Dezember 2014
Die Spieler
Das wohl berühmteste Kartenspiel der Provence ist eine Filmszene, gedreht in der „Bar de la Marine“ in Marseille, nach „Marius“ der Romantrilogie von Marcel Pagnol. Da spielen César du Escartefitue gegen M. Brun und Panisse. Sie betrügen einander so beharrlich und plump, dass am Ende alle beleidigt sind: „Oh Panisse, tu me fends le cœur” gehört zu den bekanntesten Sätzen dieser Szene. Auch gern zitiert wird: „Wenn man nicht mal mit seinen Freunden schummeln kann, dann lohnt’s sich doch gar nicht mehr, Karten zu spielen“. Tatsächlich spielt man in der Provence oft und überall: zu Hause, im Café, am Strand, im Zug…
Hier ein Filmausschnitt mit dem berühmten Kartenspiel (man beachte die Sprache - kein Französisch à la académie française!). Wir erfahren auch, dass es in der französisch-Marine grosse Hahnenkämpfe gibt. Auch Fanny taucht auf, die später als Szene hier noch beschrieben wird.
Man spielt um zu gewinnen, greift gerne auf alle Taktiken zurück, erlaubte und unerlaubte, dabei setzt man im entscheidenden Moment ein „Pokerface“ auf, man versucht, unauffällig dem Mitspieler
in die Karten zu schauen oder ihn mit Bemerkungen und Gesten abzulenken.
Es ist besonders interessant, dass ein Spielkarten in Frankreich zum ersten Mal in der Provence schriftlich erwähnt wurden und zwar im 14. Jahrhundert, als einem Händler verboten wurde, „Nahipi“
zu spielen. Dabei handelte es sich um das venezianische Spiel „der sieben Familien“, das als Vorläufer des Tarots gilt. Die ältesten Marseiller Tartospiele (18. Jh.) entstanden in Avignon, wo die
Kartenhersteller lange Zeit Steuerfreiheit genossen. Das Marseiller Tarot ist heute noch Vorbild für die in der Provence üblichen Kartenspiele.
Eines der beliebtesten Kartenspiele der Provence ist auch das „Carreau“, welches sich an den Regeln von Pétanque orientiert und das berühmte „Carreau“ im Boule imitiert.
19. Dezember 2014
Die Oliven
Eine von vielen Meldungen aus dem Süden Frankreichs (aber auch aus Italien): "Leider muss ich die Olivenernte 2014 in der Provence absagen. Uns hat als BIO-Olivenbauern die Olivenfliege heimgesucht. Die diesjährige Ernte fällt daher leider aus." Dies ist eine Katastrophe für die meisten Olivenbauern. Die Olivenfliege bedroht die Ernte. Die winzigen Tiere legen ihre Eier direkt in das Fleisch der Pflanze. Der Wurm der Fliege frisst die Frucht kurz darauf von innen auf. Meist kämpfen die Bauern mit chemikalischen Mitteln gegen die Fliegenplage
Der Olivenbaum ist eng verbunden mit der Geschichte und der Landschaft der Provence. Dies bezeugen Ausgrabungen, die im keltisch-ligurischen Oppidum von Entremont zu sehen sind (Reste von Ölpressen etc.). Die Griechen haben nach ihrer Ankunft im 6. Jahrhundert vor Christus die bisher wild wachsenden Bäume kultiviert um Öl zu gewinnen. Nach schweren Frostzeiten (vor allem 1956) und wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist die Ölkultur in der Provence fast verschwunden. Dank der Heimatverbundenheit der Provenzalen wurden die Ölgärten wieder instandgesetzt, neu bepflanzt und unterhalten. Die Mühe hat sich gelohnt: die Region Provence-AlpesCôte-d’Azur nimmt heute ersten Platz der französischen Olivenölherstellung ein.
Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist der wichtigste Produzent für Olivenöl. Dort findet jetzt, vom November bis Februar die Olivenernte statt. In den letzten Jahren wurden die Kernöle (u.a. das Sonnenblumenöl) eine harte Konkurrenz für die Oliven. Es sind vor allem gesundheitliche und sensorische Eigenschaften, welche das Olivenöl wieder vermehrt in den Vordergrund rücken. Die Herstellungstechniken sind im Prinzip seit Jahrhunderten gleich: Die Oliven werden zerstossen und gepresst, dann wird das Öl in einer Zentrifuge vom Wasser getrennt und ist dann bereit zur Verkostung. Die grünen und schwarzen Oliven unterscheiden sich durch die Reife der Frucht, die mit der Zeit schwarz wird.
18. Dezember 2014
Der Truthahn
Auf dem Dach des Stalls, ganz nahe beim der Heiligen Familie und dem Jesuskind, sitzt ein Truthahn, nicht ganz zufällig. Es ist eine Hommage an den genialen Kunstfälscher Lothar Malskat (1913-1988), der 1937 im Dom von Schleswig die einst übermalte gotische Malerei wieder herstellen sollte. Doch von der alten Malerei war so gut wie nichts mehr vorhanden. So begann Malskat seine eigene - der frühgotischen Kunst nachempfundene - Malerei zu schaffen, unter anderen vier Truthahn-Medaillons unterhalb der „Kindermord in Bethlehem“-Wandszene.
Er behauptete, die Bilder seien echt, also aus dem späten 13. Oder frühen 14. Jahrhundert und sollen ein Beweis sein, dass die Wikinger bereits vor Kolumbus in Amerika gewesen sein müssten und
das Truthahn-Motiv von dort mitgebracht hätten. Erst viel später bestätigte eine maltechnische Untersuchung die von Kunstexperten gehegten Zweifel. Es handelt sich da wirklich um eine Fälschung,
was Malskat 1952 gestanden hat.
Das Truthuhn ist in Nordamerika beheimatet und wurde bereits von indianischen Völkern domestiziert und als Haushuhn gehalten. Nach Europa kam es aber erst zwischen 1880 und 1940 und ist hier nie
heimisch geworden. Viele Ansiedlungsversuche scheiterten, so dass es noch heute hier eine minimale Population gibt, die noch immer gehegt und beschützt werden muss.
Weder zur Zeit Christi Geburt, noch in gotischer Zeit war der Truthahn also bei uns – auch nicht in Jerusalem – bekannt. Die kleine Episode mit den gefälschten Truthühnern ist aber so reizvoll,
dass für mich eine Andeutung in die Santonskrippe sein musste. Übrigens hat Lothar Malskat später - nach dem Krieg – einen noch grösseren Kunstskandal ausgelöst, indem er sich selbst anzeigte,
weil auch seine Restaurierung der Lübecker Marienkirche eine reine (von Kunstsachverständigen hochgelobte) Fälschung war (dafür musste er anderthalb Jahre ins Gefängnis). Seine späten Werke
signierte unter dem eigenen Namen; sie sind noch heute im Kunsthandel ein guter Wert. In die Literatur eingegangen ist Malskat durch den Roman Die Rättin von Günter Grass, in dem die Biographie
und die Bewertung von Malskat eine wichtige Rolle spielen.
17. Dezember 2014
Der Wein
Im Süden Frankreichs – vor allem in der Languerdoc (westlich der Provence) – liegt das grösste Weingebiet Frankreichs. Einerseits ist es das mediterrane Klima, welches den Weinbau begünstigt,
andererseits die Geschichte der Besiedlung: mit den Menschen kam auch der Wein – über das Mittelmeer – in die Gegend. „Der französische Wein gilt weltweit als etwas ganz Aussergewöhnliches und
als Ausdruck kultureller Vollkommenheit“ (Ernesto Pauli). Die ersten Reben kamen schon 500 Jahre vor Christi durch die Griechen nach Frankreich. Die Römer sorgten dann für ihre systematische
Verbreitung ab Beginn der christlichen Zeitrechnung - zuerst durchs Rhonetal bis hinauf ins Burgund und dann westlich zur Loire.Das Weingebiet der Provence ist – im Vergleich zu
Languedoc-Roussillon – verhältnismässig klein (400‘000 zu 25‘000 Hektaren), doch historisch von grösster Bedeutung. An der Côte d´Azur wurden schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Reben kultiviert. Der
Name Provence stammt von den Römern, die 154 v. Chr. die Provincia Romana gründeten und von hier Wein nach Rom lieferten. Aus dem Dienst entlassene Legionäre erhielten hier als Belohnung ein
kleines Landgut, das sie unter anderem für den Weinbau nutzten. Die Einheimischen erzählen gerne die hübsche Geschichte einer vom lieben Gott eingerichteten Himmelsleiter, um die Lieferung seines
Lieblingsweines zu erleichtern.
Weinberg, Winzer, Weinkeller, Wirte etc. gehören zur Santonskrippe. Ohne sie wären Leben und Alltag, Tradition und Gegenwart schlecht vertreten. Die gösste provenzalische Appellationen ist die
Côtes der Provence 19'000 ha (die anderen: Bandol 1‘400 ha, Les Beaux de Provence 320 ha, Bellet 32 ha, Cassis 160 ha, Coteaux d’Aix-en-Provence 3‘400 ha, Coteaux Varois 1‘800 ha, Palette 36 ha).
Das riesige Weinbaugebiet zieht sich entlang der Küste von Marseille bis Nizza und reich hinauf bis zu den Flussläufen von Arc und Argens. Die Rebsorten sind vielfältig, alle drei Weinfarben
werden bereitet, doch im Grunde gehört das Terrain den Rosés. Es sind sehr fruchtige Weine, die hier entstehen, meist werden sie auch früh getrunken. Zählt man die südliche Rhone dazu (z.B.
Châteauneuf-du-Pape, Gigondas etc.), dann liegt hier eines der berühmtesten und hochangesehensten Weingebiete Frankreichs.
16. Dezember 2014
Die Küche
Die traditionelle Küche der Provence besteht eher aus einfachen Gerichten, Der Zusatz bei Speisen „à la provençale“ bedeutet in der Regel Tomatensauce, unter Verwendung von Gewürzkräutern (Herbes
de Provence), Auberginen, Zucchini, Paprika… also hauptsächlich Zutaten, die in der Region angebaut werden.
Ratatouille ist wohl die bekannteste Spezialität (ursprünglich aus Nizza. Typische Gerichte sind aber auch Bouillabaisse, Bourride, Soupe-de-Poisson (Fischgerichte). „Daube provençale“ ist ein Schmorgericht aus Rindsgulasch und Aioli – eine kalt servierte Creme aus Knoblauch, Olivenöl und Salz wird als Beigabe zu Fleisch, Fisch und Gemüse serviert. Auch im Bereich der Süssigkeiten gibt es ein ganze Reiche von lokalen und regionalen Spezialitäten: Nougat von Montélimar, kandierte Früchte aus Apt oder Calisson d’Aix (ein Konfekt in Form eines Weberschiffchens, mit Mandeln und kandierten Melonen und Orangen).
Keine andere Szene in der Santonskrippe ist so vielfältig und bis ins kleine Detail hinein dokumentiert, wie die Küche (und der Weinkeller). Die beiden Szenen gehören zusammen und sind - vor
allem, weil viele Details puppenstubenklein sind - ganz im Vordergrund angeordnet, gleichsam auf der ersten Ebene.
Besondere Beachtung findet vor allem der Kochtopf aus dem Rauch aufsteigt. aber auch die beiden Eierbecher (mit Eiern), das Besteck, die Krüge und Schüsseln dokumentieren eine reichhaltige Ess- und Trinkkultur.
Die Weinszene wird gesondert in Zusammenhang mit dem Weinberg später beschrieben.
14. Dezember 2014
Der Schulunterricht
Die Tradition der provenzalischen Santons entstand in den Wirren der Französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde auch das Schulwesen gründlich verändert: Die Revolution führte rasch zur fast vollständigen Zerstörung des bis dahin von der Kirche und den religiösen Orden geprägten Bildungswesen. Ein staatlich organisiertes einheitliches System sollte die bisherige Grundschule mit ihren grossen ständischen Unterschieden und der totalen Bildung an die Religion ersetzen. Doch dies führte rasch in eine Krise: das kirchliche Schulwesen wurde zwar vernichtet, doch neues Lehrpersonal – das einen Eid auf die säkularisierte Verfassung leisten musste – war kaum vorhanden.
In den Städten und grösseren Orten herrschte beträchtlicher Lehrermangel, auf dem Land unterrichtete das bisherige Lehrpersonal – vor allem die Geistlichen – meist ungestört weiter. Napoleon setzte dann dieser „Verstaatlichung“ der Schule weitgehend ein Ende und übergab das Unterrichtswesen bei der Grundschule wieder der Kirche. Das Konzept einer demokratischen Volksschule – ein wichtiges Anliegen der Französischen Revolution – scheiterte vor allem an der Intoleranz und am Mangel an Sensibilität gegenüber der traditionell religiös gefärbten Volkskultur. In einer Santonskrippe, die aus dieser Volkskultur hervorgegangen ist, darf die Darstellung des Schulwesens nicht fehlen. Ein Schulwesen aber, das weitgehend den ländlichen Vorstellungen von Kultur und Bildung entsprach und noch lange nicht – bis tief ins 19. Jahrhundert hinein – eine vereinheitlichte Grundausbildung – mit Schulprogramm und Klassenunterricht – garantierte.
13. Dezember 2014
Figuren, Szenen und Geschichten der Krippenlandschaft:
Der Imker
Akazienhonig, Baumheidehonig, Edelkastanienhonig, Erdbeerbaumhonig, Lavendelhonig, Macchiahonig, Pinienhonig, Thymianhonig… Die Bienen in der Provence haben nur sehr kurze Winterruhe. Die
Provence ist der Honiglieferant Frankreichs. Hier werden jährlich mehr als zweitausend Tonnen Honig von gut viertausend Winzern geerntet.
Der Imker gehört also zur Provence. Die Berufswinzer (es sind etwa 300) arbeiten meist schon in der x-ten Generationen mit Bienen. Sie ziehen oft mit ihren Völkern von Ort zu Ort, jährlich
Tausende von Kilometern: „abseits von den grossen Strassen, oft auf beschwerlichen Wegen. Dies meist nachts, wenn die Bienen in ihre Bienenstöcke zurückgekehrt sind (dies sind die sog.
Bienenwanderungen, die "transhumances"). Er muss zur rechten Zeit seine Bienen am richtigen Ort platzieren, um bestimmte Honigsorten zu ernten und Hunderte von Bienenvölkern regelmäßig auf
Gesundheit und Erntefortschritt kontrollieren“.
Auf jedem provenzalischen Markt finden wir die Produkte der Bienen: Honig, Pollen, Wachs, Gelée Royale, ab und zu sogar Propolis (Kittharz) und Bienengift. Der Imker und sein Berufsstand gehören
also in jede Santonskrippe.
12. Dezember 2014
Le Maire (Bürgermeister)
Le Maire ist in Frankreich mehr als nur das gewählte Oberhaupt einer Gemeinde. Monsieur oder Madame le Maire verkörpert „la grande nation“ in der Gemeinde. Deshalb trägt er (oder sie) bei allen
offiziellen Anlässen das Band (Schärpe) der Trikolore, das Symbol der Gewählten (besser noch: der Auserwählten) und zwar von der rechten Schulter zur linken Seite, den blauen Streifen so, dass er
links über den Bauchnabel fällt.
Frankreich ist das europäische Land mit weitaus am meisten Gemeinden (etwas mehr als 36‘000!). Zehntausend davon haben weniger als 200 Einwohner. Alle Gemeinden Frankreichs, ob gross oder klein
(mit Ausnahme von Paris) werden nach identischen Regeln regiert. Unabhängig von der Grösse hat Le Maire genau die gleichen Vollmachten. Diese einheitliche Stellung ist ein Vermächtnis der
Französischen Revolution, welche die die grossen lokalen Unterschiede beseitigen wollte, die während des Ancien Régime bestanden.
Die Grösse einer Gemeinde ist nur für die Grösse des Gemeinderates und den Wahlmodus entscheidend. Der Gemeinderat verwaltet die kleinste französische territoriale Einheit, die über eine grosse
rechtliche und finanzielle Autonomie verfügt. Le Maire wird aus den Reihen des Gemeinderats von diesem selber bestimmt.
Le Maire kann Verträge abschliessen und unterzeichnen, er ist Betreuer der kommunalen Mitarbeiter, muss Ordnung, öffentliche Sicherheit und Ruhe zu gewährleisten und ist für die Gemeindepolizei
zuständig. Es gibt Baugenehmigungen und ist in der Verwaltungskommission der lokalen Krankenhäuser und sozialen Einrichtungen. Er ist verantwortlich für das Funktionien von Schulen,
Schultransport, Strassen, Müllabfuhr, Abwasserentsorgung etc. innerhalb des lokalen Bereichs.
Der Bürgermeister ist vor allem aber Vertreter des Staates. Er veröffentlicht Gesetze, organisiert die Wahlen. Als Offizier des Personenstandes, hält der Bürgermeister Aufzeichnungen
Bevölkerungsstatistik, nimmt Wünsche und Beschwerden der Bevölkerung (und Verwaltung) entgegen. „Marianne“ mit tricoloren Schärpe ist ein wichtiges republikanische Symbol der Freiheit und
Demokratie in Frankreich. Entsprechend genisst Le Maire grosses Ansehen in der Gemeinde, über alle politischen und ideologischen Gegensätze hinweg.
11. Dezember 2014
Figuren, Szenen und Geschichten der Krippenlandschaft:
Die Jagd
Schon vor 50 Jahren titelte das Magazin „Der Spiegel“: „Es gibt in Frankreich mehr Jagdfreunde als Fußballfans“. Daran hat sich kaum etwasw geändert, vor allem nicht in der Provence.
Die Jagd gehört zur ältesten und tiefverwurzeltesten Tradition. Frankreich hat die längste Jagdsaison in der EU (Mitte Juli - Ende Februar), sowie 1-2 Monate Verlängerung durch Sondergenehmigungen gegen "Schädlinge" wie Wildschweine, Füchse und Marder & Co. In einsamen Bergzügen wird ganzjährig geschossen und nicht selten auf alles was bewegt. Jahr für Jahr werden im Jagdfieber auch 40 bis 60 Menschen angeschossen.Die Vereinigung "Chasse, Peche, Nature, Tradition" glaubt in der Jagd die Errungenschaften der französischen Revolution verteidigen zu können, gegen die einstige Feudalheren-Jjagd. Sie haben die Macht der Gewehrläufe. Dies ist wohl der Grund, weshalb das Jagend in Frankreich bis heute so populär ist.
Nach der Jagd findet vor allem im Süden Frankreichs oft ein Dorffest statt. Die Jäger versammeln sich um die Tiere auszuweiden und das Fleisch in Portionen zu verteilen. Die Keule bekommt der
Schütze, der das Tier erlegt hat. Eigentlich wird auf alles gejagt, was sich als Tier frei bewegt, auf Zugvögel, Wölfe, Rebhüner, Auerhähne, Rotwild… Jagen hat in Frankreich eben eine sehr
lange Tradition. Früher war es das Vorrecht der Adligen, die sich hier ihre Jagdgründe hielten. Heute ist das Jagen (liberté, egalité, franternité) ein Volkssport geworden. Die Liberté hat
gesiegt, die Egalité und Fraternité mit dem Tier (so sie überhaupt einmal vorhanden war) ist verloren gegangen. Meist zum Entsetzen der Licht und Wärme suchenden Touristen, die besonders im
Herbst und Winter, also in Jagdzeiten, in den Süden kommen. Eine Provence-Krippe ohne Jäger lässt sich kaum denken.
Allerdings sind einige der Szenen recht ironisch gedacht und gestaltet. So schaut zum Beispiel der Fuchs amüsiert dem Treiben des Jägers zu und die Wildschweine kümmern sich so gar nicht um die
oft sinnlose Knallerei.
10. Dezember 2014
Farandole
Die Farandole, ist ein historischer provenzalischer Volkstanz bei dem ein offener Reigen, von einem Tänzer angeführt, verschiedene Figuren tanzt. Die musikalische Begleitung besorgt ein Spieler
mit Flöte und Tamburin. Es ist ein „Schlängelreigen“, bei dem man meist im offenen Reigen durch Gassen, über Plätze, durch Wiesen und den Wald tanzt. So zieht man - vor allem an Volksfesten –
auch durch die Strassen der Dörfer, als eine Kette von Paaren, die sich an den Händen halten.
Volkstänze wie die Farandole sind immer auch von der Natur beeinflusst, vom Mistral - dem Meereswind - , von der Landschaft und den Arbeiten auf dem Feld. Der Tanz dient nicht nur der
Geselligkeit, er ist auch Ausdruck und Identitätsfindung von sozialen Gruppen. Deshalb wird fast immer in der entsprechenden Tracht getanzt.
Es gibt eine ganze Reihe von Volkstänzen, die seit dem Mittelalter bis heute lebendige Tradition sind.
Zum Beispiel „La Ronde“, einer der ältesten überlieferten Tänze, entstanden aus der Carole (gesungenes Lied). Es ist ein einfacher Tanz der bäuerlichen Bevölkerung. Oder der „Marketenderinnentanz“ (Kreistanz), bei dem man sich wie bei der Farandole im Kreise aufstellt und mit Hüpf- und Drehbewegungen seine Freude ausdrücken kann. Der „Prozessionstanz“, der eher in die vornehmere Gesellschaft passt und die Würde und den Rang der Tanzpaare hervorhebt. Der „Stampftanz“, ein bretonischer Reihentanz, der von den einfachsten Bevölkerungsschichten getanzt wurde und noch heute in der Bretagne auf Volksfesten zu sehen ist. Die „Branles“ als Verbindung von Volkstanz und höfischer Eleganz, wohl der populärste Gesellschaftstanz aller Zeiten, bei der Hofgesellschaft wie beim Volk gleichermassen beliebt. Noch heute werden „Branles“ in den französischen Regionen getanzt und dabei einfache Dinge des alltäglichen Lebens imitiert.
09. Dezember 2014
Das Karussell
Eigentlich gehört dieses „klassische“ Karussell“ nicht zu den Santons, also nicht in den Süden Frankreichs. Es ist viktorianischen Ursprungs (Victorian Carousel) und kommt aus Grossbritannien. In
den berühmten Pärken in England stehen seit Ende des 19. Jahrhunderts solche wunderschöne „Reitschulen“. Sie sind Ausdruck des Lebensgefühl und der Lebensfreude, wie sie auch in der Tradition der
Santons zum Ausdruck kommt.
Einst tourte Walkes von Tewkesbury mit seinem prächtigen Karussell durch ganz Grossbritannien, später auch durch Amerika. Sein berühmtes Karussell war sogar in Hollywood-Filmen zu sehen. Charles
Dickens (1812-1870) hat mit der wohl berühmtesten Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol (deutscher Titel: Eine Weihnachtsgeschichte) viel dazu beigetragen, dass in der viktorianischen Zeit die
Weihnachtsbräuche wieder lebendig wurden, dazu gehört das Weihnachtskarussell.
Das „Rösslispiel“, wie es mundartlich in der Schweiz bezeichnet wird, gibt es in vielen (auch modernen) Varianten. Es ist nicht nur auf Jahrmärkten anzutreffen, sondern vor allem (und heute in
erster Priorität) an Volksfesten, auch in der Provence. Im Mittelalter wurde eine Art Karussell dazu benutzt, Ritter zu trainieren. Sie stellten sich - auf den Pferden sitzend - auf einen Platz
und mussten versuchen, die rundherum angeordneten Ringe mit ihrer Lanze zu durchstechen. Im 18. Jahrhundert war es an den Höfen Europas üblich, dass Herren wie Damen auf Pferden solche
Geschicklichkeitsübungen vollführten, später dann wurden die echten Pferde durch Attrappen und Maschinen ersetzt. Das Karussell war geboren.
In Frankreich wird jede Fahrt speziell ausgerufen, denn das klassische Karussell ist nicht irgend eine Jahrmarktsattraktion, sondern „manèges de chevaux de bois“, ein Abbild der einst berühmten
königlichen Reitschule.
08. Dezember 2014
Die Kirche von Bourdic
Seit Jahren schon steht dieses Kirchlein im Mittelpunkt des hinteren Teils der Krippe, hoch über dem Bethlehem-Stall. Es ist eine Homage an einen mir unbekannten „Bastler“, der die Kirche (vereinfacht, aber getreu nach dem Vorbild) gestaltet hat. Es ist auch eine Homage an eine Frau, die Marie heisst und bei der ich die erste „echte“ Santonskrippe gesehen habe, so wie sie traditionell im Süden Frankreichs noch immer errichtet wird. Dort stand das Kirchlein, während Jahren, bis ich in ihre Stube kam, und davon fasziniert war. Eigentlich wollte ich den Kunsthandwerker ausfindig machen, um ein ähnliches Werk zu erwerben. Doch Marie – die anfänglich sagte, dies sei kein Problem – hat mir ihr eigenes Kirchlein aus ihrer Krippe geschenkt.
334 Einwohner zählt das Dorf, ein paar alte Häuser, ein paar neue auch, ein altes Kirchlein
und täglich einen „fahrenden Bäcker“ zu Besuch - mit seinen Brötchen und den lokalen Neuigkeiten. Bourdic, ein typisch provenzalisches Dorf, zwar nicht in der Provence, sondern bereits in der
Languedoc, im Département Garde, zehn Kilometer von Uzès entfernt. Die Kirche Saint-Etienne d'Escattes aus dem 12. Jahrhundert wurde zwar in den Religionskriegen (16. Jh.) stark beschädigt, ist
aber in ihrer romanischen Struktur weitgehend erhalten geblieben. Eine Sehenswürdigkeit am Dorfeingang. Ohne Marie (und ihre Familie) würde vieles nicht funktionieren (oder nicht so gut!), vor
allem nicht in jenem Dorfteil, wo die alte Kirche steht. Bei Marie habe ich die erste authentische Santonskrippe in einer privaten Stube gesehen, hergerichtet nach alter Tradition. Ich war
begeistert, von der Krippe mit den vielen Lichtern und schönen Santonsfiguren“. Dank Marie steht die Bourdic-Kirche jetzt in Bubikon umkreist von einem Reigen von Gästen eines Brautpaars, das
gerade daran ist, in die Kirche einzuziehen.
07. Dezember 2014
Der Künstler
Die Ebene mit dem Maler – meine ich – ist in dieser Krippenlandschaft besonders gut gelungen. Ein echtes Stück Provence.
Es ist vor allem das Licht, welches Künstler in den Süden zieht: Provence, Languedoc, Côte d’Azur, Collioure… Van Gogh, Cézanne, Renoir, Monet, Gauguin …, sie leben und lebten (mehr oder weniger lang) immer wieder Süden Frankreichs. Auf seiner Reise in den Süden Frankreichs machte Vincent van Gogh (1888) in Arles Station und liess sich dort auf Dauer nieder. „Ich beginne ein Atelier einzurichten, das gleichzeitig den Gefährten dienen könnte, falls sie hierherkommen oder falls es hier Maler gibt.“ Es kam allerdings nur einer, Paul Gauguin, und die Gemeinschaft hielt auch nicht lange, sie endete nach gut zwei Monaten im Streit. Das Ideal eines Gemeinschaftsateliers aber war damit lanciert. Andere Künstler folgten in den Süden oder hatten ihn bereits zuvor den Süden entdeckt. Viele der berühmtesten Künstler aus aller Welt schöpften ihre Inspiration im mediterranen Licht und in der mediterranen Lebensart. Maler, Architekten und Literaten waren zu allen Zeiten – von der Antike bis heute – vom Zauber des Lichts und dem Reiz der Farben fasziniert. Von der Côte d' Azur über die Provence bis zur Costa del Sol finden wir Werke, die das Wirken der Kulturschaffenden dokumentieren.
06. Dezember 2014
Geschichten und Figuren der Santonskrippe:
Pétanque
Pétanque
„Fanny“ gehört zum Pétanque, dem südfranzöischen Boulespiel. Sie ist - genau genommen – nicht „krippentauglich“ und trotzdem wohl auch hier in der Krippe vertreten, genauso wie die sechs
Pétanque-Spieler, die sich ernsthaft, fast schon andächtig um das Cochonnet (Zielkugel) scharen. Pétanque gehört zur mediterranen Kultur und ist im Süden Frankreichs – sozusagen - überall
anzutreffen, in jedem Dorf, auf jedem Platz, in jedem Park. Und „Fanny“ ist eine Phantasiefigur – eine Art Projektion - , die immer mit von der Partie ist.
Verliert nämlich ein Spieler oder eine Mannschaft ohne auch nur einen einzigen Punkt gemacht zu haben, so rufen die anderen laut „FANNY!“ Das bedeutet beim Endstand von 13 : 0 für die unterlegene Boule-Truppe, dass sie den Hintern von „Fanny“ küssen müssen. Abbildungen von Hintern oder Bilder von „Fanny“ kann man an vielen Orten finden, wo Pétanque gespielt wird.
Die Geschichte eines Spiels mit Kugeln lässt sich bis 460 v. Chr. zurückverfolgen. In Frankreich wird aber das Boule-Spiel erst ab 1319 anhand von erlassenen Verboten nachgewiesen. Das erste Pétanque-Spiel (in der heutigen Form) findet 1907 statt, und zwar im südfranzösischen Ort La Ciotat. Die Saga: ein guter und leidenschaftlicher Boule-Spieler wird vom Rheuma geplagt und kann deshalb die (beim Jeu-Provençal üblichen) drei Schritte Anlauf nicht mehr machen. Sein Freund Ernest Pitiot erfindet daraufhin ein Spiel auf kürzere Entfernung und ohne Anlauf. Er zieht einen Kreis auf den Boden. Aus diesem wird im Stand mit geschlossenen Füssen gespielt. Daher leitet sich der Name der Sportart ab. Die Bezeichnung für „geschlossene/sich tangierende Füße“ heißt auf französisch pieds tanqués, auf provenzalisch ped tanco. Nach und nach werden Regeln für diese Spielart entwickelt, aufgeschrieben, ein neues Spiel entsteht. 1910 wird ein (erster) offizieller Wettbewerb durchgeführt.
Im Gegensatz zu allen anderen Boulespielarten tritt Pétanque rasch einen weltweiten Siegeszug an. Dafür ausschlaggebend sind die relativ einfachen Regeln, die unter anderem besagen, dass Pétanque
auf jedem Boden gespielt wird. Georges Simenon lässt seinen Kommissar Maigret in „Mein Freund Maigret“ sagen: „Zwei alte Männer spielten Pétanque, eine Art Boulespiel, bei dem die mit Nägeln
beschlagenen Kugeln immer nur ein paar Meter weit geworfen werden. Es war ein kurioser Anblick, wenn die Alten sich ganz vorsichtig nach den Kugeln bückten.“
Pétanque verbreitet sich durch französische Soldaten und Auswanderer zuerst in ganz Frankreich aus, später auch in vielen andern Ländern. Kaum eine andere Freizeitbeschäftigung im südlichen
Frankreich ist typischer, als die nachmittägliche Ansammlung vorwiegend älterer, aber auch jüngerer Männer (heute auch Frauen), die mit Metallkugeln unter Platanen um Punkte kämpfen. Während
Wettkämpfe sehr ernst genommen werden, steht beim Freizeit-Boule/Pétanqe vor allem der Spass, die Unterhaltung und das Beisammensein im Vordergrund. Nachbarn und Freunde versuchen, sich als
Pointier (legt Kugeln so, dass sie möglichst nah an der kleinen Kugel platziert sind) oder Tireur (schiesst fremde Kugeln gezielt aus dem Spiel) gegenseitig Punkte wegzuschnappen. Die Kugeln
eines Boule-Teams oder eines Boule-Spielers, die am Ende eines Spiels näher am „Cochon“ oder „Cochonnet“(so heisst die kleine aus Holz bestehende Kugel) liegen, werden als Punkte gezählt.
05. Dezember 2014
Zigeuner (Romas und Sintis)
Fahrende, Gaukler, Jahrmarktskünstler, Scherenschleifer, Schaubudenbesitzer, Korbflechter, Pferdehändler, Siebmacher … mit dem Begriff „Zigeuner“ verbindet sich meist romantische Vorstellung, die
so gar nicht in ein Schema gesitteter Sesshaftigkeit passen.
Seit Jahrhunderten werden sie deshalb immer wieder – und fast überall – ausgeschlossen, geächtet, ausgegrenzt, ins Ghetto getrieben, ja verfolgt. Sie haben ihrer eigene Kultur, aber auch ihre
eigenen Gesetzte, die sich oft nicht unserer bürgerlichen Ordnung unterziehen.
Geschichtlich betrachtet ist die Bezeichnung Romas oder Sintis Sammelbegriffe für eine mindestens seit 700 Jahren in Europa beheimatete Bevölkerungsgruppe aus dem indischen Subkontinent, die nie wirklich sesshaft geworden ist. Der bei uns noch immer gebräuchliche Ausdruck „Zigeuner“ wird – leider zurecht – als diskriminierend empfunden, nämlich als Bezeichnung für eine Bevölkerungsgruppe, deren Kultur ausgeprägt ist (bis zur eigenen Sprache), auffällig und von jener der Mehrheit der Bevölkerung abweicht: unstetig, ungebunden, sogar delinquent oder gar kriminell. Der Nationalsozialismus hat in Deutschland – die Romas mussten ins Konzentrationslager – hat viel zu dieser diskriminierenden Sichtweise beigetragen.
Selbst das liberale Frankreich (Liberté, Égalité, Fraternité) hat will die illegal im Lande weilenden Fahrenden nicht mehr länger dulden und sie ausweisen. Wohin? Eine Heimat – im bürgerlichen
Sinn – haben sie nicht. Sie sind unterwegs, immer und immer wieder. Zur Zeit hat auch die Schweiz mit den Fahrenden ein Problem: zu wenig Standplätze. Das ist für „Zigeuner“ so viel, wie zu wenig
Luft zum Leben.
Saintes-Maries-de-la-Mer – das kleine Städtchen am Mittelmeer - ist der Walfahrtsort der Romas, vor allem die Gitans (Spanischer und portugiesischer Herkunft) pilgern in Scharen nach
Saintes-Maries, wo sie ihre Schutzpatronin, die „schwarze Sara“ (eine unbekannte Heilige mit dunkler Hautfarbe, die von der Kirche nie anerkannt wurde), die Dienerin, die Bettlerin besonders
verehrt wird.
DeSaintes-Maries-de-la-Mer – das kleine Städtchen am Mittelmeer - ist der Walfahrtsort der Romas, vor allem die Gitans (Spanischer und portugiesischer Herkunft) pilgern in Scharen nach Saintes-Maries, wo sie ihre Schutzpatronin, die „schwarze Sara“ (eine unbekannte Heilige mit dunkler Hautfarbe, die von der Kirche nie anerkannt wurde), die Dienerin, die Bettlerin besonders verehrt wird.
Für mich sind vor allem die südfranzösischen Romas so etwas wie Santons, „kleine Heilige“, auch wenn sie nicht immer angenehm und schon gar nicht „heilig“ sind. Als etwa 16jähriger „Frankreicheroberer“ bin ich per Autostopp in Lourdes gelandet, völlig „mittellos“, zwar mit einem kleinen Zelt, aber ohne zu wissen, was ich essen und wo ich schlafen soll. Da haben mich die Romas „adoptiert“, aufgenommen in ihr grosses Netzwerk, verpflegt, weitergereicht, durch die Languedoc, entlang der Rhone, fast bis nach Lion.
Seither nehmen bei mir die Zigeuner – allen Horrorgeschichten zum Trotz – einen Ehrenplatz ein, nicht nur in meiner Krippenlandschaft.
04. Dezember 2014
Krippenszenen – Krippengeschichten:
Salinen
Salinen
„Fleur de Sel“ aus der Camargue.
Die größten Salzgärten sind die Saline de Giraud (an der Mündungsstelle der Rhone) und die Salins du Midi bei Aigues-Mortes.
Schon die Römer legten ausgedehnte weiß und
rötlich schimmernde Salzgärten an.
Auch heute noch ist die Salzernte Handarbeit, fast wie vor 1500 Jahren. Meerwasser wird durch ein Netz von Kanälen und Becken in die Salzgärten geleitet. Wind und die Sonne lassen das Wasser verdunsten und zurück bleiben die Salzkristalle, die Fleur de Sel. Im Salzgarten wird täglich der Salzgehalt des Wassers geprüft, im Spätherbst ist Erntezeit.
„Fleur de Sel“ („Blume des Salzes“) wird auch als „Königin der Salze“ bezeichnet. Seine Beschaffenheit unterscheidet sich vom üblichen Salz. Reibt man „Fleur de Sel“ zwischen den Fingern, zerfällt es. Dieses Meersalz muss nicht wie die harten Kristalle des «gewöhnlichen» Salzes mit den Zähnen aufgebissen werden, sondern schmilzt schon auf der Zunge. Es wird oft von Spitzenköchen bevorzugt, weil es einen etwas anderen Geschmack und eine „weichere“ Kristallstruktur hat, die an einen Hauch von Eis erinnert. Den Unterschied zum herkömmlichen Meersalz spürt man recht gut beim Zerreiben zwischen den Fingern: es ist geschmeidig, ohne die üblichen harten Kristalle. Ob es wirklich würziger ist und besser schmeckt als „gewöhnliches“ Salz ist umstritten.
Auf Grund der aufwändigen Gewinnung ist „Fleur de Sel“ bedeutend teurer als das normale Meersalz. Es wird deshalb vor allem nur für das Abschmecken der Speisen verwendet. Ob es auch gesünder ist, lässt sich nicht belegen.
03. Dezember 2014
Krippenszenen – Krippengeschichten:
Die Hirten
Der „guten Hirte“ ist im Christentum eine der ältesten und verbreitetesten Bezeichnungen für Jesus Christus. Dem Hirten-Bild begegnet man aber schon in vorneutestamentlicher Zeit. Es hat – als Sinnbild für Nomadentum und Hüten und Beschützen – hat meist einen religiösen Symbolcharakter. Auch in der Bibel ist das Hirtenbild weit verbreitet, schon im Alten Testament. Abel, Abraham, Isaak, Jakob waren Hirten, und Moses wurde „als Hirte seines Volkes“ angesehen, auf dem Weg ins verheissene Land Kanaan.
Wir finden etwa 15 verschiedene Hirten in der Krippe, aber auch einen Hirtenwagen, drei Feuerstellen, einen Bori (Steinhütte), Hirtenhunde, Schafe und Ziegen…
Die frühe Bindung der Menschen an Ziegen und Schafe ist uns kaum mehr bewusst. Schon rund 5‘000 Jahre vor Christi hat sich in Südfrankreich (am Mittelmeer) so etwas wie eine bäuerliche, sesshafte Hirtenkultur entwickelt und von da aus über ganz Europa ausgebreitet. Man weiss heute, dass schon zu diesem frühen Zeitpunkt ein reger Handels-Austausch mit Gütern über das Mittelmeer stattgefunden hat, wobei der Seefahrt eine grosse Bedeutung zukam. Ziegen (und später auch Schafe) konnten leicht auf den Schiffen mitgenommen werden.
Die entscheidende Stelle für die Verbindung von Hirten mit der Geburt Christi finden wir aber im Evangelium von Lukas (geschrieben zwischen 80 und 90 Jahren nach Christus): Maria gebar ihren Sohn in einem Tierstall, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Zur gleichen Zeit hüteten Hirten ihre Herde auf dem Feld. Da erschien ihnen ein Engel Gottes, der sie aufforderte, sich auf den Weg nach Bethlehem zu machen, wo soeben der angekündigte „Retter der Welt“ auf die Welt gekommen ist (Lukas 2,1-19)
Diese Geschichte ist wohl der Grund, dass die Hirten in vielen (fast allen) Krippendarstellungen zu finden sind, in der südfranzösischen Santonskrippe, in den Holzschnitzereien aus dem Grödnertal, der neaplitanischen Presepe etc. Der religiöse Charakter tritt in der Santonskrippe – wie bei allen Santonsfiguren – in den Hintergrund. Die Hirten sind ein Teil südfranzösischer, ländlicher Kultur. Deshalb sind sie in dieser Krippe überall verteilt, nicht nur in der Nähe des Stalls. Sie hüten Schafe, wechseln zu anderen Weiden, sie Kochen, essen, schlafen…
Für Marcel Pagnol sind die provenzalischen Hügel, die Quellen und Grotten, die Hirten und Schafe, ein gutes Stück Heimat („Kindheit in der Provence“). In vielen Elementen der Krippe wird
versucht, ein Stück nachzuzeichnen (deshalb auch die Grotte, der Wasserfall etc.). Pagnol träumte davon, am Fusse dieser Hügel ein provenzalisches „Hollywood“ aufzubauen (hier drehte er auch
einige seiner Filme). Der Bau der Krippenlandschaft übernimmt vielleicht eine ähnliche Funktion. Ich jedenfalls hoffe es.
02. Dezember 2014
Krippenszenen – Krippengeschichten:
Marie enceinte
(schwangere Maria)
La Vierge enceinte - Maria schwanger mit Jesus - ist eine Figur der christlichen Ikonographie, die auch als "Jungfrau von Advent" oder "Liebe Frau von Advent" bezeichnet wird. Es ist eine Darstellung, die in der christlichen Kunst seit dem 16. Jahrhundert (nach dem Konzil von Trient) immer wieder auftaucht. Zum Beispiel in der Kathedrale von Evorà (Portugal) oder in der Malerei in einer Weihnachtsdarstellung von Daniel Hallé (1614-75).
Auch in der Krippe von Bubikon steht die schwangere Maria bis Weihnachten in der Krippe. Das Christkind wird - der Tradition gemäss - erst am 24. Dezember aufgestellt. Dann wird auch die gleiche Maria (ohne die Rundung der Schwangerschaft) einziehen und mit Josef an der Krippe stehen.
01. Dezember 2014
Krippenszenen – Krippengeschichten
Sapeur-Pompier (Feuerwehrmann)
In einer kleinen Szene mit einem Schäfer gibt es Rauch. Zwar brennt nicht der Hirtenwagen, vielmehr wird hier gekocht, eine einfache Mahlzeit für die Hirten auf dem Feld. Doch wo Rauch
ist, taucht rasch einmal die Feuerwehr auf.
In Frankreich haben die Sapeurs-Pompier (Feuerwehrleute) eine grosse Bedeutung, weil über diese Berufsorganisation der ganze Rettungs- und Hilfsdienst (nicht nur bei Feuer) organisiert wird.
Retten steht an erster Stelle (Erster Hilfe) und umfasst fast alle Belange: Unfälle, Katastrophe bis zur individuellen Hilfe bei Unfällen oder Notfällen im Haushalt und im Freien.
Aus diesem Grund geniessen die Feuerwehrleute hohes Ansehen. Sie haben eine wichtige Funktion im Alltag. Der Feuerwehrmann ist in der französischen Kultur ein Held, mutig, unerschrocken, er
reagiert geistesgegenwärtig und blitzschnell in allen Situationen.
Die Tradition des "bal des pompiers" (Balls der Feuerwehr) – der Ursprung ist auf dem Montmartre in Paris – hat sich über ganz Frankreich verbreitet und ist zu einem volkstümlichen
Fest geworden. Da gibt es keine Klassenunterschiede, Jung und Alt, Grossbürger und Proletarier, Berufsleute und Studierte festen und trinken ausgiebig miteinander. Diese Tradition drückt das
Gefühl von Zusammengehörigkeit aus. Darum gehört der Feuerwehrmann auch dorthin, wo – nach der traditionellen Überlieferung – die Geburt Christi stattgefunden hat, in einem Stall bei den Hirten
auf dem Feld.
Es gehört zur Santons-Kultur, dass nicht nur historische Figuren auftreten, wie man sie vor 200 Jahren in der Provence antreffen konnte. Es werden immer wieder neue Berufe und Sitten mit
einbezogen, so dass in einem gewissen Sinn die heutige Provence dargestellt und mit der Weihnachtsgeschichte verbunden wird.
Jede grössere Santons-Manufaktur kreiert Jahr für Jahr ein paar wenige neue Figuren. Es sind oft Vertreter von neuen Beruf oder Persönlichkeiten (Dichter, Maler, Helden), die eigentlich – wie die
Mehrheit der Santons - nicht zur „Heilsgeschichte“ gehören, sondern viel später aufgetreten oder bekannte Personen oder „historische“ Persönlichkeiten geworden sind.