04. Februar 2021
Sammlerecke
Die "Sammlerecke" erscheint etwa einmal in der
Woche. Sie beleuchtet Probleme, Hinweise, Beurteilungen, Erfahrungen, Tipps etc. im Bereich des Sammelns.
Anfixen (035)
Das Mass des Sammelns sind für viele Jugendliche die Panini-Bilder. Im Rahmen von grossen Sportanlässen (Weltmeisterschaften, Olympiaden, internationalen oder auch nationalen Wettbewerben) werden
sie auf den Markt geworfen. Zum Beispiel jetzt, im Vorfeld der Frauen-Fussball-Europameisterschaft.(06-30. Juli 2020 in London). Die Panini-Bilder sind nicht, wie früher die Sammelbilder, die als
Zugaben zu Produkten (Werbung) gratis abgegeben wurden. Es sind viel mehr Sammlerprodukte, die käuflich zu erwerben sind, vorwiegend an Kiosken und neu auch im Internet-Shop. Da es lizenzierte
Bilder sind, können Auflage und Vertrieb gesteuert werden, so, dass - Vollständigkeit ist da ein entscheidender Faktor - der „Sammlerwert“ vom Vermarkter gut gesteuert werden kann. Die
Lizenzgebühren, die der Anbieter zu entrichten hat (besonders bei beliebten Sportarten), sind inzwischen so hoch (und das Geschäft läuft in der Regel so gut), dass dem italienischen Unternehmen
„Panini“ zunehmend Konkurrenz erwachsen ist.
So titelte der Tagesanzeiger: „Ende einer Ära – keine Panini-Bilder mehr zur EM 2024. Der italienische Hersteller bringt kein Sammelalbum zur Fussball-Europa-meisterschaft 2024 in Deutschland heraus. Der Nachfolger steht bereits bereit." (06. April 2022) Die dazu veröffentlichte Karikatur von Felix Schaad bringt es auf dem Punkt, was beim Panini-Geschäft eigentlich stattfindet. Jugend-liche, eigentlich schon Kinder, werden vom Panini-Geschäft «angefixt». Der berühmte "Sammeltripeb" wird angestachelt, der
Ablauf des Sammelns (Suchen, Tauschen, Einordnen etc.) werden so rasch erlernt und meist auch schon die «Grenzen* erkannt. Meist erlischt auch die Leidenschaft des Sammelns (was macht man mit den
Bildern, Alben, Stickers, Cards etc. wenn der Anlass vorbei ist und das Interesse geschwunden? Die Prinzipien des Sammelns werden kaum so rasch vergessen. «Fehlende Sticker & Karten oder
personalisierte Kollektionen jetzt auch digital erstellt werden!» Dies wird im Panini-Shop stolz verkündet, dabei geht ein wichtiges Sammlungsprinzip - eine wichtige «Säule» des Sammelns -
verloren: Das «Original», das dabei durch eine Art der Reproduktion ersetzt wird. Es fehlt die jedes Sammelobjekt begleitende «Historie». Siehe "Das Dreisäulenprinzip".
Das teuerste Objekt (034)
Die Schlagzeile (am 10. Mai 2022) quer durch die Presse:
"Marilyn Monroe aus der Sicht von Andy Warhol ist 200 Millionen Dollar wert. Das sagt seit mehreren Wochen, laut, verkaufstüchtig, das Auktionshaus Christie’s. Man ist an einer historischen
Bestmarke interessiert. Der Erlös der Sammlung wird wohltätigen Kinderorganisationen gespendet werden." Tatsächlich hat das Bild dann auch 195 Millionen (netto) erzielt. Die
"Bestmarke" ist geknackt.
Der Qualität von Sammlungen wird oft und gerne mit dem Wert von "Prunkstücken" gemessen, was in aller Regel falsch ist, oder zumindest ein falsches Bild vermittelt. Einzelobjekte - und zwar nur die aller kostbarsten - gelangen erst bei Sammlungs-auflösungen in den Verkauf. Bis dies so weit ist, sind sie einzig der Stolz der Sammlerinnen und Sammler und eine Art "Versicherung" des gesamten Sammelgutes.
Schlagzeilen liefern Sammlungen, immer wenn ihre «Prunkstücke» den Besitzer wechseln. Meist kommen sie «unter den Hammer», das heisst, auf einer Auktion angeboten. Es sind in der Regel Objekte, für die es einen etablierten Handel gibt. Zum Beispiel den Liegenschafts-, Kunst-, Antiquitäten- oder Fahrzeugmarkt. Schmuck aus Gold, Silber, Edelsteinen hat einen (variablen) verbindlichen Marktpreis, unabhängig von der Gestaltung und dem Alter (aktueller Gold- oder Silberwert). Auch Gegenstände, die mit einer bestimmten Person verbunden sind (zum Beispiel Stars), erzielen auf Auktionen oft Preise, die dem Kult oder Mythos geschuldet sind. (Zum Beispiel: die Silberbüchse, mit der Pierre Brice in den Karl-May-Filmen aufgetreten ist). Solche «sensationelle» Ergebnisse - im Kunsthandel geht es oft sogar um Millionenbeträge - vermitteln ein stark verzerrtes Bild vom Sammeln und den Sammel-werten. Diese oberste «Liga» des Sammelns - weitgehend von den Auktionshäusern Sotheby's und Christie's gelenkt - gibt es und sorgt immer wieder für Rekordmeldungen. Sie haben aber mit dem Wert der vielen Hobby-Sammlungen nichts zu tun.
Die meisten Objekte, die an grossen Versteigerungen ausgerufen werden und hohe Ergebnisse erzielen, sind nicht Teile einer Sammlung, sie wurden als einmal als Geldanlage erworben. Es sind immer häufiger Investitionen reicher Leute, die investieren und - auch spekulieren. Mit Sammlerlust und Sammlerkunst hat dies wenig (lies nichts) zu tun. Doch so entsteht das Bild der reichen Sammler. und teuren Sammlungen. Ein Bild, das für die Mehrheit von Sammlungen nicht zutrifft. Hier ein Bericht im Manager Magazin (01.11.2017) über «Die teuersten Dinge, die jemals versteigert wurden».
Das Dreisäulenprinzip (033)
Sammlungen bauen in der Regel auf drei Säulen.
Eine Sammlung ist nicht nur eine Anhäufung von Dingen (Exponaten), sondern unterzieht sich einer Ordnung, einem schöpferischen Grundgedanken, mit dem etwas gezeigt, erklärt, entwickelt, bewiesen, bewahrt werden kann.
1. Säule: Das Original. Ein Exponat muss als Gegenstand physisch vorhanden sein, es muss eindeutig definierbar sein und wird dadurch zum Zeitzeugen.
2. Säule: Die Historie. Die geschichtliche Zuschreibung und Umschreibung (Mode, Verwendung, Verbreitung etc.) muss möglich sein.
3. Säule: Die Vollständigkeit. Jedes Exponat hat ein Umfeld, das möglichst vollständig abzubilden ist.
Die drei wichtigsten Säulen einer Sammlung werden auch mit anderen, ähnlichen Begriffen umschrieben oder/und noch genauer definiert. Denn die Sammlerin, der Sammler legen das Prinzip fest, nachdem gesammelt, gesucht, geordnet und etwas Neues aufgebaut wird.
Der Antrieb ist meist die Vergangenheit, die Erinnerung. Der Aufbau entspricht gewissen Prinzipien, folgt einer gewissen Logik. Im Mittelpunkt stehen die Originale. Es sind «Zeitzeugen», die in
eine anderer anderen Welt «gelebt» (benutzt, gebraucht, verwendet, existiert etc.) haben. Grösstenteils ist ihre Funktion schon längst erloschen oder verändert worden. Sie sind nur noch Zeugen
einer bestimmten Vergangenheit. In besonderen Fällen sind es sogar «Unikate», hauptsächlich dort, wo die serielle oder maschinelle Herstellung nicht üblich oder noch nicht möglich
war.
Die zweite Säule ist genau so tragend, wie die erste, doch etwas schwieriger zu umschreiben. Es ist der Bezug zur Zeit, zum Umfeld, zur Mode, zu den zeitbedingten Vorlieben (Stil!), zur
Verfügbarkeit, zur Beliebtheit etc.)
Ich fasse dies zusammen unter dem alten Begriff Historie. Es ist die «Geschichte» oder die «Geschichten» in die ein Gegenstand (ein Exponat) eingebettet ist. Es ist der Bezug zur jeweiligen Zeit, zum Ablauf, zu Entwicklung, zur Fabrikation, auch zum Vorher und Nachher etc., die sichtbar und erlebbar gemacht werden. Diese Säule ist anspruchsvoll und aufwändig, braucht doch jedes Exponat eine nachvollziehbare, begleitende Dokumentation. In vielen Sammlungen fehlt genau dieser Aspekt, diese vertiefende Einbettung in ein Gesamtkonzept. Der Sammler, die Sammlerin sucht, ordnet, bewahrt die Exponate zuerst, und findet oft erst später die Hintergründe und Bezüge der einzelnen Exponate.
Die dritte Säule bereitet den Sammlerin-nen und den Sammlern in der Regel das grösste Vergnügen. Es produziert so etwas wie die «Sammlerlust». Nämlich die Vervollständigung - die Krönung - der Sammeltätigkeit. Sie wird immer wieder erreicht, wenn wenigstens Teile einer Sammlung «vollständig» sind. Dabei wird Vollständigkeit immer und immer wieder neu definiert, weil sie eigentlich nie erreicht werden kann. Auch wenn etwas scheinbar «vollständig» (in einer Sam-mlung enthalten ist, so gibt es doch immer wieder die Ausnahme, das Ergänzende, das Andere (zum Beispiel ein Fehldruck, eine Veränderung, eine Verbesserung etc.) Selbst dort wo es Serien gibt, wo die Vollständigkeit definiert ist, bleibt sie ein nie ganz erreichbares Ziel. Es ist wohl die stärkste Triebfeder, dass das Suchen und Ergänzen bei der Sammeltätigkeit sich nie erschöpft. Jede Sammlung bleibt immer - im gewissen Sinn - Stückwerk.
Sammlerexemplare (032)
Das Sammeln ist – grundsätzlich - rückbezogen. Eine Sammlerin, ein Sammler sammelt, was einmal war, was bald nicht mehr sein wird, was verschwunden ist oder bald verschwinden wird. Begriffe, wie «antik» oder «vintage» sind Zauberworte für viele, welche Sammeln. Mehr noch: sie sind so etwas, wie die Startrampe einer Sammlung. Das Verlorene, Verschwunden, das Seltene hat einen hohen Stellenwert. Dies wissen auch jene, welche Objekte herstellen, verkaufen oder aufbewahren, die auch beliebte Sammlerobjekte sind.
Ich denke da an Bücher, Zeitschriften, Briefmarken, Pins, Modeschmuck, Möbel und, und, und… Schliesslich wird heute (fast) alles gesammelt und Sammelnde finden sich in kleineren oder grösseren Communitys zusammen, wo sie ihr Hobby pflegen und besprechen, sich orientieren und informieren. Und weil vieles, was später gesammelt wird, doch irgendwann aus dem Verkehr gezogen oder ersetzt wird, früher oder später verschwindet, verloren geht oder aufgebraucht ist, werden zielbewusst sogenannte «Sammlerstücke» oder «Sammlerexemplare» hergestellt und in viel kleineren Auflagen in den Verkehr gesetzt, für alle nutzbar, doch eigentlich für Sammlerinnen und Sammler gedacht.
Diese Objekte werden – weil in kleinerer Zahl produziert – viel schneller rar und von Sammlern gesucht, damit für Sammler «wertvoller» und auch teurer. Nicht teurer in der Produktion, auch nicht
wesentlich teurer beim Erstverkauf, aber später, wenn die Objekte zu Sammelstücken geworden sind.
Oft geschieht dieses «Rarwerden» ohne Absicht, eher aus Vorsicht des Produzenten, um mit einer kleinen Auflage den Markt zu testen oder um Kosten und Aufwand tief zu halten, wenn ein
Verkaufserfolg nicht garantiert ist. So sind die Erstauflagen von Büchern, Zeitschriften, Publikationen etc. oft extrem klein und werden später - bei einem unerwarteten Erfolg - rasch rar und
teuer.
Ein Beispiel aus dem Bereich meiner Karl-May-Sammlung: 2012 wurden die Winnetou-Comics von Helmut Nickel (erschienen 1965 in der Jugendzeitschrift Lehning) in Buchformat (mit verbessertem Druck)
in drei Bänden veröffentlicht. Eigentlich ein «Nischenprodukt». Nach sehr kurzer Zeit war der erste Band (Winnetou I) ausverkauft, die nächsten beiden Bände aber noch lange Zeit
erhältlich.
Inzwischen ist der erste Band in keinem Antiquariat mehr zu finden und wenn doch einmal, zu einem stolzen Preis. Für die Sammlerin, für den Sammler stellt sich also die Frage beim Erscheinen:
Sofort zugreifen (Sammeln «auf Vorrat») oder abwarten, bis die Qualität bestätigen und man überzeugt ist, die Folgebände auch in der Sammlung
aufzunehmen. Immer häufiger werden schon bei neuen regulären Ausgaben (Objekten) sogenannte Sammlerversionen (andere Ausstattung, anderes Titelbild, andere Farbe etc.) produziert, in der
Hoffnung, damit einen zusätzlichen (Sammler-)Umsatz zu erzielen. Oft ist dann das Abwägen und Entscheiden für die Sammler schwierig, denn ihr Interesse ist nicht die Zukunft, eher die
Vergangenheit. Die «Verführung» liegt beim Produzenten, die «Entscheidung» einzig beim Sammler, bei der Sammlerin. So fehlt – um das Beispiel aufzunehmen – noch immer der erste Winnetou-Band von
Helmut Nickel in meiner Sammlung, die Trilogie ist also seit Jahren unvollständig. Sammlerpech, aber auch ein starker Antrieb, doch noch irgendwie, irgendwann zum fehlenden Exemplar zu kommen.
Ein typisches Beispiel aus dem Alltag der Sammlerinnen und Sammler.
Die Ordnung (031)
Ordnung ist ein schwieriges, aber auch ein wichtiges Kapitel in jedem Sammlerleben. Man sagt - nicht ganz zu Unrecht - dass es zwei Typen von Sammlern gibt: Sammler und Jäger; die Bedachten, Geduldigen, Ordnungsliebenden, Zielstrebigen und die Hasardeure, Suchenden, Aufspürenden, Wagemutigen. Oft, aber nicht immer, finden wir diese beiden grundsätzlichen Charakterzüge bei Sammelnden im gleichen Mass.
Ohne Ordnung kann das Sammeln sogar Spass machen, hat aber wenig Sinn. Denn erst eine Ordnung macht aus der Anhäufung von Gegenständen eine «Sammlung».Es sind die Beziehungen der Sammelobjekte zueinander, die erst durch die Ordnung erkennbar sind. Veränderungen, Vergleiche, Ergänzungen, Abhängigkeiten, Entwicklungen und, und, und...Sie machen aus einer Sammlung ein neues Ganzes. So etwas wie eine Neuschöpfung, eine Eigenschöpfung der Sammlerin und des Sammlers. Ordnung ist nicht der Zweck einer jeden Sammlung, sondern ihre Voraussetzung. Sie ermöglicht das, was jedem Sammler wichtig ist: das Abwägen, das Auswählen, das gezielte Suchen und letztlich auch die Präsentation der Sammlung (ob nun im stillen Kämmerlein oder vor einer Öffentlichkeit. Deshalb haben Messies - sie mögen noch so viele Sammelstücke haben - nie eine Sammlung, sondern eine Ansammlung.
Durch die Beziehung der Sammelstücke und die Zusammen-führung unter einer Idee, entsteht aus einem Sammelsurium etwas, das der Zufälligkeit entzogen wird. Es entsteht ein Dokument, eine Aussage, vielleicht sogar eine Botschaft, ein Zeugnis, eine Erinnerung... Letztlich das, was den geistigen Wert einer Sammlung ausmacht. Ein Sammler, eine Sammlerin, die nicht eine Idee hat und die Objekte nicht darnach finden, erwerben und ordnen kann, verkennt die Grundidee des Sammelns und verliert sich rasch in Zufälligkeiten. Die Art, wie Ordnung geschaffen und dokumentiert wird, ist stark vom Willen und Können der Sammler abhängig und natürlich auch von den Sammelobjekten.
Es gibt aber auch ein paar Grundregeln, die - unabhängig der Art der Sammlung - einzuhalten sind: Ort und Umstände des Erwerbs, Preis (augenblicklicher Wert, geschätzt oder dokumentiert), dazu-gehörige Dokumente, Zustand und - wenn möglich - Bilddokumente. Lücken in der begleitenden Dokumentation können irgendwann schwerwiegende Folgen haben; sei es bei der Auflösung einer Sammlung, dem Verkauf (oder Tauch) von Einzelstücken oder der Überführung in eine andere Sammlung oder zu einem anderen Besitzer. Nicht zuletzt, wenn es darum geht, eine Ausstellung oder Präsentation zu organisieren. (Bilder oben: Ausstellung "Sammelsurium" in Basserdorf)
Zyklisch-antizyklisch (030)
Jede Sammlerin, jeder Sammler sucht immer wieder Objekte, die in einer Reihe, für einen sinnvollen Vergleich, oder als (geheime oder weniger geheime) Wünsche in einer Sammlung fehlen. Sei es, weil sie rar und kaum aufzutreiben oder unverhältnismässig teuer sind. Zyklen gibt es in vielen, nahezu allen Bereichen.
Die meisten Sammelobjekte durchlaufen Phasen – ähnlich wie Aktien – deren ideeller oder materieller Wert gerade mal steigt oder fällt. Im Gegensatz zu Wertpapieren ist dies kein Grund, um zu spekulieren. Vielleicht aber eine Gelegenheit, um Sammellücken zu schliessen. Grund für natürliche Schwankungen sind zum Beispiel: Zeitgeist, Moden, Jahreszeiten, Daten, Publikationen, Bestseller-Listen, Ereignisse und, und, und…
Sammlerinnen und Sammler können dieses Auf-und-Ab nutzen, um Dinge zu finden, die relativ rar sind (was ein wichtiger Antrieb jeder Sammelleidenschaft ist) oder um etwas «günstig» zu erwerben. Wenn es darum geht, Seltenes zu finden, dann lohnt sich ein zyklisches Verhalten, denn das Angebot ist dann in der Regel am grössten. Geht es aber darum, etwas günstig (preiswert) zu erwerben, dann ist ein antizyklisches Vorgehen eher gefragt.
Zwei Beispiele aus meinen Sammelgebieten: Weihnachtskrippen (Kleinkrippen). In der Weihnachtszeit sind sie am teuersten, das Angebot hingegen ist am grössten. Im Frühling, Sommer hingegen muss man sie suchen, dafür kann man sie «günstig» erwerben. Ähnlich bei der Karl-May-Sammlung: Stehen Gedenktage (Tag - Jahr) an oder Festspiele im näheren Umkreis, wird viel angeboten (zyklisch), hingegen findet man
in Zeiten, in denen Karl-May fast vergessen ist, die seltensten Dinge (zu den «günstigen» Bedingungen).
Nahezu in jedem Sammelgebiet gibt es diese Zyklen. Viele sind voraussehbar (zum Beispiel Weihnachtszeit, Erinnerungstage), vieles aber wird von der Mode, dem Zeitgeist, den Umständen, Ereignissen, von der Kultur etc. bestimmt. Wer (wann und was auch immer sammelt) muss dafür ein gutes Gespür haben, sonst bleibt jede Sammlung Stückwerk.
Zeitgeist/Trends (029)
Vieles ist Moden unterworfen, auch die Sammelbereiche. Auch da gibt es Gegenstände, die "gefragt" oder eben out sind. Und damit rar werden oder überhaupt verschwinden, weil dafür nur wenige Sammler gibt. Der Zeitgeist ist kaum in einem andern Bereich so stark zu spüren, wie beim Auf- oder Ausbau einer Sammlung. Um hier nur ein Beispiel anzusprechen: Orangenpapiere. Tatsächlich kenne ich einen Sammler, der hat eine Sammlung von "Orangenpapieren" (Hüllen in denen Orangen einst verpackt waren) angelegt. Nur: gibt es die Orangenpapiere heute noch? Oder ein Beispiel aus meinen paar kleineren Sammlungen: Floating-Kugelschreiber. Früher in jedem Souvenirgeschäft zu finden, heute (in der klassischen Form) bereits eine Rarität und neu kaum mehr erhältlich.
Das Sammeln (und damit auch Sammlungen) sind extrem dem Zeitgeist (den Trends) ausgesetzt. Dies spürt jeder Sammler, jede Sammlerin. Meist wird mit Sammeln begonnen, wenn gerade etwas "en vogue" ist, in Mode oder "im Schwange". Triebfeder ist oft ein Erlebnis, eine Erinnerung oder ein Ereignis, das mit einem Sammelobjekt verbunden ist oder es gibt von einem Zweckobjekt viele Varianten: Briefmarken, Pins, Möbel, Ansichtskarten, Plüschtiere, Bierdeckel... (dies sind nur ein paar wenige Beispiele, die Liste ist beliebig zu erweitern). Alles, was gesammelt werden kann (und gesammelt wird), ist auch rasch dem Markt ausgesetzt. Einem "Markt" der sich immer wieder, auch rasch verändern kann. Etwas wird nicht mehr hergestellt wird, das sich grundsätzlich verändert hat, das so nicht mehr gebraucht werden kann, das in Verges-senheit geraten ist und, und, und...
Vieles rutsch in den Bereich der Nostalgie, der Liebhaberei, wird zum Dokument der Zeitgeschichte und eines Zeitgeistes. Das macht es den Sammlern nicht immer leicht. Gerade jenen Sammlern, die nicht «wertorientiert» unterwegs sind, sondern eher «wertlose» Dinge anhäufen (also nicht Schmuck-, Kunst- oder Weinsammler)
Ein Sammler, eine Sammlerin darf nie mit den Bewusstsein von sogenannt guten oder schlechten "Investitionen" getrieben sein. Die Rechnung geht nie auf. Für meine Karl-May-Sammlung habe ich zum Beispiel den ersten Band (der dreibändigen Winnetou-Comics-Ausgabe von Helmut Nickel (Reprints erschienen 2012 im comicplus+ Verlag Sackmann und Hörndl) nicht gekauft, weil ich fast alle der Originalhefte (Lehning Verlag) besitze. Nun wurde aber dieser erste Band von Nickels Winnetou (beschränkte Auflage) zum Hit und ist heute auch antiquarisch nicht mehr erhältlich. (Die andern zwei Bände habe ich rechtzeitig erworben.) So entstehen oft Lücken in einer Sammlung, die später kaum mehr zu füllen sind. Ein anderes Beispiel ist das Bild-Sammelalbum "Karl May" von Tobler (1935-39) dreisprachig, das lange Zeit sehr rar war. Ich habe den Original-Band (mit allen Bildern) im
Jahr 2007 gekauft, für 400 Franken. Heute wird der gleiche Band auf Ricardo für 180 Franken angeboten. Selbstverständlich musste ich den raren Band damals in meiner Sammlung haben (Sammler-gier!) auch wenn er 15 Jahre später für weniger als die Hälfte zu kaufen ist (Ricardo). Diese Art von Sammlererfahrungen machen das Sammeln spannend und oft zu einem Abenteuer. Wer dies nicht "aushalten" kann und die grossen Schwankungen (bedingt durch Trends, Zeitgeist) nicht erträgt, der soll das Sammeln lassen. Der ideelle Wert - nicht der Warenwert - bestimmt die Qualität einer jeden Sammlung. Für Wertfetischisten ist nur in ganz wenigen Sammelbereichen (Kunst, Schmuck, Oldtimer etc.) Platz für Spekulationen und vermeintliche Gewinne. Vorherzusagen, was Bestand hat (und was nicht) lässt sich oft erahnen (mit Erfahrung), aber ebenso oft auch nicht.
Sammlungsauflösung (028)
Die Auflösung einer Sammlung ist wohl der schmerzhafteste Akt im Leben einer Sammlerin, eines Sammlers. Was tun mit all dem, was liebevoll, aufwändig und bedacht gesammelt und aufbewahrt wurde? Es geht nicht nur um das Geld, das dafür ausgegeben wurde, es geht um Ende einer Sammelidee. Ein Weiterleben (der Sammlung) ist nur in den allerwenigsten Fällen möglich. Trotzdem muss sich jede und jeder mit dem Gedanken (und sinnvollen Vorkehrungen) rechtzeitig befassen.
Erbstücken äussern, obwohl sie wissen, die "guten Hände" sind Händler, die in der Regel zum besten Preis ihre Angebote verkaufen.
06. Oktober 2021
Steuern (027)
Wer denkt schon an das Finanzamt oder an die Steuererklärung, wenn es darum geht eine Sammlung aufzubauen. Meistens ist das Sammeln ein Spiel, ein Hobby, ein Ort der Entspannung und Freude. Es
gibt zwar - ich habe es schon mehrmals angesprochen - Sammelobjekte, die man nicht irgendwo findet (die als Objekte keinen grossen Wert haben) und die man zu einer Sammlung zusammenfügt
(ohne dass der Materialwert steigt) im besten Fall wird die ganze Sammlung irgendwann einmal "wertvoll" (weil rar, einmalig, interessant etc.).
Es gibt aber auch Sammelobjekte, die man kauft (kaufen muss), weil sie einen gewissen Handels-wert haben (Weine, Schmuck, Autos, Kunst). Es sind also meist (gute oder schlechte) Kapitalanlagen. Da möchte der Fiskus sehr wohl mitreden.m "Geldblog" der Sonntagzeitung (TagesAnzeiger) thematisiert der "unabhängiger Wirtschafts- und Finanzexperte Martin Spieler" anhand der Leserfrage: "Lohnt es sich, meine Weinsammlung zu verkaufen?" Auch wenn es hier um einen speziellen Bereich geht (Wen als Kapitalanlage), so hat die Antwort doch viele Aspekte, die durchaus auch andere Bereiche betreffen kann.
Hier der Link zum Beitrag (allerdings nur im Abonnement oder mit Registrierung).
Hier die wichtigsten Punkte:
Das Antiquariat (026)
Bücher waren einst - es ist noch gar nicht lange her - Statussymbole, die man sogar in der Wohnwand stolz drapierte (auch wenn es oft nur Attrappen waren). Heute sind Bücher für viele Nichtsammler (aber auch Sammler und Sammlerinnen) rasch mal eine Belastung. Was tun, wenn sie gelesen sind?
Wer kennt das Problem nicht? Sie zur Verbrennung geben, das mag man nicht (zu sehr ist der Begriff belastet). Antiquariate verschwinden immer mehr oder sehen sich nicht mehr in der Lage, "gewöhnliche" Bücher aufzunehmen. Sie spezialisieren sich auf seltene (meist sehr alte) Bücher, die durchaus von Sammlern noch gesucht sind. Auch in den Brockenstuben stapelt sich die Bücher und werden kaum mehr angenommen.
Während die einen fast nicht wissen, wie die Bücher am sinnvollsten zu entsorgen sind, kaufen andere für viel Geld kostbare (meist antike) Bücher. Dies ist ein gutes Beispiel, um aufzuzeigen, wie breit das Spektrum des Sammelns sein kann.
Der Zustand und das Alter ist nur ein Faktor für die Bewertung von Büchern. Weit wichtiger ist die soziale, gesellschaftliche und historische Bedeutung eines Buches, die meist kleine Auflage (Rarität), sowie die Mitwirkung (Text, Bilder, Nutzung) berühmter Persön-lichkeiten. Bücher werden dadurch fast schon zu Unikaten. Aus Anlass des 25jährigen Bestehens von ZVAB (Zentrales Verzeichnis Antiker Bücher) hat diese wichtige Internetinstitution eine Liste der am teuersten verkauften Bücher seit 2011 veröffentlicht.
Seit 1996 hilft ZVAB den Sammlern seltene Bücher aufzuspüren und zu erwerben. Die Liste zeigt die teuersten Buchkäufe im ZVAB aus verschiedenen Bereichen: Pflanzen, Kunst, Pferde, Mathematik, päpstliche Dekretalen etc. Entscheidend ist für jedes Sammeln die Leidenschaft. So auch bei Büchern. Ob es antiquarische, seltene oder vergriffene Titel sind, es ist auch immer die Suche nach Raritäten. Die Frage, wie viel man bereit ist, zu bezahlen, das muss jede Sammlerin und jeder Sammler selber entscheiden. Es ist kein Geheimnis, das Leidenschaften oft teuer zu stehen kommen. Die Liste (es sind die fünf kostbarsten Bücher der Vermittlungsdienste von ZVAB) sind ein eindrückliches Beispiel.
Hier die ganze Liste der 15 teuerst verkauften Büchern von ZVAB
Kauf/Verkauf (025)
Es gibt Sammelbereiche, die gut strukturiert sind und im Handel (Geschäfte, Internet etc.) gut über feste Adressen zu erreichbar (dadurch sind Angebote und Preise auch vergleichbar). Dazu gehören unter anderem: Möbel, Kunst, Weine, Schmuck, Bücher, Fahrzeuge, aber auch Briefmarken und (besonders häufig gesammelte) Artikel wie Spielzeuge, Steine (Kristalle), Souvenirs etc.» Es sind Fachgeschäfte, sozusagen. Doch es gibt immer weniger davon, viele Bereiche haben sich ins Internet verzogen, sind in spezielle Foren abgewandert (wo getauscht und gehandelt wird) und vor allem auf Auktions-Plattformen wie eBay und Ricardo zu finden. Selbst das Fernsehen hat das Potenzial der medialen «Sammlerlust» erkannt und nutzt sie für Sendungskonzepte, die zum Teil überaus erfolgreich sind. (Beispiel: «Bares für Rares, täglich auf ZDF).
Doch viele sind Buchantiquare kämpfen ums Überleben, Trödler sind aufs Land gezogen ((in nicht benutzte Scheunen und Häuser), Flohmärkte mussten pande-miebedingt abgesagt werden. Bücher – zum Beispiel – werden tonnenweise als Altpapier entsorgt. Wo und wie kann trotzdem noch eine Sammlung auf- und ausgebaut werden? Vor allem, wenn sich Sammler und Sammlerinnen auf einen eng begrenzten Bereich konzentrieren. Glücksfälle und «Kellerfunde» sind eher selten, vor allem wenn über eine mögliche Rendite (auch medial) spekuliert wird (und nicht das bleibt, was man als ideellen «Sammlerwert» bezeichnen kann). Zum Sammeln gehört eben auch der Kauf und Verkauf von Sammelobjekten. Als Kinder hat man noch getauscht: Murmeln, Fussballbilder, Steine etc. Erwachsen geworden steht der (nun eher mögliche) Erwerb im Vordergrund, getreu dem Wohlstandmotto; «Es lässt sich alles kaufen». Den Rest dieser Maxime vergisst man gern: «Die Frage ist nur, zu welchem Preis?» Hand aufs Herz, Freude und Stolz gehören auch zum Sammeln, besonders wenn man ein ab und zu ein «Schnäppchen» gemacht hat.
Auktionsplattformen im Internet – anfänglich mit dem Charakter von digitalen Flohmärkten – sind fast ausschliesslich professionellen Online-Märkten geworden. Da bieten vor allem Kleinhändler ihre Ware an und nur noch wenige private Besitzer von Sammlungs-Objekten, die sie veräussern möchten, weil sie sich einen Gewinn versprechen, weil sie keine Verwendung dafür haben oder weil ihr «Lieblingsstück» (meist aus Erbschaften) in «gute Hände» kommen sollten (wie immer wieder treuherzig in den entsprechenden TV-Programmen beteuert wird). Wie stark Auktionsplattformen wie eBay im Bereich der «Kleingeschäfte» (wo Sammlerfreaks vorwiegend «posten») reine Online-Handelskanäle (ohne Auktionscharakter) geworden sind, zeigt der Vermerk ausschlies-
sliche «Direktkauf» (ohne Bietmöglich-keiten) bei vielen Angeboten. Auch Verkaufs- und Kaufumstände sind knallhart geworden (Termine, Zahlme-thoden, Zuschläge für Verpackung und Porto, Drohung mit schlechter Bewertung etc.). Kommt dazu, dass auf Grund der Angaben (zum Beispiel: «wie abgebildet», meist auf schlechten Fotos) oft «die Katze im Sack» kauft und nachher enttäuscht ist, weil sich eine Rücksendung (in bestimm-ten Fällen ist dies möglich) nicht in Frage kommt, weil die Spesen und Umtriebe (bei den oft kleinen Beträgen und hohen Portokosten) viel zu kostspielig aufwändig ist. Fazit: Das Sammeln ist schwieriger geworden. Es bieten sich zwar neue Möglichkeiten, doch auch das Sammeln ist immer stärker von kommerzielle Überlegungen und vom Markt geleitet, so dass Lust und Freude (Triebfeder für die meisten Sammlerinnen und Sammler) immer mehr verloren gehen.
Geschichten (024)
Die Geschichten hinter, in oder um Sammelobjekte sind ein wesentlicher Teil der Sammlerziele und Freuden. Hier entsteht Einmaligkeit. Es ist deshalb wichtig, dass alle "Beweise" für diese Geschichten - oft sind es auch nur Vorstellungen oder Fantasien der Sammelnden - aufbewahrt und beim Erwerb von
von Objekten mitgeliefert werden. Sie erhöhen oft den "Wert" der Gegen-stände. Es sind dies - ganz simpel - die Originalverpackung, Kauf- oder Repa-raturbelege, aber auch Fotos, belegbare Informationen über den Gebrauch, die Besitzer, die Aufbewahrung und Weitergabe etc.Sehr oft ist es sogar der Gegenstand selbst, der "erzählt". Zum Beispiel bei Büchern: Erstausgabe zurzeit als Napoleon seine Kriege führte. Oder eine deklarierte "Frontausgabe" für Soldaten im Ersten- oder Buchexemplare mit dabei an der Front? Schicksale - Zeitumstände, die so überliefert und dokumentiert werden. Es ist nicht nur das Alter, das Zählt, das Objekte "sammelwürdig" macht, sondern auch ihre lesbaren oder verborgenen, dokumentierten oder erdachten Geschichten. Sehr oft ist es sogar der Gegenstand selbst, der "erzählt".
Sehr oft ist es sogar der Gegenstand selbst, der "erzählt". Zum Beispiel bei Büchern: Erstausgabe zurzeit als Napoleon seine Kriege führte. Oder eine deklarierte "Frontausgabe" für Soldaten im Ersten- oder Buchexemplare mit dabei an der Front? Schicksale - Zeitumstände, die so überliefert und dokumentiert werden. Es ist nicht nur das Alter, das Zählt, das Objekte "sammelwürdig" macht, sondern auch ihre lesbaren oder verborgenen, dokumentierten oder erdachten Geschichten.
Geduld (023)
Die wichtigste Eigenschaft für eine Sammlerin, für einen Sammler ist die Geduld und (damit verknüpft) das Warten. Warten auf den "richtigen" Augenblick, auf die richtige Gelegenheit Doch, wann kommt sie? Wann ist der Moment der "richtige"? Sogenannte Exklusivitäten locken immer, auch "erprbte Sammlerhasen"
Hier handelt es sich um eine Sonderausgabe des "Fackelverlags" (Olten, Stuttgart, Salzburg), eine Lizenz-ausgabefür den relativ kleinen Fackel-Buchklub, der mit dem Verlag verbundenen war. Die Reihe umfasste 19 ausgewählte Titel des Gesamtwerks von Karl May, in der textlichen Fassung wie die Jubiläumsausgabe (1962) des Karl-May-Verlags. Nur in anderer Ausstattung: "braunes Halbleder mit Titelgoldprägung auf dem Rücken; Illustrationen auf den Deckelbezügen immer gleich". Die vollständige Reihe (19 Bücher) wird ab und zu angeboten, meist zu einem Preis um 100 Euro (vollständig und in gutem Zustand). Die Originalausgabe des Karl-May-Verlags (13 Auflagen von 1962 bis 1991 mit annähernd 500`000 Exemplaren) ist alles andere als selten und in auch im tadellosem Zustand jederzeit für zirka 5 CHF
in Antiquariaten und auf Auktionen zu finden. (Bild links) Die damalige Werbung für den Fackel-Buchklub. Obwohl die Auflagen (als Klubmitglied pro Monat eine Buchverpflichtung) eher bescheiden waren (im Verhältnis zu den grossen Buchklubs) tauchen einzelne Ausgaben der Reihe noch immer häufig auf. Im ZVAB (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) sind im Augenblick mehr als fünfzig Angebote einzelner Titel zu finden. Die ganze Reihe hingegen (vollständig oder mit ein paar Lücken) hingegen nur zwei Mal. Hier lohnt es sich - so man die Reihe in die Sammlung aufnehmen möchte - zu warten und die möglichst komplette Reihe zu kaufen (pro Buch ca. 5 CHF), allein schon wegen des Aufwands, der Versandkosten und der Porti. Geduld ist also gefragt. Geduldig waren, bis das passende Angebot (irgendwann, irgendwo) zum Kauf angeboten wird.
Ich selber habe 2007 ein Band, später noch vier weitere Bände zu ca. 10 CHF pro Band erworben. Es wird also schwierig, teuer und aufwändig sein, die Reihe (es fehlen immerhin 15 Bücher) zu vervollständigen. Hätte ich damals mehr Geduld aufgebracht, wäre jetzt die vollständige Reihe zu ca. 5 CHF pro Buch zu kaufen gewesen.Bei der erforderlichen Geduld beim Sammeln geht es nicht nur um Geld (Bestpreis), sondern um die Chance, im rechten Augenblick eine Sammlung so auszustatten, dass sie in bestimmten Teilen vollständig ist und nach bestimmten, vom Sammler definierten Kriterien allmählich ein "Gesamtkunstwerk" darstellt und nicht nur ein Konvolut beliebiger, oft zufälliger "Fundstücke". Dies ist nur zu erreichen oft aufwändigen Recherchen und viel, viel Geduld.
Raritäten (022)
Nicht alles, was "alt" aussieht, ist auch rar. Mit dem schlecht definierbaren Begriff "rar" wird viel Unfug betrieben. Vor allem in den Internet-Auktionen (Ricardo, eBay etc.). In vielen Fällen - vor allem bei Büchern und Trödlerwaren - spiegelt der "Allerweltsbegriff" eine gewisse Hilflosigkeit. Anstatt präzise Angaben wie Verlag, Jahrgang, Autor, Zustand, Auflage etc.wird allzu
leichtfertig mit Begriffen wie rar, selten, einmalig etc. geworben. Nicht alles, was "alt" aussieht, ist auch rar. Mit dem schlecht definierbaren Begriff "rar" wird auch recht viel Unfug betrieben. Vor allem in den Internet-Auktionen (Ricardo, eBay etc.). In vielen Fällen - vor allem bei Büchern und Trödlerwaren - spiegelt der "Allerweltsbegriff" eine gewisse Hilflosigkeit. Anstatt präzise Angaben wie Verlag, Jahrgang, Autor, Zustand, Auflage etc.wird allzu leichtfertig mit Begriffen wie rar, selten, einmalig etc. geworben.
Wer diese Begriffe nicht hinterfragt, zahlt in der Regel viel, zu viel und hat schliesslich statt der vermeintlichen Rarität einen alten Gegenstand erworben. Rarität ist kein Begriff des Alters, sondern der Verfügbarkeit. Natürlich sind alte Gegenstände in meist seltener anzutreffen, als das, war noch im Handel oder im Gebrauch ist. Beim hier Beispiel trifft die
Aussage "rar" zweifelsfrei zu, aber nicht wegen des Alters (2009), sondern aufgrund der
"limitierten Auflage" (3^000 Exemplare) und der handschriftlichen Signatur von Marie Versini (Nscho-tschi). Viel hilfreicher (und aussagekräftiger) wären Angaben des Autors (Michael Petzel), des Verlags (Schwarzkopf und Schwarzkopf) und für die Authentizität sehr wichtig: die Nummer des Exemplars (mein Exemplar trägt zum Beispiel die Nummer 306). Hilfreich ist - vor allem bei Objekten, die noch nicht sehr alt sind - der Kaufpreis. In diesem Fall habe ich im Jahr 2009 (in der Buchhandlung) 130 CHF bezahlt. (Das aktuelle Angebot - Buch noch eingeschweisst - zu 168 CHF ist durchaus marktkonform). Die genauen
Angaben sind wichtig, weil es bei vielen Objekten Nachahmungen, Kopien, neuere Auflagen gibt. Um bei, Thema Karl May zu bleiben: die teuren Lehning-Comics, die zum Teil Preise von mehr als 100 Franken erreicht haben. Es gibt aber gerade bei den Comics, legitime Nachdrucke von Reihen, die rund 50 Jahre früher bereits im Lehning-Verlag erschienen sind. Zum Beispiel identische Ausgaben im Hethke-Verlag (2001-2006), die aber bedeutend billiger sind (so um 5 bis 15 Euro).
Links das Lehning-Heft 1963-1965 rechts das Hethke Heft 2001-2006
Oft genügt der sehr häufig verwendete Hinweis "siehe Bilder" nicht. In den meisten Fällen braucht es möglichst viele, konkrete Angaben. Dies erleichtert den Vergleich von Angeboten des des selben Objekts von verschiedenen Verkäufern. Beim Lehning-Heft habe ich Preisunterschiede von 50 Euro entdeckt
Diese Postkarte wurde als Rarität angeboten. Sie ist zwar alt (etwa um 1919 entstanden) aber noch in relativ grosser Zahl im Umlauf.
Zwar ist der Preis (um 2 Euro) durchaus marktkonform, ja sogar sehr günstig. Die gleiche Karte wird auf einem anderen Auktionsportal für 15 Euro angeboten. Also massive Preisunterschiede. Die Bilder helfen den Zustand zu beurteilen, der durchaus den Preisunterschied oft rechtfertigen kann. Also Beschreibungen - auch des Zustands, der Qualität etc.- sind viel wichtiger, als das abgedroschene
Signalwort "Rarität!". Damit wird kaum mehr ein Sammler aus der Reserve gelockt.
05. August 2021
Die Frage taucht immer wieder auf: Sind Sammlungen auch eine (gute) Kapitalanlagen? Grundsätzlich: nein; im Gegenteil: es sind meist «Kapitalschlucker». Doch es gibt Bereiche, in denen der Aspekt «Kapitalanlage» durchaus zu beachten ist. Zum Beispiel: bei der Kunst. Mit einer «guten Nase», viel Sachkenntnissen und einem l-aaa-ngen Atem, lässt sich da wohl Kapital anlegen. Auch Schmuck ist ein Bereich, bei dem das Material (Gold, Silber, Edelsteine etc.) eine entscheidende Rolle spielt (und einen fast schon) garantierten «Materialwert» hat . Am häufigsten wird wohl der Wein zitiert; dabei trifft dies ausschliesslich für lagerfähige Weine mit hohem Beachtungspotential zu.
Auch bei Möbeln, Oldtimer (Fahrzeugen), Antiquitäten etc. kann das investierte Kapital durchaus an Wert zunehmen und so etwas wie «Zinsen» tragen. Berühmt (in den Medien auch ausgeschlachteten) sind auch die sogenannten Keller- oder Flohmarkt-FundeAuf dem Trödelmarkt wird etwas für ein paar wenige Franken erstanden und kann dann (nach einer sorgfältigen Expertise) für das Vielfache (meist an Auktionen) verkauft werden. Dies alles hat aber mit Sammeln wenig oder nichts zu tun. Vielmehr mit Glücksrittertum oder Händlertalent. Wein wird gekauft, nicht aus Freude am Sammeln, sondern in der Annahme, der Hoffnung oder dem Wissen, dass es später (meist nach vielen Jahren) wesentlich teurer verkauft werden kann. Ähnlich ist es bei andern «sogenannt wertvollen» Sammelstücken. In diesem Bereich gibt es auch Händler (Broker), welche die Vermittlung potenzieller Käufer übernehmen und selbstverständlich auch daran verdienen.
Kommt dazu, dass es für den Sammler-wert zwar Kataloge gibt, aber keine Fix- nur Erfahrungswerte, die sich je nach Situation (Mode, Rarität, Beliebtheit, Trend) rasch und gründlich ändern können. Das Risiko ist bei dieser Art von Kapitalanlage immer vorhanden, oft fällt der aktuelle Wert, oft fällt er aber auch. Es ist also eine wacklige Kapitalanlage, vielmehr ein (zugegeben interessantes) Glücksritterspiel.
Im Mittelpunkt des Sammelns stehen andere Motive. Es sind dies vor allem die Lust, die Freude, die Leidenschaft, der Antrieb, das Verlangen mit genau definierten Sammelobjekten etwas Neues zu kreieren, das in sich selber «stimmig» ist. Das heisst: Etwas, das von einem bestimmten Bereich einen Überblick gibt, darin eine Ordnung schafft, sich gut präsentiert, Aufschluss gibt über Änderungen, Beziehungen und Entwicklungen, und nicht zuletzt auch die Freude am «neu Entdeckten», den Wunsch nach Vollständigkeit dokumentiert. Man nennt das, was entsteht: eine Sammlung.
Selbst wenn einzelne Sammelstücke rar sind, viel gekostet haben und als «wertvoll» bezeichnet werden, sind Sammlungen als Ganzes keine Kapitalanlage. Die wertvollsten Einzelteile können wohl
verkauft werden (vor allem auf Auktionen für andere Sammler), kaum aber die ganze Sammlung. Denn Sammlungen kosten (auch wenn sie nicht erweitert werden): Erhaltung, Präsentation, Aufbewahrung,
Raum, Zugänglichkeit, Verwaltung… Zudem – das liegt im Wesen des Sammelns – sind Sammlungen immer sehr persönlich zusammengestellt: subjektive Auswahl, subjektive Grenzen, subjektive
Wertvorstellungen…
Jeder Sammler, jede Sammlerin hat etwa das gleiche Problem im Alter (nach vielen Sammlerjahren). Was geschieht mit der Sammlung? In ganz speziellen
(seltenen) Fällen übernehmen Museen, öffentliche Sammlungen, permanente Ausstellungen (mehr oder weniger komplett) eine Sammlung (in der Regel nur als Geschenk, denn die Folgekosten sind fast
immer erheblich).
Als «Lösung» wird häufig eine Stiftung errichtet, die in der Folge fast immer zu kämpfen hat (Kosten, Interesse, Attraktivität etc.) und meist nur durch Verkäufe (der «besten Stücke») am Leben gehalten werden kann. Das Häufigste (fast jeden Tag zu lesen, zu hören, anzutreffen) ist die «Sammlungs-Auflösung». Auch da werden die «besten Werte» verkauft, der Rest verschwindet in anderen Sammlungen, bei Liebhabern oder eben in der Mülltonne. Von Kapitalanlage kann da nicht mehr gesprochen werden. Das Kapital ist das Wissen, das Können, die Zeit, die Erkenntnis und die Freude des Sammlers. Das hat keinen nominellen Wert, bringt keine Zinsen ein und ist – wie alles Vergängliche – so vergänglich wie der Mensch, der Sammler, die Sammlerin.
Dokutainment
"Bares für Rares" (020)
Da das Sammeln ein «Volkssport» geworden ist, interessieren sich auch die Medien für das Thema: Vorab das Fernsehen. Rund um das Sammeln werden «Shows» gebaut, welche die Sammlerlust oder die Sammlerleidenschaft ausloten. Die wohl bekannteste Sammler-Sendung (im deutschsprachigen Raum) steht seit 2013 – also schon seit bald zehn Jahren – im ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) jeden Tag auf dem Programm: «Bares für Rares», werktags um 15.05 Uhr (nur wichtige Sportereignisse und Aktualitäten
können ab und zu den Sendeplatz streitig machen). Am Wochenende folgen Zusammenschnitte als Wiederholung, Ab und zu wird die populäre Sendung mit Horst Lichter (Koch, Fernsehkoch, Buchautor und Moderator) in besonders festlichem Rahmen ins Hauptprogramm (Primetime) gehisst und erreicht dann etwa 6 Millionen Menschen (Marktanteil um 20%). Am Nachmittag sind es «nur» drei Millionen (25% Marktanteil). Damit ist die Sendung die «die „erfolgreichste Daytime-Show“ im ZDF.
«Bares für Rares» ist längst nicht die einzige TV-Serie, die sich mit «Trödlerkram» und dem Sammeln befasst. RTL hat die «Superhändler» (vier Räume, ein Deal), die BBC «Bargain Hunt», aus der USA kommen die «Trödlerhändler» (Bezahlfernsehen «History») und «Die Raritäten-Jäger» (HGTV und joyn), aus Bayern (BR) «Kunst und Krempel» (wöchentlich), der «Trödel-King» tritt beim WDR auf…
In den meisten Sendungen geht es um das «Jagen» und «Finden» von «verborgenen», meist alten Schätzen, also um eine Art Schatzsuche. Dabei gibt es immer wieder Glückliche und Enttäuschte, Treffer und Nieten, Entschlossene und Zauderer,
Keine andere der Sendungen ist so einfach und klar strukturiert wie «Bares für Rares». Dies ist wohl auch das Geheimnis ihres Erfolgs. Die Anbieter von Trödel, aber auch von wertvolleren Antiquitäten, von Kuriositäten, Dokumenten, Gemälden, Designstücke, Schmuck, Porzellan, Bronzefiguren, Antikspielzeuge und, und, und… reisen nicht selten von weither, nur um in der Sendung auftreten zu können. Der Aufwand und die Kosten sind oft grösser als der Erlös. Es geht um die Präsentation von Dingen und Menschen, die für einen kurzen Moment der Bedeutungslosigkeit im öffentlichen Diskurs entrinnen und eine Bühne erhalten.
Es geht weniger um das Sammeln an sich als um einige zentrale Elemente des Sammelns: die Expertise (Wertbestimmung), den Handel (Verfügbarkeit), die Wertschätzung (Bindung an ein Objekt) und den Gewinn (an Information und an Geld). Die Experten übernehmen die Einordnung und den gesellschaftlichen und historischen Hintergrund, die Händler bezahlen sichtbar und rituell mit Geldscheinen.
All diese Sendungen thematisieren nicht das Sammeln, sondern den Reiz am Sammeln, nicht den Besitz, sondern die Emotionen, die damit verbunden sind (häufigste Aussage der Anbieter: «Hauptsache - es kommt in gute Hände»). Den (meist verborgenen) Wert sichtbar machen, Weggeben oder doch Behalten, Verlust und Gewinn machen aus den Sendungen (Shows) ein Dokutainment, eine Verbindung von Dokumentarischem und reiner Unterhaltung.
Sammelkataloge (oder Sammlerkataloge) (019)
Eine Grundlage für jedes geordnete Sammeln sind «Sammelkataloge». Sie werden in der Regel von Händlern (und Sammlern) erstellt, die sich auf bestimmte Sammelgebiete spezialisiert haben. Da der Aufwand zur Erstellung eines umfassenden und verlässlichen Katalogs aufwändig ist und der «Kundenkreis» verhältnismässig klein, sich auch in kurzer Zeit auch vieles verändern kann (Preise, Verfügbarkeit, Abarten, neue Entdeckungen…), sind die meisten dieser Kataloge nicht auf dem neusten Stand, sehr oft auch hoffnungslos veraltet. Viele davon – obwohl in Sammlerkreisen bekannt und geschätzt – gibt es nur in einer (oder in wenigen) Ausgaben.
Wenn sie überhaupt aktualisiert und erneuert (ergänzt) werden, dann in grösseren Zeitabständen. Im Internet (vor allem in Sammlerforen) sind aber wesentliche Teile der Informationen aus Sammlerkatalogen zu finden, vor allem weil da die Aktualität einfacher aufgearbeitet werden kann und Angaben schneller zu korrigieren und ergänzen sind. Trotzdem sind auch «alte» Sammelkataloge gesucht und oft auch teuer. Kataloge gibt es zu fast allen (auch ausgefallenen) Sammelgebieten. Natürlich gibt es auch Sammlungen ausschliesslich von Sammelkatalogen.
Ein Sammelkatalog ist ein Werkzeug, das benutzt wird, um Sammelobjekte zu identifizieren, Ordnung zu schaffen, genaue Angaben zu erhalten und nicht zuletzt auch den «Marktpreis» zu erfahren (oder mindestens schätzen können). Die Genauigkeit und Übersichtlichkeit bestimmen den praktischen Wert eines Katalogs. Gedruckte Kataloge sind meist nicht so aktuell, wie digitale Versionen. Trotzdem werden sie von den Sammelnden bevorzugt, weil sie überall und immer zur Hand sind (Reverenz) und eine bessere (grössere) Übersicht ermöglichen. Inzwischen gibt es sogar Cloud basierte Sammelkataloge, vor allem dort, wo es um Sammelobjekte geht, die sehr wertvoll und teuer sind (wie Kunst, Schmuck, Antiquitäten, Oldtimer etc.) Da bemühen sich die Händler um einen möglichst konstanten Kundenkreis (der oft in der ganzen Welt verstreut ist).
Es gibt auch Verlage, Buchhandlungen und Online-Shops, die in ihrem Programm aktuelle Sammelkataloge anbieten. (Zum Beispiel reuffel.de (Deutschland)). Das grösste Angebot an aktuellen Katalogen listet erwartungsgemäss Amazon auf. Ältere Kataloge sind in grosser Anzahl in Antiquariaten (ZVAB) und bei eBay zu finden.Jeder der was sammelt oder aus irgendeinem Grund an ein Sammelobjekt gekommen ist, möchte auch wissen, was die Sammelgegenstände wert sind. Bis in den letzten Jahren enthielten die Sammlerkataloge die verlässlichsten Angaben für zur Wertbestimmung. Seit es das Internet gibt sind jedoch auch viele Kataloge, Preislisten, Auktions-ergebnislisten usw. online verfügbar. Hier eine der wichtigsten Adressen: http://www.sammler.com/katalog
Verständnis (018)
Ein fast schon erschreckend tiefer Graben zeht sich oft zwischen Sammlern und Nicht-Sammelnden. Wer nicht in irgendeiner Form sammelt, kann nur schwer verstehen, dass andere viel Interesse, Zeit, Leidenschaft und (meist) auch Geld aufbringen, um ein bestim-tes Sammelstück zu finden und (wenn möglich) zu erwerbenin und in die eigene Sammlung einzureihen. Der Graben ist besonders tief, wenn es um Originale, Bezugsstücke, Objekte, die mit bestimmten Ereignissen oder/und Erinnerung behaftete sind, also um (scheinbar um nutzlose) Gegenstände geht. In der Regel sind es eben nicht um materielle, als vielmehr ideelle Werte, sogenannte Sammlerwerte um die es da geht. Ein Beispiel dafür ist diese Ausschreibung des renommierten Aktions-hauses Christie's: «Roger Federer versteigert Erinnerungsstücke für 1,5 Millionen Franken zugunsten einer Charity-Aktion. Schon der Start übertraf alle Erwartungen. So kamen für 20 Grand-Slam-Objekte mehr als 1,5 Millionen Franken zusammen.» Prompt folgt (nicht nur eine) Reaktion – vor allem in den Social Media - von vielen, die dafür kein Verständnis haben: «Schlimm ist dass es wirklich Leute gibt die so etwas kaufen!» oder: «Nennt doch lieber die Spender welche für den Plunder zahlen» oder noch direkter: «Wer gibt für solch einen Plunder Geld aus und was macht man damit?»
Was für die einen "Plunder" ist, kann für andere eine gesuchte Trophäe sein. Es ist nicht der Materialwert, der zählt, es ist die "Verfügbarkeit", die den Wert ausmacht und den Preis bestimmt. Sammler von originalen Erinnerungsstücken prominenter Personen (Sportler, Filmstars, Autoren) sind besonders gesucht und werden in er Regel von grossen Auktionshäusern professionell vermarktet, meist für einen "Guten Zweck" (Stiftungen, Sozialwerke etc.) So ist der meist sehr hohe "Sammlerwert" einfacher zu rechtfertigen. Nicht selten sind es Gegenstände aus dem Nachlass bekannter Persönlichkeiten, die verstorben sind. So wurde auch der Nachlass von Film-Winnetou, Pierre Brice auf zwei grossen Auktionen nach seinem Tod (2015) versteigert. Entscheidend dabei ist der originale Charakter (nicht der Zustand und auch nicht die Art des Gegenstands)
und die direkte Beziehung zum ehemaligen prominenten Besitzer, wenn möglich verbürgt durch Unterschrift oder/und Zertifikat (Beglaubigung)
Bei Nichtsammlern (Menschen, die nur den Materialwert beachten und den praktischen Nutzen) hört da das Verständnis meist auf. Das Sammlerverständnis orientiert sich an anderen Kriterien. Zum Beispiel: an der "Magie des Gegenstands", die (von wem auch immer) einmal aktiviert wurde. Bei Sammelobjekten im Umfeld von berühmten Menschen ist es die Beziehung zu diesem Menschen, durch seinen Besitz und/oder Gebrauch. Die Vorgeschichte ist entscheidend und die Intensität der Beziehung. Sie bestimmen weitgehend den Sammlerwert.
Diese andere - nicht materielle - Wertordnung (und damit verbunden die Preise) sind für Menschen, die keinen Bezug zu sammeln haben, kaum verständlich. Oder wie ein kommentar zur
"Federer-Auktion" festhält: "Auch wenn "nur" rund 1,3 Mal so viel erzielt wurde, wie geschätzt, finde Ich finde es trotzdem dekadent" oder "Schlimm ist dass es wirklich
Leute gibt die so etwas kaufen!" Sind Sammlerinnen und Sammler wirklich so dekadent oder haben sie einfach andere Wertvorstellungen.
Pannini (Sammelbilder) (017)
Das Sammeln von Stickern (Bilder, die in ein Album einzu-kleben sind) ist ab den 60er Jahren erst so richtig populär geworden, vor allem unter Kindern und Jugendlichen. Zwar ist das System (vor allem als Mittel der Werbung) schon viel länger bekannt. Die Idee, Bilder zur Verkaufsförderung von Ware in einzusetzen, geht auf geht (in Deutschland) auf das 19. Jahrhundert zurück, als der Schokoladenproduzent Franz Stollwerk (1815-1876) den Kauf seiner Produkte mit Bildern belohnte. Bilder, die rasch einmal gesammelt wurden. Dafür gab es rasch einmal Sammelalben, wo die Bilder eingeklebt werden konnten. Rechts das Sammelalbum Nr. 1 (1897) von Stockwerk. In der Schweiz übernahm Schokolade Tobler das Erfolgsrezept der Sammelbilder (1903). Später waren es dann die vier Schokolade-Firmen (Tobler - Kohler - Cailler - Klaus), die überaus erfolgreich die mit ihren Sammelbildern und gut gestaltete Alben die Jugend erreichte. Erst die italienische Firma Panini (Modena) hat ab 1961 die Leidenschaft für Sammelbilder unter Kids so richtig entfacht. Panini ist ein Unternehmen, das hauptsächlich im Verlagswesen tätig ist.
Die Bilder (Sticks) sind nun nicht mehr Werbung für ein Verlags-fernes Unternehmen (wie Schokolade), sondern müssen paketweise gekauft werden, genauso wie das Album dazu. Durchbruch waren die Bilder von Fussballstars. Die wurden nun getauscht, gesucht, gekauft und verkauft. Vor allem im Umfeld grosser Sportanlässe (EM, WM etc.) entstand über Jahre ein Panini-Fieber, das sich rasch über viele Länder ausbreitet. Das blieb zwar nicht alle Jahre so, es gab "Auf- und Abs", die Firma Panini wechselt mehrmals den Besitzer, man versuchte es mit neuen Konzepten, doch die Sammelidee hat sich durchgesetzt. Wenn man heute von Sammelbildern spricht, ist fast immer Panini gemeint. Selbst fehlende Sticker und Karten gehören inzwischen zum Panini-Verkaufsprogramm.
Man versucht nun sogar die Panini Sammlerszene digital zu erweitern und die Sticks auch digital anzubieten, da heute die meisten Kinder und Jugendlichen mit den Smartphones unterwegs sind. Viele der andern Same-melbilder Aktionen (und Traditionen) sind weitgehend eingestellt. Sie haben nicht mehr den Erfolg von einst. Andererseits werden die Sammelalben und Bilder von früher im in Auktionen zum Teil teuer verkauft. Vor allem jene Alben, die vor den 60er Jahren erschienen. Die ersten Alben von Stollwerk erzielen Preis von weit über 100 Euro. Das Sammleralbum Karl May (1932) von Tobler - in meiner Sammlung - hat vor 15 Jahren 400 CHF gekostet.
17. Juni 2021
.
Das wichtigste „Instrument“ des Sammlers ist inzwischen das Internet geworden. Zwar werden sogenannte „Funde“ und „Entdeckungen“ noch immer auf den Floh- und Trödelmärkten gemacht und der Austausch (Kauf, Verkauf, Wissen, Hinweise, Ideen) geschieht vorwiegend in Zirkeln, Sammlerkreisen, Vereinen etc. die sich mit einem ganz bestimmten Sammelgut beschäftigen. Doch das Internet übernimmt drei wichtige Funktionen.
1. Orientierung
Auch ein Sammler weiss nicht alles in seinem Spezialgebiet. Besonders wenn
er/sie,auf „Entdeckungsreisen“ geht (einem wichtigen Element der Sammel-
leidenschaft). Im Internet lässt sich - ohne grossen Aufwand - rasch einen Überblick
gewinnen: Vorkommen, Varianten, Wert, Merkmale etc.
2. Wertfindung
Beim Sammeln geht es oft auch das
Tauschen, Kaufen, Verkaufen. Dabei
ändert sich der sogenannte Marktwert
sehr rasch. Zu welchem Preis wird ein
Sammlerstück angeboten. Aber Achtung:
da gibt es nicht nur grosse Unterschiede
(abhängig von Zustand, Variante,
Echtheit, Auflage etc.), es tauchen auch
oft „Fantasiepreise“ auf, die nicht
realistisch sind (Preise, die vielleicht einmal, aber nicht generell erzielt werden können.)
3. Suchen
Sammelnde bemühen sich immer, Vollständigkeit
(oft in einem kleinen Bereich) herzustellen. Da und
dort fehlt etwas ganz Bestimmtes (was noch fehlt in
einer Reihe, was man gerne in der Sammlung hätte,
was besonders gut in eine Sammlung passt). So suche
ich zum Beispiel seit Jahren den ersten Band der
„Goldenen Ausgabe“ von Helmut Nickels „Winnetou“
(limitierte Ausgabe), die ich beim Erscheinen verpasst habe. Da erweitert das Internet
den Suchbereich ganz entscheidend. Das Sammeln hat durch das weltweite Netz eine
ganz neue Dimension erhalten.
07. Juni 2021
Das berühmte Klischee von den "Sammlern" und "Jägern" hat sich - in vielen Kulturen - über Jahrhundert, ja Jahrtausende erhalten und wird heute noch angewandt wenn es um Sammelleidenschaft geht. Tatsächlich sind die beiden aktiven Tätigkeiten im Umfeld einer Sammlungen nicht von der Hand zu weisen. Es beginnt meistens mit dem blossen (friedlichen) Sammeln, nicht selten sogar aus Zufall. Mehrere gleichartige "Objekte"
Antrieb und Knackpunkt einer jeden (ge-pflegten und nicht zufälligen) Sammlung ist eine gewisse Vollständigkeit. Wobei der Begriff "vollständig" einzig von den
SammlerInnen selber definiert wird. Wie weit soll etwas auch "vollständig" sein? Wie ist dieses Anliegen zu erreichen? Es gibt immer und überall Ausnahmen, Abarten, Vergleichbares,
Besonderheiten, Verwandtes etc. Dies kann die Grenzen der "Vollständigkeit" rasch einmal massiv erweitern. BriefmarkensammlerInnen, zum Beispiel, haben da viel Erfahrung (gestempelt,
ungestempelt, Fehldrucke, Viererblocks, Sonderstempel, Ersttags-ausgabe etc.). Am übersichtlichsten sind
immer gekennzeichnete (oft auch nummerierte) "Serien". Doch auch da werden immer wieder die scheinbar festen Grenzen gesprengt (Fehler, Veränderun--gen, Varianten...) Sehr oft ist die Jagd nach
"Vollständigkeit" nicht von Anfang an
geplant noch voraussehbar. Stapeln sich aber einige gleichartige Sammelstücke bei einem Sammler, bei einer Sammlerin, schon
ist das Interesse geweckt (besonders von "Sammlernaturen". Es beginnt ein Ordnen und Vergleichen, ein Erforschen und Suchen. Nebst der Ordnung ist vor allem das Erweitern des eigenen Besitzes ein entscheidender Antrieb. Nicht mehr der Zufall spielt Regie, vielmehr das gezielte Suchen. Sobald sich eine Ordnung, ein System, einer gewissen Vollständigkeit nähert, wird das Suchen zum Jagen. Man möchte das Angefangene vollenden, vollständig werden lassen. Und dies meist mit Leidenschaft, Hartnäckigkeit, ja sogar in einer Art von Jagdfieber.
Es sind nicht nur seltene, wertvolle, rare Objekte, sogenannte "Filet-Stücke", welche Sammler suchen, es sind vielmer jene Objekte, welche eine Sammlung vervollständiger, kompletter machen (Dass
dies meist auch rare und dadurch kostbarere Objekte sind, ist nur eine Folge der Umstände (Alter, Auflage, Gebrauch etc.)
Es ist deshalb so, dass eine Sammlung umso einmaliger, umso "wertvoller" ist, desto mehr Bereiche sie enthält, die "vollständig" sind. Vollständigkeit (wenn auch nur in bestimmten Bereichen) ist
das entscheidende Kriterium, das fast immer zur Sammlerleidenschaft und -freunde führt. Hat aber eine Sammlung eine gewisse Vollständig-keit (nach Definition des Sammlers) erreicht, erlöscht die
Sammelleidenschaft und sie oft nur noch interessante (oft auch schöne) Anschauungs- und Präsentationsobjekte (Ausstellungen). "Vollständige" Sammlungen - auch wenn nur in Teilen vollständig,
lassen sich auch kaum "verkaufen", nicht einmal vererben (Folgekosten). Meist werden sie aufgelöst und ihree "Filet-Stücke" einzeln verkauft..
20. Mai 2021
Bei Weinsammlungen (Wein wird nicht nur getrunken, auch "gesammelt") lasst sich die Beziehung Händler-Sammler anschau-lich zeigen. Die Lagerweine (also Weine, die "gesammelt" werden) bietet der Händler in seiner Weinhandlung an. Entscheidend in dieser Beziehung ist das Vertrauen (Kenntnisse und Glaubwürdigkeit) zwischen Händler und Sammler, denn der Wein, der "gesammelt" wird, ist in dieser Phase noch nicht reif und es ist fast unmöglich, abzuschätzen, was daraus werden wird. Entscheidend in (diesem Fall) ist das Altern des Weins. Was der Sammler nicht selber trinkt, das geht (irgendwann einmal) zurück in den Verkauf (Handel): in Auktionen (wichtigster Umschlagplatz für Sammlergut (nicht nur beim Wein) oder zum "Broker" (ein Begriff aus der Finanzwelt: Makler, Vermittler, Zwischenhändler). Beim Wein (und im Börsengeschäft) ist der Begriff "Broker" üblich, in fast allen andern Bereichen ist es der Händler (Briefmarkenhändler, Trödler, Antiquar etc.)
Der Händler die Händlerin ("Broker") ist wohl die wichtigste Person für jeden Sammler. Sie hat zwei Funktionen:
(Ein Sammlerwert ist auch keine feste Währung, sondern abhängig von
Angebot und Nachfrage und variiert deshalb immer wieder sehr stark)
2. Vermittlung. Da das Sammeln sehr individuell betrieben
wird und sich in unglaublich viele Bereiche aufteilt,
verteilt sich die "Kundschaft" nicht nur über ein Land,
in vielen Bereichen über die ganze Welt. Briefmarken
und Münzen (natürlich auch Bücher Schmuck und
Möbel sind die letzten - immer spärlicher gewordenen;
spezialisierten "Handelsorte" für Sammler. Es braucht
den Händler, die Händlerin, als Vermittler (innerhalb
eines grossen, weit verstreuten Kundenkreises).
Kaum in einem andern Handelsbereich ist Vertrauen so wichtig, wie im Sammlerbereich
(nicht einmal im Börsengeschäft). Es geht zwar in der Regel um kleinere Beträge, beim
Kauf, Verkauf und Tausche. In gewissen Bereichen gibt es aber definierte (messbare) Werte (so der Gold- oder Silberwert beim Schmuck. die Verkaufspreise beim Wein etc.) Doch der weitaus grösste
Teil ist ein imaginärer Wert (der nicht zuletzt auch von Moden, gesellschaftlichen Entwicklungen, technischen Veränderungen bestimmt wird).
Händler - das ist ihr Beruf - verdienen ihr Geld im Sammlerbereich durch Vermit-tlung und der Spannweite zwischen Kaufen und Verkaufen (mitunter auch Tauschen). Es wird ja kein neues Gut
produziert (altes eigentlich nur "verwaltet") kulturhistorisch hat der Händler immer wieder einen zweifelhaften Ruf (weil feste Messstäbe weitgehend fehlen. Deshalb ist die Beziehung zwischen
Sammlern und Händlern von ausschlaggebender Bedeutung.
Heute wird der "Handel" mit "Samm-mlergut grossmehrheitlich im weltweitem Netz (Internet) abgewickelt. Da aber ist das Vertrauen noch weit wichtiger. Aussage eines 71jàhrigen Händlers in einem
Briefmarkengeschäft: ""Ich bin einer der letzten Dinosaurier"
(Der Spiegel). Ganz so falsch liegt er da nicht!
20. Mai 2021
Sammelleidenschaft, sagt man, "kennt keine Grenzen". Es wird nicht nur irgendwo und irgendwann alles gesam-melt, was man sich überhaupt vorstellen kann. (Bild rechts: Pins und Nadeln von Sportvereinen). Irgendwann - und zwar recht rasch - gerät fast jede aus "dem Ruder. Wer mit Sammeln beginnt, möchte nicht nur suchen, sondern auch finden. Irgendwo im Hintergrund taucht auch der Gedanke von Vollständigkeit auf, auch wenn alles erst begonnen hat. Wer macht sich da schon Gedanken über mögliche und notwendige Grenzen? Erst, wenn der verfügbare Platz, die verfügbare Zeit, die verfügbaren Mittel langsam erschöpft sind, taucht der Gedanke an "Grenzen" auf. Da gibt es einige Möglichkeiten. Zum Beispiel in Bezug auf die Herkunft (Land, Region etc.) oder in Bezug auf die Motive (sehr häufig bei Briefmarken-Sammlungen), oder... Ich schreibe dies aus eigener,
leidvoller Erfahrung. Meine vier grösseren Sammlungen "leiden" genau an diesem Problem. Wenn man einmal die Grenzen geöffnet hat, lassen sie sich kaum mehr errichten. Meine Karl-May-Sammlung ist
so ein Fall. Neben Vitrinen und Bücher-regalen sind es mindestens noch dreissig Archivschach-teln und unzählige Ordnen. Spätestens beim Aufteilen, Einordnen und Registrieren beginnen die
Probleme. Sie enden wohl in der Einsicht, es nie wirklich zu schaffen - zumindest nicht in der Gewünschten Präzision, Über-sichtlichkeit und Erreichbarkeit. Eine Sammlung aber ohne Ordnung
und Bezug zu der einzelnen Sammelstücken zueinander, macht weder Spass noch Sinn. Die anfängliche Grenzenlosigkeit ist wohl der Hauptgrund, warum Sammlungen sehr oft - auch wenn sie schon
beachtlich sind - wieder aufgegeben werden.
Das Beispiel rechts zeigt nur wenige Kolonnen (Angaben) meiner Karl-May-Sammlung: Thema Spiele. Es gibt inzwischen an die hundert Themen-Bereiche, riesige (z.B. Bücher, aber auch kleinere, wie die Spiele) Um so enger man eine Sammlung beschränkt, umso "wertvoller" wird in der Regel eine Sammlung, weil sie sich so immer näher der Vollständigkeit nähert und auch immer rarere, interessante und "einmalige" Sammelstücke enthält. Es ist meist nicht allein die Menge von Exponaten, die gleichsam eine die Krönung einer Sammlung darstellen, es sind die "Filetstücke", welche die asie krönen. Dies ist aber nur zu erreichen, wenn Grenzen eng gesteckt sind.
Sammlerwert,
eine imaginäre Währung (012)
Sobald etwas alt, kostbar, kurios oder aus dem Gebrauch oder der Mode gekommen ist, taucht der Begriff Sammlerwert auf. Er gibt vor, eine feste Grösse zu sein, eine Art "Antik-Währung", die sofort und leicht in "Bares" umgesetzt werden kann. Fernsehserien wie "Bares für Rares" (täglich nachmittags auf ARD) verstärken, ja betonieren diese Illusion. Tatsächlich lässt sich vieles auf dem Trödelmarkt oder in Antiquariaten vermarkten. auch Dinge, die scheinbar wertlos geworden sind. Da wird dann vom "Sammlerwert" gesprochen. Der aber ist keine fixe Grösse, sondern eine "Währung", die sich unglaublich schnell verändert und von ganz bestimmten Faktoren abhängig ist. Vor allem von der sogenannten "Sammler-gemeinde", besser ausgedrückt: "Sammlerszene". Wann und wo aber ist diese zu finden? Für bestimmte Sammelgebiete gibt es Händler oder Kollektive, welche die Preise ihrer Angebote säuberlich listen (mit Verfalldatum) und dadurch so etwas wie einen imaginären "Marktwert" festlegen.
Es sind vor allem drei Faktoren, welche den Sammlerwert beeinflussen,bestimmen und prägen. Und es sind alles Faktoren, die abhängig sind, von Gewohnheiten, von Moden, von Umständen, von Einflüssen, ja sogar von Zufällen, die nur schwer voraussehbar und kaum für längere Zeit zu fixieren sind.
1. Das Alter
Es ist in diesem Zusammenhang der meist zitierte Begriff.
Genauso "schwammig", wie meisten anderen Begriffe und oft auch wer zu bestimmen. Wann ist etwas alt? Und nicht alles was "alt" aussieht, ist auch wertvoll. Allerdings trägt das Alter dazu bei, dass etwas "rarer" wird (aufgrund der Vergänglichkeit, der Mode und dem natürlichen Bedürfnis, das zu entsorgen, was man nicht mehr braucht.
2. Sammlerszene
Es ist kein Geheimnis: gesammelt wird eigentlich alles, irgendwann und irgendwo. Doch gibt es dafür auch eine "Szene", die sich irgendwie gebildet, gefunden und (vielleicht auch nur lose) verknüpft hat. Auch der Sammlerwert ist (zwar eine imaginäre) Währung.
Und jede Währung braucht den Markt, wo verkauft und gekauft (vielleicht auch nur getauscht), jedenfalls gehandelt wird.
3. Mode und Interesse
Die Motivation zum Sammeln (oder auch nur zum Kaufen), ist extrem abhängig von der Mode, von dem was gerade "in" ist (oder das Gegenteil "nicht in". Es gibt aber auch viele Dinge, die gesammelt werden, dann aber mit der Zeit ihre Funktion verlieren (Telefonkarten, z.T. auch Briefmarken, Souvenirs etc.)
Dies (und noch einiges mehr) bestimmen den Sammlerwert und prägen den Sammlermarkt. Ein gutes Indiz um diesen irgendwie zu erfassen (Grösse, Richtung, Lebendigkeit) sind die Samnmlermagazine (heute auch Websites), die sich (wie hier im Bild) auf einen bestimmten Bereich konzentrieren.
Ich selber kenne gut zweihundert dieser Publikationen, die ihren "rentablen" Abonnentenkreis haben (inklusive gezielte Werbung). Nicht alle hier auftauchen Sammlerwerte spiegeln den Markt wider. (Werbund versucht ja den Markt zu verändern).
Exsila (Tauschbörse für Bücher, Filme und vieles
mehr) (011)
SammlerInnen sind - mehr den je - auf Quellen für ihr oft sehr spezielles Sammelgebiet angewiesene. Das Angebot auf dem Flohmarkt (dem ordinärsten Ort der Sammlerszene) genügt längst nicht mehr. Vieles hat sich ins Internet verlagert (Auktionen) und Antiquitätenhändler sind oft zu sehr spezialisiert. Es sind auch immer weniger und ihr Angebot in der Regel ordentlich teuer (grosser Aufwand, hohe Mieten, knapper Lagerraum etc.). Das "klassische Tauschen" - unter Sammlern üblich - erlebt aber eine neue Blüte, dank der Möglichkeiten im Internet.
Zum Beispiel mit Exsila, einer Plattform unter dem Motto "Tauschen statt Kaufen". Das Verfahren ist einfach (und zuverlässig). Angemeldete Nutzerinnen und Nutzer (Registrierung kostenlos) stellen ihre Angebote (in den verschiedenen Kategorien) selber ein und legen den Preis (Exsila-Punkte) fest. Vor allem für Tonträger (DVD, CD) und Bücher eignet sich das Tauschprogramm hervorragend. Es ist einfach und flexibel. Das Tauschgut wird auf Exsila. Gehandelt wird mit der Tauschwährung “Exsila-Punkte”. Diese Punkte haben nirgends einen Wert, ausser bei Exsila. Man kann die Punkte durch einen Verkauf von Sammelgut erwerben oder sie bei Exsila auch kaufen und sie dann später bei einem Kauf einsetzen. Im Augenblick sind rund 210^000 Angebote eingestellt (nach eigenen
Angaben), in 15 verschiedenen Abteilungen mit vielen Unterabteilungen. Die grössten Abteilungen mit ja rund 35`000 Angeboten sind Bücher, Filme und Musik. Die Ware bleibt bei den Einstellern, bis sie gekauft werden. Sobald etwas gekauft wird, erhält der Verkaufende die Meldung. Die Ware muss raschestmöglich versandt und bestätigt werden. Die Portokosten bezahlt der Verkäufer (und ist im Verkaufspreis einberechnet). Genau so wird verfahren, wenn etwas gekauft wird, nur fällt da das Porto weg. Doch auch da ist der Empfang zu bestätigen, sonst wird der Nutzer gesperrt.
(Rechts: Alles Dubletten der letzten Zeit, die entweder getauscht (Exsila) oder auf Ricardo/eBay eingestellt werden mussten.) Wer eine Sammlung aufbaut oder
pflegt, der kennt das Problem der Dubletten. Man ersetzt ein Exponat oder man muss - weil etwas sehr rar ist - ein ganzes Konvolut kaufen, um ein ganz bestimmtes Exponat zu erhalten, auch bekommen Sammler oft Exponate geschenkt (gedacht als sinnvolle "Entsorgung"), die bereits in der Sammlung sind, und schliesslich passieren selbst dem best dokumentierten Sammler ab zu ein Fehler. Das alles muss wieder weg, möglichst einfach, ohne grosse Kosten. Da ist Exsila gerade richtig.
Trouvaillen (Fundstücke) (010)
Vielleicht ist der Begriff "Trouvaille" (zu deutsch: Fundstück) doch der "unverdächtigste" Begriff, für etwas, das für SammlerInnen von immenser Bedeutung ist. Dies, obwohl "Trouvaillen" in einer Sammlung nur ganz selten mit Fundgegenständen zu tun haben. Es fehlt ihnen die mit dem verbundene Zufälligkeit. Trouvaillen werden von SammlerInnen gesucht, gejagt, oft sogar "erkämpft".
Eine Sammlung ist nicht einfach eine Anhäufung bestimmter "Exponaten", sondern eine - nach bestimmten Kriterien errichtete Dokumentation, sehr oft mit
historischem Wert und einem grossen (meist subjektiven) Anteil an Erinnerungen. Es gibt also kaum eine Wertliste - vor allem keine aktualisierte. Zwar wird heute vieles in Internet-Auktionen "vermarktet", Dinge, die einst im Trödlerladen, auf Flohmärkten oder in Antiquariaten zu finden war. In den meisten Fällen ist es dann der erzielte Preis, der so etwas wie eine "Wertordnung" möglich macht. Eine Wertordnung, die weitgehend von der Nachfrage (und damit auch von der "Mode" abhängig ist. Die SammlerInnen haben meist ganz andere Kriterien bei ihren Prioritäten: allen voran die Trouvaillen oder
bei Auktionen). Trouvaillen sind etwas ganz Besondere in jeder Sammlung, meist auch etwas besonders Teures, besonders Schönes, besonders Seltenes. Es gibt wohl einen präziserer Begriff dafür: das "Filetstück" (Der beste Teil eines Ganzen). Doch dieser Begriff ist im Zeitalter der Veganer fast schon anrüchig.
Eine "Trouvaille" meiner Karl-May-Sammlung ist zum Beispiel (Bild links) ein Sammelbogen des Verbands der Bäckermeister in der Schweiz herausgegeben 1979 zur Werbung ihrer "Pausenbrötli". Ein anderes viel bekannteres Beispiel (aus dem Bereich Karl May) sind die Deckelbilder der Karl May Werke von Sascha Schneider (1904/05), die nur für eine Auflage verwendet und dann abgesetzt wurde.
Ein Buch mit einem Originalbild (es gibt bereits Reprints) kostet heute (je nach Auflage und Zustand) zwischen 400 und 900 Franken. Zudem sind diese Ausgaben nur noch schwer zu finden. Da weder der Sammelbogen (oben), noch das Buch links einen nennenswerten "Materialwert" haben (im Gegensatz zu Schmuck (zum Beispiel Gold- und Silber) gibt es weder einen verbindlichen, noch aktualisierte Listenpreis. Der rein materielle Wert ergibt sich aus der Nachfrage, der Rarität, des Alters, des Zustands etc. Die Händler - mit ihren Beziehungen zu Sammlerinnen und Sammler - bestimmen letztlich den Preis. Das Sammeln - vor allem die Trouvaillen einer Sammlung - sind extrem "modeabhängig". Ich erinnere mich an meine allererste Sammlung. Sie bestand (modebedingt) Brief-marken. Wir haben damals vom Traum aller Briefmarkenträume gesprochen,
von etwas, das nie zu erreichen ist und eine "Lebensaufgabe" wäre: der Besitz eines «Basler Dyblis». "Weltweit gibt es noch rund 300 Briefe mit der seltenen Marke drauf. Das «Basler Dybli»
schreibt weiter Geschichte. Jüngst wurde ein Brief (Bild rechts) für 220 000 Franken versteigert." (Quelle: Basler Zeitung 31.12.2019)
2. Geschichte und Geschichten. Viele Sammelobjekte
lassen sich mit Zeitgeschichte und Geschichten
verbinden. Um so plausibler und "beweisbarer" der
Zusammenhang mit Epochen, Personen, Funktionen
etc. eines Sammelobjekts ist, desto "sammelwürdiger"
sind bestimmte Objekte. Doch diese Bezüge (und
die "Beweiskraft" reduziert sich immer mehr. (Vieles
verschwindet allmählich aus dem öffentlichen
Gedächtnis).
3. Zeitgeist. Sammelobjekte repräsentieren oft einen
"Zeitgeist", eine Epoche, eine Mode, die in der Wert-
schätzung grossen Schwankungen unterliegen.
Vor allem die Mode (im weitesten Sinn) ist es, welche
den Stellenwert des Alters beeinflussen. Jugerndstil -
zum Beispiel - galt lange Zeit als kitschig,
unbedeutend, ja dekadent, um dann plötzlich wieder
entdeckt zu werden.
Vielleicht am prägendsten sind Sammelobjekte, die unmittelbar mit Personen und Funktionen der Vergan-genheit in Verbindung gebracht werden. So wurde die
Originaltrappe der "Silberbüchse", welche Pierre Brice als Winnetou in den Karl-May-Filmen der 60er-Jahre benutzt hat, von einem Sammler an einer Auktion für 65^000 Euro ersteigert.
Sobald sich im Alter auch eine "Geschichte" manifestiert,
ist es - in der Regel - zunehmend von entscheidender
Bedeutung. Nicht zuletzt, weil sich darin auch die Vergänglichkeit zeigt. Unwiderruflich, einmalig, vergänglich sind Eigenschaften, die den Sammlerinnen und Sammlern wichtig sind. Eigenscvhaften,
die aber auch durch das Alter massgebend geprägt und verändert werden.
(Links eine Nachbildung der Silberbüchse von Mays Winnetou. Das Gewehr (Doppelflinte) selber ist alt (Original aus der Zeit), die Aufmachung (Verzierung, Renovation) ist neu, dass heisst: aus den Film-Bildern kopiert (nachempfunden). Das Beispiel zeigt deutlich, die Beziehung (und Bedeutung) von Alter, Original und Kopie. Ähnlich verhält es sich bei Reprints von alten Büchern.
Messies (008)
Ein «Messie» zu sein, ist wohl das häufigste Schimpfwort, das einen Sammler treffen kann. Sind wir, die Sammler-innen und Sammler, wirklich auch Messies? «Es gibt das Glück des Sammlers. Und es gibt das Unglück dessen, der nicht loslassen kann», schreibt Alain Claude Sulzer in seinem Feuilleton «Der Messie liebt die Dinge ohne jedes Mass» (NZZ, 11.03.2021).
Es geht also beim Messie-Syndrom um Masslosigkeit. Mehr noch: Der Begriff (abgeleitet vom englischen Wort „mess") bedeutet „Chaos, Durcheinander" und «bezeichnet ein zwanghaftes Verhalten, bei dem das übermässige Ansammeln von mehr oder weniger wertlosen Gegenständen im Vordergrund steht, verbunden mit der Unfähigkeit, sich von den Gegenständen wieder zu trennen und Ordnung zu halten». Auch wenn gewisse Messie-Symptome auch bei den
Sammlern
auftreten können, unterscheiden sich doch Messies und Sammler fundamental in drei Punkten:
berühmte Aussage aller Messies:
«Das kann man noch gebrauchen»,
nicht die Funktonalität, Zweckmässig-
keit von «Sammelgut», nicht eine
übertriebene Raffgier. Antrieb ist einzig
und allein das Erstellen und Präsen-
tieren einer bestimmten Ordnung in
einem (definierten) Sammelgebiet.
3. Sammler häufen nicht einfach Gegen-
stände an. Viel wichtiger als der
Besitz, sind die Geschichten der
angehäuften Dinge und ihre Verwandtschaft, Vergleichbarkeit und Zuordnung.
Gesammeltes, Geordnetes, Analysiertes (oft auch Erforschtes) als reale Form
materialisierter Geschichten.wohl wichtigste Kriterium: das (oder ein) Original zu
sein (und nicht eine Kopie).
Aus diesen Voraussetzungen (Grundbedingungen) für den Begriff «Sammler» (oder «Sammlung») lassen sich eine ganze Reihe von Unterschieden zwischen Messies und systematisch Sammelnden ableiten. Während Messie «ein abwertender Ausdruck der deutschen Umgangssprache ist» und durchaus auch das «krankheitswertiges Syndrom von Zwangsspektrumstörungen» zeigen kann. Es ist also eine Störung der Wertbeimessung. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, Wert und Nutzen von Gegenständen zu beurteilen und entsprechend zu handeln. Beim Sammeln hingegen spielt die «Wertbeimessung» eine zentrale Rolle. Sie – mit dem zugehörigen Wissen – ermöglicht erst den Aufbau einer geordneten Sammlung.
Vollständigkeit (007)
Briefmarken gehören zu den kleinsten gängigen Sammelobjekten: gut dokumentiert, leicht aufzubewahren und auch einfach zu präsentieren. Doch auch hier gibt es kaum ein "genereller" Briefmarkensammler, zu gross ist das Angebot, kaum zu bewältigen. Deshalb wird das Sammeln präziser definiert: nach Motiven, nach Land, nach Zeitraum, nur Erstausgaben etc. Diese (oft sehr engen) Eingrenzungen) gibt es bei jedem Sammler, in jeder Sammlung und bei allen Sammlerobjekten.
Es gibt so etwas wie ein "Grundgesetz" des geordneten gezielten Sammelns. Es bestimmt auch weitgehend den Wert einer Sammlung: der Anspruch auf eine gewisse Vollständigkeit. Umso grösser ein Sammelgebiet ist, desto schwerer ist dies zu erreichen. Eigentlich schon bei kleinen Sammelgebieten fast unmöglich. Deshalb ist entscheidend, dass eine Sammlerin oder ein Sammler definiert (und zwar schon früh, beim Aufbau der Sammlung) nach welchen Gesichtspunkten und Kriterien sie oder er die Sammlung aufbauen möchte. Dies ist allein schon wegen der immer anfallenden Sammelgut (das geordnet, registriert und aufbewahrt werden muss) unbedingt nötig, sonst gerät das Sammeln rasch einmal ausser Kontrolle.
So bestehen "Karl-May-Sammlungen" nicht nur aus Büchern, nicht einmal nur aus seinen Werken: da gibt es Sekundärliteratur, Ausgabenvarianten, Übersitzungen, Adaptionen, Vorläufer, Epigonen...
Da gibt es aber auch Spiele, Filme, Kultgegenstände, Comics, Spielfiguren, Fanartikel, Illustrationen, Groschenhefte...
Da gibt es aber auch eine unglaublich breite Diskussion in der Presse, Berichterstattungen, Reportagen, Zeitungsausschnitte, Dokumente...
Da gibt es...
Vollständigkeit - oder annähernde Voll-ständigkeit - kann nur in ganz eng um-schriebenen Bereichen erreicht werden. Zum Beispiel bei Serien, Reihen, zahlen-mässig begrenzten Variationen. Jeder ernsthafte Sammler wird sich immer wieder auf das konzentrieren, wo Lücken sichtbar werden, wo mit verhältnismässig wenig Aufwand eine eng definierte partielle Vollständigkeit erreicht werden kann. Oft wird deshalb jahrelang nach einem bestimmten (nicht selten wenig beachteten und deshalb raren) Objekt gesucht.
Zum Beispiel fehlte mir von einer nicht sehr verbreiteten Winnetou-Ausgabe von den drei Bänden Winnetou 1, 2 und 3 der weite Band. Er wird auch sehr selten auf eBay oder Ricardo (Internetauktionen) angeboten. Da wird dann der Sammler mit einem Schlag zum Jäger und er sucht überall - wo solches zu finden ist nach dem einen "fehlenden" Buch. Gerade die vielen "Teilvollständigkeiten" machen in der Regel den Reiz und den Wert einer Sammlung aus. So habe ich mehr als fünf Jahre "Starschnitte" der Jugendzeitschrift "Bravo""gejagt" bis ich endlich einen der vier Figuren aus den Karl-May-Filmen der 60er Jahre (Winnetou, Old Shatterhand, Nscho-Tschi) zusammenstellen konnte. Inzwischen habe ich alle lebensgrossen Figuren (darunter eine Doppelfigur) gesammelt. Es brauchte rund 100 Hefte, alle aus den 60er Jahren.
Eine ähnliche Sammeljagd ist seit Jahren im Gange, um die rund 30 Karl-May-Bücher mit dem Deckelbild von Sascha Schneider aufzustöbern. Da sie immer rarer werden, werden sie auch immer teurer. Eine Vollständigkeit wird es da - bei mir - nie geben. Leider!
Wird eine Sammlung öffentlich ausgestellt, gibt es zwei entscheidende Kriterien, mit der eine Ausstellung bewertet wird. Die Seltenheit einzelner Objekte und die Vollständigkeit (gemäss Umschreibung) der Sammelgebiete.
Nicht nur Bibliotheken, auch viele Sammlerinnen und Sammler nutzen diesen Dienst, vor allem wenn sie fast schon verzweifelt sind beim Suchen von vergriffenen Büchern. Seit 1996 gibt es dieses zentrale Verzeichnis, "vorwiegend deutsch- und englischsprachige Bücher, aber auch Noten, Landkarten oder Grafiken, Wertpapiere, Schallplatten oder Hörbücher." In dieser riesigen Datenbank - es ist so etwas wie ein riesiges, vereintes Antiquariat - lässt sich unter verschiedenen Kriterien (Autor, Titel, Verlag, ISBN) bequem suchen und Gefundenes auch bestellen. Das Unternehmen ZVAB selber verkauft keine antiquarischen Bücher. Es stellt das Verzeichnis (online) zur Verfügung, übernimmt die Vermittlung mit den angeschlossenen professionellen Antiquariaten, orientiert über Preise und Zustand der Bücher und nimmt verbindliche Bestellungen entgegen. Die Abwicklung selber (Verpackung, Versand, Bezahlung etc) übernimmt das Antiquariat (gemäss dem publizierten Angebot) in eigener Regie. So bequem und zuverlässig dies ist, es gibt einige Fallstricke, die unbedingt zu beachten sind.
"Vergriffen" gibt es seit ZVAB nicht mehr, so die Eigenwerbung für das umfassende Angebot. Tatsächlich werden die Bücher von tausenden professionellen Anbietern erfasst und zum Kauf angeboten. So einfach das System ist, es hat auch seine Tücken.
Ware wird nur "versichert" (in der Schweiz "eingeschrieben") versandt, was bei einem Warenwert bis zu 10 Euro der blanke Unsinn ist. So kam kürzlich ein Buch, das ich bei einem andern Händler (inklusive Versand) für 10 Euro gekauft habe, auf glatte 40 Euro.
Expertise (005)
Das Sammeln ist so etwas wie ein «Volkssport». Es wird fast alles gesammelt, was überhaupt gesammelt werden kann. In den allermeisten Fällen bleibt das Sammeln ein – mehr oder weniger – vergnügliches Hobby, das locker betrieben und in den allermeisten Fällen früher oder später aufgegeben wird. Nur wenige «Sammelnde» haben Zeit und Lust wirklich eine «Sammlung» aufzubauen, die geordnet, gut dokumentiert, überschaubar und zielbestimmt ist.
In den allermeisten Fällen endet das anfängliche Sammeln in einer «Ansammlung» von gleichen oder ähnlichen «Dingen», in einem «Horten von Sachen, die von den meisten Menschen als wertlos angesehen und weggeworfen werden». So etwa lautet die Definition von sogenannten «Messies», welche sich schwertun (oder nicht fähig sind), den realen Wert von gesammelten Gegenständen zu erfassen. Jedes Sammeln bringt aber zumindest eine Erfahrung: Es gibt rare (seltene) Objekte, die auch gesucht und entsprechend teuer sind. Und es gibt viel – zumindest material- und sammlungsbezogen – Wertloses, das nicht gefragt oder noch im Übermass vorhanden ist. Doch, was ist wertvoll, was ist wertlos? Es gibt nur wenig Sammelbereiche, die im Wert einigermassen verlässlich zu bestimmen sind. Zum Beispiel Schmuck: dafür gibt es (zwar wechselnde) Grundwerte, wie den Goldpreis, die Reinheit von Steinen, das Renommee der Firma oder des Schöpfers. Ähnliches ist zu sagen von Kunstwerken, auch da gibt es einen «Markt», der einen materiellen Wert zumindest mitbestimmt, sogar regelt.
Viel schwieriger ist es bei Sammel-stücken, die «nur» einen «Sammlerwert» haben. Zwar gibt es auch da Händler: Antiquariate, Antiquitätenhändler, Trödler, Flohmärkte, die auf Grund der Erfahrungen und (sehr oft guten) Kenntnissen zumindest einen «Handelswert» nennen. Doch der variiert unglaublich stark, denn da spielt Vertrauen und Gewinnmarge eine entscheidende Rolle.
Weitaus am häufigsten wird heute im Internet recherchiert, um für Käufe oder Verkäufe wenigstens einen Anhaltspunkt zu finden. Meist findet man schnell – vor allem im Rahmen von Internet-Auktionen – Preisangaben. Doch die sind unterschiedlich: oft stark überhöhnt, im Detail sehr ungenau (Zustand, Variante, Echtheit etc.) und wenig Verbindlich («wie abgebildet»).
Eigentlich bring nur eine unabhängige Expertise (Analyse mit Einschätzung) Klarheit über den Wert eines Sammelobjekts. Eine Expertise aber ist nicht nur aufwändig, anspruchsvoll und teuer. Sie lohnt sich nur bei wirklich kostbaren Käufen und Verkäufen, sonst ist eine Expertise meist teurer als das begutachtete Objekt.
Was kann man tun, wo ist allenfalls Rat zu holen?
Mehr dazu später hier in der «Sammlerecke»
Bei alten Büchern ist die Erstausgabe wertvoller (auch gesuchter), als Folgeauflagen, auch wenn diese nicht anders sind (in Aufmachung, Satzspiegel etc.), sogar in einem nahen Zeitraum erschienen
(und sich vielleicht sogar in einem besseren Zustand präsentieren). Es ist die «Magie des Originals», welche für den Sammler eine grosse, ja überragende Bedeutung hat, als erkennbarer, taktil
erlebbarer Zeitzeuge. Als erhaltenes Relikt einer bestimmten, datierbaren Vergangenheit. Spuren des Überlebens, gehören dazu, sie gelten als Beweise der Authentizität.
Das geht so weit, dass auch Bücher mit erhaltenem Schutzumschlag deutlich wertvollere Sammelobjekte sind als die gleichen Werke (gleiche Auflage) ohne originale Schutzhülle.
Die «Magie des Originals» durchzieht alle Sammelgebiete. Die begehrte Abkürzung «OVP» (Originalverpackung) ist überall anzutreffen, wo Antiquitäten gehandelt oder getauscht werden, gleichsam als Hinweis und Beweis (Siegel) der zeitlichen Einordnung und Echtheit Sammelstücks. Dies gilt fast für alle Gegenstände, die systematisch gesammelt werden (zum Beispiel: Spielsachen, Schmuck, Uhren etc.) Aus dem gleichen Grund sind sichtbare restaurative Eingriffe fast immer wertvermindernd, auch wenn der Aufwand und
die Kosten für die Reparatur noch so gross waren. Originaler Zustand, originale Farbe, originale Form (originales «Dasein») kommen weit vor anderen Werten, wie Sauberkeit, Schönheit und Gepflegtheit.
Und noch etwas: im Bereich antiker Bücher sind «Reprints» (von kaum mehr zugänglichen Werken) für alle am Inhalt Interessierten (Leser, Wissenschafter, Forscher etc.) eine brauchbare, oft lang ersehnte und gesuchte Alternative zu raren Originalen. Nicht so für die Sammler. Als Exponate ihrer Sammlung sind «Reprints» ein notdürftiger Ersatz. Sammlerinnen und Sammler bevorzugen das Original. Es ist ein ganz wichtiger Anreiz für die «Leidenschaft» des Sammelns.
Bild-Dokumente (003)
Mit "sammeln" beginnt der Aufbau einer jede Sammlung. Doch dabei bleibt es nicht lange. Es folgt das "Suchen", denn die Lust am Sammeln liegt im Erstellen einer gewissen "Vollständigkeit". Vollständigkeit (auch wenn sie nur partiell ist) stellt sich nicht einfach so ein, sondern muss "erarbeitet" werden. Sammler suchen deshalb gezielt nach bestimmten Dingen, die zur angestrebten Vollständigkeit noch fehlen.
Und schon bald einmal beginnt das nächste Problem bei der Frage: Was hab ich schon, was fehlt noch? Umso grösser eine Sammlung wird, umso schneller geht die Übersicht verloren. Es stellen sich rasch einmal ärgerliche (oft auch teure) Dubletten ein, die es - wenn immer möglich - zu vermeiden gilt (Ärger, Verlust, Aufwand). Da helfen - nebst Notizen und Listen - vor allem Bilder. Sie helfen fast immer Doppelspurigkeit zu vermeiden (und auch "Abarten" und "Abweichungen" zu erkennen. Eine lückenlose ist deshalb noch wichtiger als das Registrieren in Listen.Bilddokumentationen sind auch wichtig für das Tauchen und eventuelle Verkaufen eines Sammelstücks. Vor allem, wenn ein besseres (perfekteres) Exemplar findet und das bisherige austauschen und verkaufen möchte. Rechts ein Auszug aus meiner Santons-Sammlung (rund 300 Figuren), die ich soeben neu bildlich festgehalten habe und für meine Sammlerfreunde auf dieser Website einstellen werde. Wie die meisten privaten Sammlungen sind auch meine nicht permanent ausgestellt, sondern in Sammelkisten verpackt. Die Bilddokumentation ist also so etwas wie eine private Ausstellung, die jederzeit zugänglich ist. Dazu ist es aber wichtig ist, dass die Bilder nicht bloss "Erinnerungshilfen" darstelle, sondern die Sammlung in den Farben und Formen (auch allfälligen Beschädigungen) möglichst genau abbilden. Der Bildkatalog der Santons-Sammlung ist hier zu finden.
Porto-/Versandkosten (002)
Eines der grössten (und ärgerlichsten) Probleme der Sammlerin und des Sammlers sind die Porto- und Versandkosten, vor allem im grenzüberschreitenden Austausch und Kauf. Die Schweiz (als Nicht-EU-Land) ist davon besonders stark betroffen. Es gibt daher immer mehr Händler, Verkäufer, die bei ihren Angeboten vermerken: "Keinen Verkauf ins Ausland". Oder noch häufiger "Keinen Verkauf in die Schweiz". Das Problem der hohen Spesen verschärft sich nochmals bei der Bezahlung ins Ausland. Je nach vorhandenen Konten (Währung) und Überweisungsarten fallen zusätzlich Kosten an, für die der Käufer natürlich aufkommen muss. Betroffen sind vor allem die Privatanbieter und Kleinhändler und natürlich die "Kleinsammler". Grössere Unternehmen (mit grösserem Umsatz) haben in der Regel Verträge mit der Post, Speditions- und Zustellungsdiensten zu günstigeren Bedingungen. Die Ursache des fast täglichen Ärgers aller Sammlerfreaks resulltiert aus unterschiedlichen Bereichen, die sich rasch kumulieren.
Erst nach vielen Jahren des Sammelns habe ich bei den Neuerwerbungen (in diesem Fall bei der Karl-May-Sammlung) begonnen, sowohl die Netto-, als auch die Bruttopreise im Sammlungsprotokoll einzutragen, das heisst: sowohl den reinen Kaufpreis und den Preis nach allen Nebenkosten (Porto, Verpackung, aber ohne Geldüberweisungskosten). Das Verhältnis ist (trotz einer grossen Mehrzahl an "Inlandskäufen") geradezu erschreckend. Durchschnittlich habe ich etwa die Hälfte des Grundpreises (Warenpreis) für zusätzlichen "Nebenkosten" ausgegeben.
(Links der Auszug aus einem beliebigen Segment der Sammlung). Die Sammlung enthält - wie die meisten "Hobby-Sammlungen" - viele kleine Exponate, die wenig kosten und in der Regel bestenfalls noch auf dem Flohmarkt oder in Anti-quariaten angeboten werden, weit häufiger aber bei Haushalts- und Wohnungs-räumungen im Müll landen.
Woher also diese hohen "Neben- kosten"?
Die Posttarife sind unglaublich angehoben worden und für den "kleinen Warenverkehr" von Privaten denkbar ungünstig und viel zu hoch. Ausgerichtet einzig auf den Handel per Internet. (Marke: Versand spesenfrei!) Posttarife für die Wirtschaft, nicht für den Privat-Post-Kunden Ein Beispiel: Eine Medaille von Deutschland in die Schweiz zu senden kostet 16.50 Euro. Die Medaille hat einen Wert um 10 Euro, wiegt ein paar Gramm und die Grösse eines "Fünflibers". Da braucht es weder eine Versicherung, noch eingeschriebener Versand oder Zustellung à la "Priiority", auch keine Zoll-Deklarationen und Zoll-Umwege.
Das gleiche Debakel im Handel mit Büchern. Ein neues Buch ist weit billiger (portofrei!), als ein antiquarisches, das nach Hause geliefert wird. So wollte gestern ein Antiquar für ein altes, absolut nicht rares Taschenbuch - von Wien nach Zürich - 16 Euro für "Porto und Versand". Das gleiche Buch wurde mir bei einem andern Anbieter nicht nur viel billiger (anstatt 18 Euro für 6 Euro ) - plus 2 Euro für Porto und Versand angeboten.
Damit sind wir beim nächsten Problem: beim Begriff Versandkosten. Während es beim Porto Tarife gibt - sind "Versandspesen" ein wahres Tummelfeld zur Aufbesserung des Gewinns. (Spesenangaben, wenn überhaupt, bestenfalls versteckt im Kleingedruckten). Abzocken im Internet(Auktions)-Kleinhandel gehört für Sammler fast schon zur täglichen Erfahrung. Inzwischen habe ich mir eine Liste angelegt von erlebten "Abzockerfreuden", mit Namen von Anbietern, mit denen ich nie mehr in eine "Geschäftsbeziehung" treten werde. Dazu gehören nicht nur "Gelegenheits- und -Kleinanbieter", leider auch "seriöse" Adressen, wie jene des Antiquariats in Wien.
Sammlerecke (001)
Eine neue Rubrik?
Nein, nicht ganz neu, aber neu gesammelt. Zusammengetragen aus vielen Jahren Erfahrungen des Sammelns, einer Leidenschaft, die beherrscht, gelernt und geordnet sein will. Sonst breiten sich die Sammelstück aus, füllen die Wohnung, das Haus, das Leben. Endstation: Messies. Heute, mein erster Tipp richtet sich nicht an die Sammler vielmehr an die
Anbieter (Verkäufer), in diesem Fall von Büchern. Noch immer gibt es die Anti-quariate und Flohmärkte, der Sammler liebste "Tummelfelder". Weitaus am häufigsten werden Sammelstücke über das
Internet ge- und verkauft. Vor allem Bücher. Das Angebot hier: "10 uralte, antike Karl May Bücher" In der Beschrei-bung: "10
Stck, 6 in gutem Zustand, 3
weniger gut. 1 schlechter Zustand." Ein Trödler-Angebot, aber nichts für Sammler.
Eigenschaften wie "uralt, antik, weniger gut, schlechter Zustand" sind keine brauchbare Informationen und schon gar keine
Verkaufsargumente. Bei allen Büchern gehören präzise Angeben dazu über Verlag (hier einheitlich KM-Verlag), Autor, Jahrgang, Auflage, Schrift, Illustratoren, Zustand (da gibt es Normen) etc.
Gerade bei Erfolgsautoren - bei denen es meist viele Auflagen und
Editionen gibt - sind genauere Angaben unbedingt nötig. Auch, wenn dies der Gelegenheitsverkäufer nicht so genau einschätzen kann. Sammler und Sammle-rinnen wissen - aufgrund von Angaben vieles einzuordnen, abzuschätzen und zu klären. Noch etwas: sogenannte "Konvolute" sind bei Sammlern ein "Unding". Sie suchen immer Einzelstücke. Etwas das in ihrer Sammlung eben noch fehlt. Was macht er oder sie mit den restlichen 49 Büchern - zudem noch kreuz und quer vermischt (Verlag, Taschenbuch, Serie etc.) - von denen die meisten in der Sammlung schon vorhanden sind?
Sammeln:
Ansichtskarten
Man kann es einem "Sammlerfreak" kaum verargen, wenn er nicht nur bei seinen eigenen Sammlungen verweilt, sondern auch Ausschau hält, was denn so in der "Sammlerwelt" los ist. Fragen, was, wo, wie, warum gesammelt wird, stellen sich jeden Tag, auch wenn es nicht die eigene Sammlung betrifft. So bin ich zum Beispiel auf diese Ansichtskarte gestossen. Zugesandt hat mir die Karte ein Sammlerfreund (Hans Weiss, kurz vor seinem Tod). Ich sammle keine Ansichtskarten, doch der ursprüngliche Adressat dieser Karte wohnte im gleichen Dorf im gleichen Dorf, wie der "Sammlerfreak". Was also tun, mit diesem kleinen Sammelstück?
Was tun, wenn man auf alte Postkarten stösst, sie aber nicht sammelt? Wegwerfen, aufbewahren, verschenken, verkaufen, sammeln...? Solche "Trouvaillen" können Ausgangspunkt für eine kleine Sammlung sein (so haben viele Sammlungen angefangen), müssen es aber nicht. Zuerst gilt es, den "Handelswert" einer Karte festzustellen (abhängig von der Verbreitung und dem Sammlerinteresse). Gute Anhaltspunkte liefert z.B. der Online-Marktplatz Oldthing oder Antiquariate.In diesem Fall ist es eine Postkarte, die häufig angeboten wird (Sammlerforen, Auktionen) und wird zum Preis um 5 Euro gehandelt. In der Regel werden "Fundstücke" über-oder unterbewertet. Von der eigenen Erfahrung ausgehend glaubt man (meistens) etwas Kostbares gefunden zu haben oder man erkennt den Wert nicht. Es sind oft Einzelheiten, die entscheidend sind (aber in der Regel nicht beachtet werden).
Bei Postkarten zum Beispiel das Sujet, das Thema, der Stempel, der Adressat etc. Hier war es das "Zielort" Bubikon (mein Wohnort), der den Aus-schlag gab. Jedes Sammelgebiet teilt sich nämlich in
viele Sammlerziele und -interessen.
Ganz generell sind Postkarten das drittgrösste Sammlerhobby (nach alten Münzen und Briefmarken.) Eine gute "Anleitung" für das Sammeln von Postkarten (Fachausdruck: Philokartie) finden Sie
hier.
Doch kehren wir zurück zu "meiner" Postkarte. Zuerst gilt
es, ein paar Daten festzustellen (nicht alles, was alt aussieht, ist auch alt!). Der Stempel ist ein guter Anhaltspunkt (hier schlecht lesbar). Die Karte stammt aus der Zeit um 1910. Die Jahre 1897-1918 werden als das “Goldene Zeitalter der Ansichtskarte” bezeichnet.Das nächste ist die Bestimmung des Bildes. In diesem Fall ist das Original ein Ölbild von Max Kurzweiler mit dem Titel "Ein lieber Besuch" entstanden 1894. Kurzweiler (1867-1916) war ein österreichischer Maler des Jugendstils (Wiener Sescession), "wandte sich aber später unter dem Einfluss von Edvard Munch und Ferdinand Hodler mehr und mehr dem Symbolismus zu". Damit sind wir - schon nach diesen ersten Angaben - inmitten dessen, was Sammeln als Erkenntnis, Wissen, Freude, Interesse, Leidenschaft bringen kann.
Diese Rubrik zum Thema "Sammeln" wir fortgesetzt