27. Mai 2022
Zeitdokument:
Erschienen in der Weltwoche vom 9. Oktober 1953
Autor: Lorenz Stucki (Chefredaktor 1954–1962)
Der Aggressionskrieg in der Ukraine - ausgelöst von Wladimir Putin - löst schreckliche Erinnerungen aus, zumindest bei der älteren Generation. Leider gibt es kaum etwas, das kurzlebiger ist, als das "historische Gedächtnis".
Da haben wir den Zweiten Weltkrieg, die Bemühungen um einen dauerhaften Frieden, der Kalte Krieg, der Ungarn-Aufstand (1956), niedergemäht mit Panzern aus der Sowjetunion, die Wiederholung beim "Prager-Frühling" (1968) in der damaligen Tschechoslowakei...Seit Jahren bin ich an der Räumung eines Zeitungsarchivs, das mein Vater noch vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen hat, und das ich später bis ins 21. Jahrhundert hinein - als Journalist _ weitergeführt habe. Unter dem Titel «Zeitdokumente» veröffentliche ich jetzt ganz unterschiedliche Artikel, die mir für ein "Historische Bewusstsein" wichtig erscheinen.
Heute zum Thema "Kalter Krieg", veröffentlicht in der damals noch angesehenen und ernst genommenen unabhängigen Schweizerischen Umschau
"Weltwoche".
"Neue Zürcher Zeitung" vom 02. Mai 1953"
Philip Deane (Gigantès (1923 – 2004)), war Korrespondent des "Observer", der nach fast dreijähriger Gefangenschaft aus Nordkorea nach London zurückgekehrt ist... Er schrieb er das Buch I was a Captive in Korea. .. Von 1965 bis 1970 war er Journalist, der Griechenland über die USA nach Kanada verliess und 1965 in Kanada landete. In den 1970er Jahren war er Redenschreiber und oberster Berater des kanadischen Premierministers Pierre Trudeau. (Quelle: wikipedia) Den ganzen Bericht der NZZ hier lesen.
Salvator de Madariaga was Historiker, Journalist, Politiker und Schriftsteller. "1936 emigrierte aus Spanien nach Oxford, wo er die nächsten 40 Jahre lehrte. 1948 nahm er am Haager Europa-Kongress als Präsident der Kulturellen Kommission teil und war 1949 einer der Co-Gründer des Europakollegs in Brügge.
1972 ging Madariaga in die Schweiz und ließ sich in Locarno nieder. Erst nach dem Tod von General Franco kehrte er – besuchsweise – nach Spanien zurück. Dort hielt er mit
vierzigjähriger Verspätung seine Antrittsrede an der spanischen Akademie der Sprache in Madrid". (Quelle: Wikipedia)
Unten die dritte und vierte Spalte
Salvator de Madariaga was Historiker, Journalist, Politiker und Schriftsteller. "1936 emigrierte aus Spanien nach Oxford, wo er die nächsten 40 Jahre lehrte. 1948 nahm er am Haager Europa-Kongress als Präsident der Kulturellen Kommission teil und war 1949 einer der Co-Gründer des Europakollegs in Brügge.
1972 ging Madariaga in die Schweiz und ließ sich in Locarno nieder. Erst nach dem Tod von General Franco kehrte er – besuchsweise – nach Spanien zurück. Dort hielt er mit
vierzigjähriger Verspätung seine Antrittsrede an der spanischen Akademie der Sprache in Madrid". (Quelle: Wikipedia)
09. April 2022
Zeitdokument:
Der Pakt mit dem Teufel?
"Die Weltwoche" vom 09. Oktober 1953
verfasst von Lorenz Stucki, Chefredaktor
Irgendwann löscht die Zeit die Erinnerung aus. Beim Wühlen im Archiv stosse ich immer wieder auf Dokumente, welche - meist mit andern Vorzeichen -auch heute verfasst sein könnten. Zum Beispiel dieses Essay von Ilja Ehrenburg, erstmals veröffentlicht in der «Iswestija» am «Siegestag» des Zweiten Weltkrieg.
Das Wissen und die Erfahrung um das Verblassen der «Erinnerungskultur» treibt Menschen dazu, Texte, Dokumente, Erinnerungsstücke etc. aufzubewahren, zu sammeln, sagt man. Mein Vater war ein Sammler, ich bin es auch. Was zurückbleibt, ist ein grosses Archiv das die Zeit überlebt hat. Die Zeitungssammlung meines Vaters (und auch meine) werden nun seit Jahren «ausgemistet». Dabei geraten mir viele, nur allzu viele «Erinnerungsstücke» in die Hände, die ich nicht wegwerfen kann, weil ich sie (meist aus aktuellem Anlass) in Erinnerung rufen möchte.
Heute ein Artikel des russischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg (1891-1967), der sich zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg "Das Recht auf den Frieden" ausgerufen hat. Erinnerungskultur, aktueller den je.
Oben das Dokument aus dem Archiv. Um es zu vergrössern und lesen auf das Dokument tippen.
Nur die Vorzeichen haben sich geändert.. Die einstigen Betroffenen (respektive ihre «Führer») sind jetzt die Aggressoren, und ihre einstigen Gefährten sind die jetzigen Leidenden. Zeitdokumente verkörpern nicht nur «Altpapier», sondern sind immer wieder auch eine Chance, dem Vergessen - noch viel schlimmer: dem Nichtwissen - zu entrinnen.
23. Februar 2022
Wenn der Friede ausbräche....
Aus der Westdeutschen Zeitung (WZ) vom
1. Juni 1950 von Michael Brant
Nicht nur der Krieg ist eine real drohende Gefahr, es sind dies auch die Folgen der Kriegswortschaft. Alles zusammen ergäbe ein ganzes Gebirge an Waffen und Munition, und wenn der Friede ausbräche, den grössten Schrottplatz der Weltgeschichte....
Aus der Zeitungs-Sammlung meines Vaters:
Heute:
Hongkong - China
Hongkong 1954 - Wahn und Wirklichkeit am Rande Rotchinas
von Lily Abegg in "Die Weltwoche" vom 2. Juli 1954
Gegen das Vergssen!
In den letzten Tagen und Wochn habe ich - coronabedingt - doch die Zeit und Ruhe auf-gebracht, die grosse Sammlung von Zeitzeugnissen, die mein Vater hinterlassen hat, etwas genauer anzusehen und "aufzuarbeiten". Vieles wird weggeworfen: Überholt, vergessen, "erledigt", auch wenn es dabei oft um weltgeschichtliche Ereignisse, politische Wendungen und Wirren, um Retter und Diktatoren, um um Unterdrückte, Gefolterte und Tote geht... Dokumente gegen das Vergessen.
Dokumente aus der Zeit der "Gründung der Chinesischen Volksrepublik" (1949), einer Zeit der Umwälzung in Ostasien, als als ldie "englische Macht" - nach dem Krieg" - nochmals nach Hongkong zurück-gekehrt ist und die britischen Behörden "eine scharfe Kontrolle darüber halten, dass das Embargo gegenüber Rotchina, das die Lieferung von strategischem Material betrifft, streng eingehalten wird."
Auch zeichnen die Verlockungen des Handels ab, auch mit dem "neuen benachbarten Rotchina". "China - Land der unbegrenzten Handelsmöglich-keiten", eine weitere Stmme, damals (1954) im "Zürcher Tagesanzeiger" und eine aufgeschrekte Serie zu "Mao und die gelbe Gefahr" in der Weltwoche (1953).. Weiterlesen hier
Oben links: Ein Dokument aus der Zeit, als "Die Weltwoche" noch relevant war für Erklärung und Einordnung von Weltgeschehen. Nebst der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) wohl die wichtigste, journlistische Stimme während und nach dem zweiten Weltkrieg. Es ist - aus heutigeer Sicht - ein Blick zurück zu den Anfängen der Konflikte in Hongkong und des Aufstiegs von China zur "Weltmacht"
Oben rechts: Ebnfalls in der "Weltwoche" eine Serie mit dem Titel "Mao und die gelbe Gefahr" (Hier Folge 5). Unten links: Eine weitere Folge der Serie (sie umfasste 5 Folgen) und wurde durch die Presseagentur Dukas verbreitet. Titel: Maos welthistrorische Intrige.
Unten rechts: Der Kern der China-Problematik - die volkswirtschaftliche Bedeutung China schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. "China - Land der unbegrenzten Handelsmöglich-keigen (Tagesanzeiger vom 25. 05. 1953)
Dies gesammelten Zeitungsausschnitte - heue nur noch in Zeitungs- und Sozialarchiven zugänglich - analysieren eine Periode der Weltgeschichte bei der Neuordnung von "Welt" nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist vor allem der Aufstieg Chinas zur "Weltmacht" festgehalten. Es werden ein paar Fakten in Erinnerung gerufen, die - auch wenn man nicht die ganzen Artikel liest - bereits in den Schlagzeilen, Untertiteln und Schlussbetrachtungen viele erklären, was heute oft unverständlich und bizarr erscheint. Zitat aus dem Artikel rechts: "Dort (in China) wo man auf sowjetrus-sische Konkurrenz stossen wird, dürfte es sich zeigen, dass sowjetische Maschinen und industrielle Ausrüstungen rund 20% billiger sind, als die aus den kapitalistischen Ländern eingeführten Fabrikate und das China seine Handelsbeziehunge nach eigenen Bedürfnissen, in engem Kontakt mit der Sowjetunion d.h. also auf der Grundlage der gegenseiten materiellen und einseiger politische Zielsetzung gestalten wird."
13. Dezember 2019
Zeitdokument vom 30. April 1964
in Neue Zürcher Zeitung NZZ)
Zusammensetzung des
Schweizer Fernsehprogramms
1964
Es waren die "Anfangsjahre" des Fernsehens in der Schweiz (ab 1953 wurde an fünf Abenden pro Woche ein rund einstündiges Programm ausge-strahlt, eine Art Fernseh-Versuchs-betrieb). Elf Jahre später war das Fernsehen in der Schweiz mehr oder weniger etabliert, zwar noch ohne Werbung und schwarz/weiss. Das Farbfernsehen wurde in der Schweiz erst 1968 eingeführt. 1964 gab es knapp 500'000 Fernseh-Konzessionen, der Dienstag war noch Sendefrei,
Wärend heute rund um die Uhr gesendet wird, betrug damals die Sendezeit wöchentlich 29 Stunden (deutsche Schweiz), durchschnittlich also keine 5 Stunden im Tag. Novh interessanter ist der Anteil der einzelnen Sendungsgattungen. Sport war schon damals mit 14% des
Sendevolumens an der Spitze.
Sterbende Erziehung
"Hochwacht" vom 05. November 1935
Es ist immer wieder spannend, ausgewählte Artikel im Umfeld früherer Weltanschauung und Geisteshaltung zu lesen und in den historischen Zusammenhang zu stellen. Vor allem wenn sich das Publikations-Organ so ziemlich klar definieren lässt.
"Die Hochwacht", eine 1920 gegründete christlichsoziale katholische Tageszeitung. Sie entstand 1920 im Umfeld des Christlichsozialen Arbeiterbundes der Schweiz. In Winterthur - dem Erscheinungsort der Zeitung - gab es ursprünglich fünf konkurrierende Tageszeitungen: auf bürgerlicher Seite den demokratischen Landboten und das freisinnige Winterthurer Tagblatt; überdies den konservativen Weinländer, und um die Arbeiter buhlte neben der christlich-sozialen Hochwacht auch die sozialistische Winterthurer Arbeiterzeitung. Zu Beginn der 1920er Jahre wurden wiederholt auch antisemitische Verschwörungstheorien abgedruckt,
Da die wirtschaftliche Grundlage für eine selbständige katholische Zeitung in Winterthur nicht gegeben war, erschien das Blatt später als Kopfblatt der Neuen Zürcher Nachrichten (NZN), bis Ende der 1980er Jahre noch im Titel derselben erwähnt, später nur noch als Winterthurer Seite der NZN, bis diese 1991 das Erscheinen einstellten. (Quelle: wikipedia) Die Gedanken zu Erziehung stehen im Umfeld des in Deutschland aufkommenden Nationalsozialismus (30er Jahre) und dem Kamp zm den Erziehungsprimat der katholischen Kirche.
Allerdings ohne systematische Registrierung und Einordnung. In den 50er Jahren habe ich dann das lose Archiv - als Journalisten-Archiv - weitergeführt bis zu meiner Pensionierung (2004), allerdings mit anderen (immer wieder wechselden) Schwerpunkten. Das Archiv umfasst mehr als 10'000, zum Teil geordnet, zum Teil wild durcheinander. Seit Jahren bin ich daran, das Archiv aufzulösen und nur noch einige, der noch immer (oder wieder) aktuellen Artikel hier auf meiner Website zu veröffentlichen. Anlässlich einer kleinen Ausstellung zu allen meinen Sammlegebieten habe ich zwei Ablagekästchen mit Artikeln aus dem Archiv - sozusagen ein Wühltischchen - aufgestellt. Dabei fanden ein paar Zeitungsausschnitte aus den 30er Jahren besondere Beachtung.
Die Sammlung von Zeitungsartikel zu Themen, die gerade aktuell sind, ist wohl die grösste aller meiner Sammlungen. Die ältesten Dokumente habe ich von meinem Vater übernommen, der leidenschflich Zeitungsausschnitte gesammelt hat.
29. August 2019
Zeitungsartikel um 1935
Hier kommentarlos eingestellt. Ich werde diese Reihe fortsetzen und dann auch kommentieren. Im Augeblick geht es vor allem um Themen (und Länder), wo die einstigen Schlagzeilen - allerdings in anderer politischer Konstellation - noch heute so auftauchen könnten. Es geht vor allem um das Vergessen.
Abessinien
September 1935. "Weltwoche", Zürich. Autor: K.T.
(Und doch eine Kommentierung: Da sollten wohl die Verantwortlichen des Hauruk und Provokatons-Journalismus der heutigen "Weltwoche" einmal im eigenen Zeitungsarchiv blättern!
Abessinien
September 1935. "Weltwoche", Zürich.
Abessinien
19. Nobvember 1935, NZZ Zürich
Abessinien
16. Dezember 1935. NZZ - Tel. der "United Press"
Abessinien
04. Oktober 2015. "Hochwacht", Winterthur
Zur Erinnerung
Das Kaiserreich Abessinien - das heutige Äthiopien und Eritrea - war eine Monarchie in Ostafrika und bestand von etwa 980 vor Christus bis 1974. Das Kaiserreich wurde nach einem Staatsstreich abgeschafft und von der Demokratischen Volkgsrepublik Äthiopien abgelöst.
Der Abessinienkrieg war ein völkerrechtswidriger Angriffs- und Eroberungskrieg des faschistischen Königreichs Italien gegen das ostafrikanische Kaiserreich Abessinien. (heutiges Äthiopien), den zu diesem Zeitpunkt neben Liberia letzten unabhängigen und nicht-kolonisierten Staat auf dem afrikanischen Kontinent.
Der Abessinienkrieg begann mit der italienischen Kriegserklärung am 2. Oktober 1935 und dem Einmarsch italienischer Truppen am folgenden Tag und endete offiziell am 9. Mai 1936 mit der proklamierten Annexion Abessiniens durch das faschistische Italien. Nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg wurde Abessinien im Zuge des Ostafrikafeldzugs 1941 von britischen und abessinischen Truppen befreit.
Der Abessinienkrieg war der erste große Konflikt, den eine europäische Macht nach dem Ersten Weltkrieg begann, sowie der erste von einer faschistischen Macht angezettelte Konflikt zwischen souveränen Staaten. Dem italienischen Angriffskrieg und Besatzungsregime, bei welchem von Italien massiv und systematisch Giftgas eingesetzt wurde, fielen von 1935 bis 1941 zwischen 350.000 und 760.000 der rund 10 Millionen Abessinier zum Opfer. (Quelle: wikipedia)