Jakob Schaffner (1875-1944)
Schriftsteller
Im Namen der literarischen Führung taucht ein Name auf, der bis heute "reingeschwiegen" wird, weil seine Nähe zum "Dritten Reich" - im Vortrag richtig eingeordnet - bis heute ein historisches Tabu ist. Ihn hatte es gegeben (und darf es bis heute nicht) geben. Werner Bergengruen bezeichnete ihn "[e]ine[n] der beklagenswertesten Fälle der zeitgenössischen deutschen Literaturgeschichte“. Schaffner sei eine aussergewöhnliche Begabung gewesen. „Die Sprache seiner Romane [...] hatte die wunderbare Klarheit, Transparenz und Kraft der grossen schweizerischen Erzähler.“. Mit Schaffners Übergang ins nationalsozialistische Lager
sei jedoch der dichterische Impuls in ihm erloschen. „Von nun an schrieb er Propagandaliteratur auf Bestellung.“ Dennoch äusserte Bergengruen die Hoffnung, „eine künftige Zeit werde
wieder Unbefangenheit genug haben, um die vor der grossen Felonie (Verrat) geschriebenen Schaffnerschen Romane aus dem nationalsozialistischen Schutthaufen
hervorzuziehen“.
Die Erwähnung des "verfemten" Schriftstellers hat in mir (dem Sammlerfreak") Erinnerungen wachgerufen. Vor etwa zwanzig, dreissig Jahren habe ich drei grosse Plakattafeln (110x82 cm- Holzpappe)
zu Veranstaltungen der "Frontisten" in der Schweiz entdeckt, eines davon für einen Vortrag von Jakob Schaffner (Bild rechts), ohne Jahreszahl, nur der 7. April ist angegeben. (Es dürfte 1940
gewesen sein, als Jakob Schaffner mit seiner Frau in die Schweiz kam, " privates Gespräch mit dem Bundesrat Marcel Pilet-Golaz. Ich bin kein Sammler solcher Zeitzeugen, eigentlich
Frontisten-Ikonen (eines der anderen Plakate wirbt für einen Vortrag von Rolf Henne (1901-66) einen der führenden Hiter-Verehrer der Schweiz in den 30er- und 40er-Jahre. Im Zeitungs-Archiv meines
Vaters (das ich im Augenblick auflöse) gibt es noch viele Dokumente (Zeitzeugnisse) aus diesen trüben Tendenzen und Bewegungen in der nicht allzu fernen Schweizergeschichte.
Zeitdokument:
Aus dem Zeitungsarchiv meines Vaters:
Im Kanton St.Gallen erschien der Unternehmer
Max Schmidheiny ab 1951 auf der Liste der
Freisinnig-Demokratischen Partei. Damals war
Max Schmidheiny noch Kantonsrat. 1959 wurde
er in den Nationalrat gewählt.
Interessant ist, mit welchen Werten, Argumenten und Bildern vor siebzig Jahren Wahlkampf gemacht wurde. "Nur wenn die Kamine der Fabriken alle rauchen, raucht auch das Pfeifchen des zufriedenen Bürgers." Das ganze Dokument hier
Zeitdokument:
(Demokratie)
Aus dem Zeitungsarchiv meines Vaters:
Nach verlorener Wahl in Luzern.
Erschienen in "Luzerner Tagblatt" am 9. November 1955
Hier das Dokument lese und einen Kommentar zur diesjährigen Wahl
Aus dem Zeitungsarchiv meines Vaters: Nach verlorener Wahl in Luzern. Erschienen in "Luzerner Tagblatt" am 9. November 1955
Vor und nach den Wahlen ging es schon vor mehr als fünfzig Jahren ähnlich zur Sache, auch wenn die Mediensituation (noch kein Fernsehen, noch keine Social Media) eine ganz andere war. Damals gab es noch die mehr oder weniger partei-gebundene Zeitung. Auch die Schlagzeilen und Kommentare gleichen sich. Nur die Namen haben gewechselt. Flut und Dreistheit haben hingegen mächtig zugenommen.
So wird zum Beispiel (jetzt vor den Wahlen) auf einem Flyer vor einem "roten Zürich gewarnt" und empfohlen nur fünf "bürgerliche Kandidaten" auf den Stimmzettel zu setzen, die restlich beiden Plätze auf der Liste durchzustreichen, versehen (in Fettdruck) mit der falschen Behauptung: "Nur so stimmen sie richtig." Billigster Stimmenfang, der eigentlich in dieser absoluten Kurzform einzuklagen wäre. Unterschrieben haben drei der bürgerlichen Parteien!
Solche Falschaussagen sind mehr als grenzwertig. Sie sind schlicht eine Fehlinformation, die bewusst lanciert wird für jene, die sich in Wahlgeschäften nicht so gut auskennen und nicht mit der "Schlitzohrigkeit" der Parteieigrössen und -werber rechnen.
Dokument aus der Zeitungs-Sammlung meines Vaters vom 12. Mai 1951 im Magazin von "Die Tat". Anlässlich der Oberammergauer Passionsspiele, eine interessante Dokumentation der sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen einer Seuche, die durchaus mit heutigen "Pandemien" verglichen werden kann.
Ich werde nun wieder kontinuierlich Zeitdokumente hier einstellen, eine Rubrik, die in den letzten zwei Jahren fast "eingeschlafen" ist. Es handelt sich dabei um "aktuelle", besonders interessante Zeitdokumente, die mir beim "Entrümpeln" der Zeitungsarchive meines Vaters und meine eigenen Archive (aus der Zeit meiner Arbeit als Journalist) in die Hände gekommen ist. Dabei gibt es Themen, die sich lohnen, auch aus historischer Distanz betrachtet zu werden.
05. März 2014
Einst gesammelt -
jetzt weggeworfen:
Zeitdokumente
Zum Sammeln gehört die Ordnung, aber auch die Unordnung. Das eigentliche Ziel - manche sagen sogar das Glück - des Sammelns liegt im Schaffen einer eigenen persönlichen Ordnung, die letztlich nur er oder sie - der Sammler und die Sammlerin - bestimmen: Sie allein entscheiden, was wann. wo, wie, warum, wie gesammelt wird.
So habe auch ich irgendwann einmal Zeitungsausschnitte und Bilddokumente gesammelt - aber nie geordnet. Nie zu einem System zusammengefügt, daraus nie eine Sammlung gebaut. Schade?
Vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht. Einige meiner Sammlungen haben sich längst überholt, sind inhaltlich, technisch oder ordnungsmässig veraltet. Zum Beispiel die 2000 klassischen Spielfilme auf Videosystemen, die längst ausrangiert sind. Oder die 20'000 Filmkritiken, die im Internet schneller und umfangreicher abgerufen werden können. Oder Zeitungsausschnitte über Persönlichkeiten, Skandale, Kulturereignisse, einst aktuelle Diskussionen über die niemand mehr spricht.
Zu diesen "wertlos" gewordenen "Sammlungen" gehört eine grosse Zaine mit Artikeln - hauptsächlich aus den Sechziger- und Siebzigerjahre, die mich (deshalb ist jede Sammlung persönlich) beschäftigt und bewegt haben. Ich habe es in gut fünfzig Jahren nie geschafft, sie aufzuarbeiten, einzuordnen, zu hegen und Pflegen. Es sind Hunderte von Zeitdokumenten, die jetzt weggeworfen werden.
Einen grossen Teil habe ich bereits entsorgt, ein paar wenige sind - für ganz kurze Zeit - hängen geblieben. Nicht weil ich sie weiterin stapeln möchte. Sondern weil ich einen Moment innehalte, um nachzudenken: Was ist gewesen, was ist geblieben und was hat es bewirkt.
Ungeordnete Zeitdokumente, Artikel und Bilder, die ich auf den Scanner lege, um sie hier nochmals öffentlich zu machen, bevor sie endgültig verschwinden, zumindest aus meinem "Sammlerleben".
Peter Züllig
08. Mai 2020
Zeitdokumente:
Für einmal in der Rubrik "Zeitdokumente" keine Dokumente aus dem Zeitungsarchiv meine Vaters. (Eine Serie interessanter Sammelstücke wird hier folgen). Heute ein Hinweis auf die hervorragende Dokumentation in der "NZZ" von heute, 08. Mai, dem Tag der Kapitualtion Deutschlands und dem "Ende des Dritten Reichs".
Der Bericht ist ausgezeichnet illustriert mit Fotos (hauptsächlich aus Archiven der Photopress und Keystone). Rechts ein Bild von einer kleinen Demo in Lausanne: "Entgegen der offiziellen Order: Eine Gruppe junger Leute zieht am 8. Mai 1945 mit Flaggen der Siegermächte durch die Strassen von Lausanne und feiert die Kapitulation Deutschlands".(Bild: W
Hier geht es zur NZZ-Dokuentation Davon erzählt der Dokumentarfilm «Kriegsende! Der 8. Mai 1945 in der Schweiz» (NZZ Format. Ausgestrahlt am 3. Mai auf SRF) mit Zeitzeugen, Tondokumenten und bisher nicht veröffentlichten Archivfunden.
Interessant sind auch die unterschiedlichen Anteile am Gesamtprogramm in den drei Sprachregionen. So wurde zum Beispiel in der französischen und italienischen Schweiz vierl mehr Musik gesendet.
Die Programmansagen (Ansagerinnen als "Gesicht" des neuen Mediums) und die Pausen, Hinweise etc. nahmen damals mit rund 6 Prozent der Sendezeit einen breiten Raum ein - was etwa der Hälfte der Informationssendungen (ohne Tagesschau) entsprach. In diesem Jahr habe ich als blutjunger Journalist den ersten kurzen Beitrag in der Information gestaltet und wohl deswegen diese Statistik aufbewahrt.
Die "Hochwacht" war eine Tageszeitung der Christlich-sozialen Arbeiterbewegung und wurde in Winterthur (Buchdruckerei Konkordia) gedruckt. Die Zeitung erschien von 1921 bis 1971 und von da an als "Kopfblatt" der NZN (Neue Zürcher Nachrichten), die 1991 ihr Erscheinen einstellter.
"Feierstunde" war ein Beiblatt zur "Hochwacht". Der Artikel ist ein Beispiel der Moralvorstellungen in den katholi-schen Kreisen der Dreissigerjahre.
Das Strandbad, Ort der Versuchung und der Sünde! So etwa der Inhalt des Artikels.
"Der grosse Haufe sucht im Strandbad den freien Verkehr der Geschlechter miteinan-der.... Warum fabriziert man denn an jedem Tümpel und Weiher, an jedem Bach sogar in den Hochtälern einen Strand? Nein, vielmehr um diese 'gesell-schaftlichen Genüsse' zu haben (wie man das so nett nennt), ohne dass man vor der Öffentlichkeit als unanständig gilt..."
Ein kleiner Wühltisch mit ungeordneten Zeitdokumenten aus den Jahren zwischen 1925 und 2010, die ich gesammelt habe und nun im Begriff bin zu entsorgen, hat bei der Präsentation meiner Sammelobjekte viel Aufmerksamkeit erregt. Ich habe mich deshalb entschlossen, hier wieder vermehrt solche Dokumente einzustellen, bevor sie beim "Altpapier" landen. Hier geht es zur grundsätzlichen Erwägungen und zu bereits publizierten Beispielen.
12. Juni 2019
Zeitdokument:
Zum Ende des "Index" (57)
Neue Zürcher Zeitung (NZZ)
1965 - Ausgabe nicht bekannt
Das Pfingstfest hat aus meinem Archiv (das sich langsam, sehr langsam ent-leert) ein Dokument aktualisiert, an das man sich kaum mehr erinnern kann. Der "Index Librorum Prohibitorum", die Liste der verbotenen Bücher in der römisch-katholischen Kirche, schlicht "Index" genannt. Wer eines dieser rund 6'000
aufgelisteten Bücher las, den traf der Bannstrahl der Kirche. Er wurde "exkommuniziert", das heisst: aus dem Segenswirken der Kirche ausgeschlossen. Das Lesen bestimmter Bücher wurde also nicht nur zur Swider ünde erklärt, sondern
zur "Todsünde" gestempelt, die nicht so einfach zu tilgen war. Doch war der "Index" noch von Bedeutung im kirchlichen Leben? Welche Bücher hat es betroffen?
"Der Index gehörte der Gegenreformation an: einem Zeitalter, das die Historiker auf das Jahrhundert der Glaubenskämpfe begrenzen, das aber als Abschnitt in der Geschichte der zwischenkonfessionellen Beziehungen erst in diesen Tagen zu Ende geht." Dies schrieb vor gut fünfzig Hanno Helbling (der Protestant und ausgezeichnete Kenner katholischer Geistespolitik) in der NZZ und blickt "gleichsam ohne Wehmut zurück, um sich von ihm zu verabschieden." Tatsächlich ist war schon vor fünfzig Jahren kaum mehr zu verstehen, wer (und warum) auf diese Liste kam. Zu meiner Studentenzeit waren es vor allem die Namen, welche als letzte (ab 1948 bis 1962) auf den Index kamen: Werke von Honoré Balzac, Denis Diderot, Alexander Dumas, Heinrich Heine, Victor Hugo, Emmanuel Kant, Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre (er war der letzte, der es noch auf den "Index" schaffte). So genau wussten wir das aber nicht, denn niemand von uns - auch unsere Lehrer nicht - haben je ein Buch mit den
Listen der "verbotenen" Bücher gesehen, geschweige denn gelesen. Die Namen-Liste gibt es (im Computer-Zeitalter) hier. So kam es, dass ich einst als Gymnasiast im katholischen Kollegium nicht nur Karl May unter der Bett-Decke las, sondern auch Bücher, die ich zum Teil gar nicht verstand. Das Verbotene war eben attraktiv - Indexbücher ganz besonders - denn sie hätten unweigerlich zum "Consilium abeundi" ("Rat zu gehen"), was mitnichten ein Rat war, sondern der sofortige Hinauswurf aus der Schule. Erst viel später - in der letzten Zeit - habe ich erfahren, dass sich auf Grund eines anonymen Denunziationsschreibens die "Glaubenskongregation" (zuständig für den Index) auch mit Karl May befassen musste. Die sechs angeblich anstössigen May-Werke sind: "Im Reiche des silbernen Löwen III und IV", "Am Jenseits", "Und Friede auf Erden", "Ardistan und Dschinnistan I. und II". Der Antrag, diese Bücher auf den Index zu setzen, wurde abgelehnt, "auch den Roman "Onkel Toms Hütte" wollten die Glaubenshüter nicht verbieten.
"Entstanden war der Index Mitte des 16. Jahrhunderts als Reaktion auf die Refor-mation und den Buchdruck. Katholiken sollten aus römischer Sicht von der Lektüre der häretischen Schriften eines Martin Luther oder anderer Reformatoren abgehalten werden. Vor Erfindung des Buchdrucks war die Sache noch halbwegs einfach gewesen: Die beanstandete Handschrift wurde den Flammen über-geben, ebenso die wenigen in Klöstern vorhandenen Abschriften. Das funktionierte im Zeitalter des Johannes Gutenberg nicht mehr." Hier wird die Geschichte des Index und einige - zum Teil - skurrilen Besonderheiten gut beschrieben.
"...Die meisten Mädchen, so scheint es allerdings, finden sich mit dem ab, was ihnen die Gesellschaft persönlich und unpersönlich an Aufgaben, Pflichten und Idealen zuweist. Sie übernehmen frag- und kritiklos die Rolle, die nichts anderes beinhaltet als die strikte Forderung, dem Mann zu gefallen und das eigene Leben auf die Funktion, Haus- und Ehefrau zu sein, ausrichten..."
"... Es gibt in unseren Tagen noch kein sinnvolles Wert- und Leitbild des modernen Mädchens, das unseren Tagen auch entspricht und unserer Zeit angepasst ist. Um es zu schaffen, gilt es zunächst und vor allem, Antiquarisches auszuräumen und Mythen zu entmythologisieren. Das here Bild vom Mädchen am Herd und vom Mädchen im Heim ist heute zu einseitig, um noch ganz Wahrheit beanspruchen zu können."
Autor: Walter Hollenstein
(Die Zürcher Woche war in den 60er Jahren eine einflussreiche schweizerische Wochenzeitung und wurde in den Top-Journalisten Roman Brodmann (61-63) und Werner Wollenberger (62-67).
Ursprünglich war die Zeitung als Alternative zur "Weltwoche" gedacht, 1972 aber übernommen und eingestellt. Zum Autor: Walter Hollenstein ist ein streitbarer Soziologe, (emeritierter Professor in
Basel) der sich in den letzten Jahren stark für Männerrechte eingesetzt hat (Publikation:
"Was vom Mann übrig blieb", 2012)
18. April 2019
Zeitdokument 55:
von Werner Wollenberger
"Zürcher Woche" vom 7. September 1962
Das wohl berühmteste Restaurant in Zürich, die "Kronenhalle" wird dieses Jahr 157 Jahre alt. Dies ist zwar kein historisches Jubiläum, aber doch einen Griff in die Dokumentenzaine wert, in der sich langsam, langsam meine Zeitungs-Archiv entleert. Werner Wollenberger, Schriftsteller, Publizist, Autor, hat 1962 in der "Zürcher Woche" das 100-Jahr-Jubiläum gewürdigt.
Auf einer Visitenkarte notierte ein berühmter Zürcher "diese Verse:
Ja sie ist's, von der man nun spricht,
und das Lumpen weig'r ich nicht.
In die 'Kronenhallte' gehn
und das weitere dort besehn.
Hätte sich die literarische Produktion des ess- und trinkfreudigen Zürchers auf diesen Vierzeiler beschränkt, wäre der Autor wohl kaum in irgendeiner Literatur-geschichte eingegangen. Aber wie man weiss, hat der Zürcher Staatsschreiber Gottfried Keller noch ein paar zeitbeständigere" Texte geschrieben. Werner Wollenberger (1927-1982) würdigte vor allem die kulturelle Bedeutung des Lokals.
Am 22. April 2019 erscheint im Verlag Prestel, München, ein Bildband der Bildband Pay de Rêve - Die Kunst der Kronenhalle Zürich von Sybilld Ryser und Isabel Zürcher.Das Buch wird nach Erscheinen auch hier vorgestellt. "Das Zürcher Traditionslokal «Kronenhalle» verfügt über eine beeindruckende Kunstsammlung und damit ein einzigartiges Ambiente. Werke der klassischen Moderne von Bonnard, Braque, Chagall, Matisse, Miró oder Picasso gehören ebenso zum Interieur wie Fotografien, persönliche Widmungen und Bildbriefe von Dürrenmatt, Joyce oder Tinguely.". Weiterlesen hier.
12. März 2019
In der Rubrik "Zeitdokumente" (54)
heute ein kleines Dossier
Zum "Erstling" des Rapperswiler
Schriftstellers Gerold
Späth:
Unschlecht
Drei Dokumente:
NZZ 15, November 1970:
Ein neuer Name: Gerold Späth
Sonntags Journal 13./14. Februar 1971:
Als ob es die Welt nicht gäbe
St. Galler Volksblatt, Uznach
15. November 1970:
"Unschlecht" der erste Roman des Rapperswiler Schriftstellers Gerold Späth
Herkunft und genaues Datum noch nicht ganz präzis recherchiert ("Die Woche" ?)
Zwei Interview im Vergleich:
Walter Vogt und Gerold Späth
Vier unterschiedliche Dokumente, die sich mit dem Start des Schriftstellers Gerold Späth befassen. Viele spätere Dokumente sind noch im Archiv. Gerold Späth wird dieses Jahr 80., damals war er 31 - ein literarisches Lebenswerk liegt dazwischen.
Wb - Werner Weber - der "scheinbar allmächtige Herr des NZZ-Feuilletons" - empfängt den "neuen Schriftsteller" und sein erstes Buch wohlwollend bis begeistert, Allerdings nicht ohne ihm auch
Tipps für sein weiteres Schaffen zu geben: "Aus ironischer Distanz müsste Gerold Späth auch das Mass finden können, nach welchem er künftig das Füllig seiner Prosa bewahren, die
Übertreibungen darin verhindern könnte." (Dokument links)
Nicht aus "literarischer Sicht", vielmehr mit Blick auf den Skandal, welcher der Roman im Rosenstädtchen ausgelöst hat, kommentiert das "St. Galler Volksblatt", katholische Lokalzeitung: "Späth
ist ein Meister, wie er es versteht, von Kapitel zu Kapitel immer wieder neue überraschende Dinge zu erzählen, allerdings meist masslos übertrieben, doch prickelnd und pikant, den Leser fesselnd.
Aber er übermacht, er verletzt und stüsst ab mit derbem Sex."
Ich werde in den nächsten Zeit noch näher auf die Dokumente uns Späths "Unschlecht" eingehen. Der Link dazu folgt hier.
28. Januar 2019
Zeitdokument 53:
Stalingrad
Vor 20 Jahren
Spezialseite
der NZN (Neue Zürcher Nachrichten)
vom Freitag,
02. Februar 1963
In ein paar Tagen - am 2. Februar - sind 76 Jahre vergangen, seit der Kapitulation der 6. Armee der Deutschen Wehrmacht in Stalingrad..
Als ich das Dokument vor gut fünfzig Jahren aufbewahrt und ins Archiv gelegt habe, war ich in der Universität, studierte Kunstgeschichte und begann - im Nebenjob - meine journalistische "Laufbahn". Es ging mir damals - ich erinnere mich noch genau - um das Problem des Vergessens oder Nichtvergessens - jener Jahre, in denen ich behütet eine
In den 60er Jahren kam ich zurück, in ein Dorf, wo ich eine unbeschwerte Kindheit verbracht hatte. Nur
zwanzig Jahre zuvor fand dies statt, was in diesem Dokument beschrieben wird: "Das war vor 20 Jahren: das Ende der
grossen Wende, die Stalingrad hiess und als Inbegriff von Schrecken und Verbrechen, von Frevel und Leid weiterheissen wird. Im Zustand äusserster Erschöpfung
und innerer Zermürbung kapitulierten die Reste der 6. Armee, erniedrigt und verratene Menschen."
Stalingrad, eine russische Millionenstadt, die seit 1961 Wolgograd heisst,
ist längst "abgehakt", vergessen. Auch ich lege die eindrücklichen Dokumente beiseite, säubere die letzten Reste im Erinnerungsarchiv. Dabei wollte Hitler mit dem Angriff auf Stalingrad "den
ukrainischen Weizen, die Kohle und Industrie des Donezbeckens, die Erdölgebiete am Schwarzen Meer, die Erze des Kaukasus und die Verkehrsader an der Wolga."
Spezialseite der NZN (Neue Zürcher Nachrichten) vom Freitag, 2. 02. 1963
Bei diesem Dokument, verfasst zwanzig
Jahre nach dem schrecklichen Kriegsgeschehen, geht es weniger um die genauen Fakten, als vielmehr um de Bilder und die damalige Beurtei-lung. Was damals das Schreckensbild schlechthin war, ist
längst vergessen und politisch nicht mehr aktuell. Zwar geht es auch heute noch weitgehend um ähnliche (oder gleiche) Dinge: Rohstoffe, Verkehrswege, Macht über Industrie und Menschen., zwar an
anderen Orten, in anderen Ländern, mit anderen Namen. "Die Armee hält ihre Position bis zum letzten Soldaten und zur letzten Patrone und leistet durch ihr
heldenhaftes Aushalten einen unver-gesslichen Beitrag zum Aufbau der Abwehrfront und der Rettung des Abendlandes." (Zitat Hitler)
Inzwischen ist vieles, was damals auf beiden Seiten der Fronten geschah,historisch durchleuchtet. Die 100'000 Toten allein auf deutscher Seite und die weit mehr Verluste der Russen Inschriften auf Denk- und Grabmäler. Längst vergesse. Die Machtgelüste der Despoten nicht mehr so laut und unverblümt, aber nicht wesentlich anders. Auch ich entsorge mit diesem Dokument das Vergessen. Wer sich nochmals erinnern will: Hier auf "Fokus online" eine sachliche Dokumentation.
01- Januar 2018
Zeitdokument 52:
Kokoschka ist auch photogen
Eine Photoserie von Peter P. Riesterer anlässlich der Ehrung des 80jährigen Künstlers durch eine grosse Ausstellung im Zürcher Kunsthaus im Jahr 1966. Das Dokument trägt weder Datum noch Nachweis der publizierenden Zeitung. Doch aus dem Text geht klar hervor, die Bilder entstanden zur Zeit der Kokoschkas-Ausstellung (1.Juni bis 24. Juli 1966) und das Publikationsorgan war "Die Tat", wo Peter P. Riesterer von 1945 - 1977 Kulturredakteur war.
Eine Photoserie von Peter P. Riesterer anlässlich der Ehrung des 80jährigen Künstlers durch eine grosse Ausstellung im Zürcher Kunsthaus im Jahr 1966. Das Dokument trägt weder Datum noch Nachweis der publizierenden Zeitung. Doch aus dem Text geht klar hervor, die Bilder entstanden zur Zeit der Kokoschkas-Ausstellung (1.Juni bis 24. Juli 1966) und das Publikationsorgan war "Die Tat", wo Peter P. Riesterer von 1945 - 1977 Kulturredakteur war.Der Autor und Fotograf Peter P. Riederer schrieb damals: "Da wir uns bereits kannten, konnte mit Kokoschka eine Vereinbarung getroffen werden. Ich sollte ihn nur im Gespräch und zwangslosem Beisammensein photographieren, wobei ich jede Handlung ungeniert festhalten
dürfe. Er lasse sich aber nicht mit Perso-nen stellen, und Blitz- oder Kunstlicht sei wegzulassen. So photographierte ich Kokoschka im «Park im Grüene» vor dem Gottlieb Duttweiler-Institut mit Kunst-freunden mit der Leica M 3, Summicron 1:2/50, aus einer regelmässigen Distanz von 1 bis 2 Meter. (Die Rolleiflex, mit Ilford FP 3' geladen, hatte leider eine Störung, so dass die mit lIford HPS (800 ASA) ver-sehene Leica für alle Bilder auf dieser Seite benützt werden musste, obschon dieser grobkörnige Film für die Innen-aufnahmen reserviert war.) ..."
Ich wusste, dass es nicht leicht sein würde, als Photograph an Oskar Kokoschka heranzukommen. Der 80-
jährige Künstler lässt sich nicht gerne von jedem photographieren, hat eine berechtigte Abneigung gegen gestellte Aufnahmen und Blitzlicht und streckte vor Jahren einer Photo-graphin kurzum die
Zunge heraus….
Kein einziges dieser Bilder ist gesteilt; es galt, bestim-mte Gesichtsausdrücke festzuhalten. Die Aufnah-men ent-standen am frühen Abend mit einer Belichtungszeit von
125:11; es sind «Schnapp-schüsse». Die sechs
«Porträts» sind Teile der Gesamtaufnahme, also Ausschnitte. Retouchen wurden keine vorgenommen. Oskar Kokoschka ist nicht nur ein grosser zeitgenössische Maler, er ist auch phologen. Auf allen 96 Aufnahmen des Filmstreifens zeigt er immer wieder ein anderes Gesicht.
Es lohnt sich, dieses Gesicht zu betrachten, zu studieren und dann durch die gegenwärtige Kokoschka-Ausstellung im Zürcher Kunsthaus zu gehen. Das Zürcher Kunsthaus veranstaltet
während der Junl-Fest-wochen (bis 24. Juli) eine grosse Retrospektive
mit den Werken Kokoschkas. Sie umfassen alle Schaffensperioden von den Anfängen bis zum Porträt Konrad Adenauers 1966.
Bilder und Text: Peter P. Riesterer
In eigener Sache:
Auch ich bin mit einem Stoss voll guter Vorsätze ins neue Jahr gestartet.
Einer der wichtigsten ist: Aufarbeiten der riesigen Stapel von Dokumenten, die ich im Laufe der vielen Jahre als Journalist gesammelt habe. 80 Prozent landet wohl beim Altpapier, Den Rest - eine schon fast willkürliche Auswahl wird hier präsentiert.
Zeitdokument 50:
"Ich bin ein Dienstverweigerer"
Schweizer Illustrierte vom 13. Dezember 1965
Nr. 50 - 54. Jahrgang
Dokument des langen Kampfs der Dienstverweigerer. "Hier steh ich, ich kann nicht anders". Mit diesem Zitat von Marin Luther erklärte damals der 30jährige Dienstverweigerer Gottfried Bergmann sein Motiv nicht in den militärische Dienst einzurücken.
Er ging dafür einen Monat ins Gefängnis. Zweiundzwanzig Jahre später stimmte das Schweizervolk mit einer Mehrheit von 82,5 Prozent für die Aufnahme eines Zivildiens-tartikels in der Bundesverfassung.
Was man mit der Einführung des Zivieldienstes geschaffen hat, war und ist immer wieder Gegenstand grosser Dis-kussionen und Veränderungen. Lange Zeit mussten Dienstverweigerer aus
Gewis-sensgründen sich einer strengen Prüfung unterziehen, als ob das Gewissen durch ein Examen zu bewerten wäre. Später wurde die Gewissensprüfung abgeschafft. Doche eine neue Debatte steht
an:
Die Armee braucht mehr Soldaten. Die Hürden für den Zivildienst soll erhöht und die Zulassungen verringern werden. Pro Jahr werden rund 20'000 Rekruten gebraucht, um den Armeebestrand zu halten.
1911 wurde die Schweizer Illustrierte unter dem Namen Schweizer Illustrierte Zeitung (SIZ) gegründet. Seit 1965 heißt die Zeitschrift "Schweizer Illustrierte". In den Anfangsjahren waren historische und politische Themen stärker präsent als in der späteren Form, wo vor allem Leute, Style und Living im Vordergrund stehen.(Quelle: Historia.ch)
In einer der frühen Ausgabe der der neuen SI (Schweizer Illustrierten) wurde das Problem der "Dienstverweigerer" auf sechs Seiten der Illustrierten aufgegriffen. Zu dieser Zeit - also drei Jahre vor 1968 wurde das Problem "immer heftiger diskutiert". Dazu der Grundsatzbeitrag in der Schweizer Illustrierten. Hier das ganze Dokument.
05. September 2018
Zeitdokument 49:
Eine Rubrik ist hier - auf dieser Website - fast in Vergessenheit geraten. Meine riesige Sammlung von ein paar Tausend Artikeln aus Zeitungen und Zeitschriften, die ich als Medienschaffender in rund 60 Jahren angelegt habe löst sich auf. "Wertlos" ist sie geworden, seit (fast) alles im Internet abrufbar ist. Heute ein Griff ins Dossier "Medien".
Zeitdokument 49:
"Wer mit wem im Schoggi-Clan"
"Blick" vom 10. Dezember 1999:
"Blick schafft Übersicht bei 'Lüthi & Blanc' - Wer mit wem im Schoggi-Clan"-
"Blick" vom 10. Dezember 1999: "Blick schafft Übersicht bei 'Lüthi & Blanc' - Wer mit wem im Schoggi-Clan". Am 10. Oktober 1999 startete das Schweizer Fernsehen (SF 1) eine überaus erfolgreiche eigene "klassische" Seifenoper, Sie wurde wöchentlich ausgestrahlt bis am 13. Mai 2007, 288 Folgen. Dann wurde sie - hauptsächlich aus Angst vor Zuschauerschwund - mutwillig abgewürgt. Aus heutiger Sicht wohl ein klarer Fehlentscheid. Der Versuche einer Nachfolgesendung scheiterten kläglich.
Hier der Inhalt der ersten Staffel (12 Folgen)
Heute ist Lüthi & Blanc immer wieder Gegenstand der Erinnerung.Vor allem im People-Format des Schweizer Fernsehens Glanz und Gloria
Das Dossier ist natürlich als nur zwei Bilder und ein paar Artikel. Es waren wichtige Dokumente für meine meine Vorlesungen zum "Boulevard" an der Universität in Fribourg (1996-2006).
„Weekly Soaps“ oder gar "Dail Soaps" sind endlos Serien im Fernsehen, die alle sieben Kriterien des "Boulevard" erfüllen: Neuigkeit (Neugier), Nahbereich, Idole, Personifizierung, Tabubereich, Dabeisein und Schandpfahl.
Amerikanische Serien wie Dallas (1978-91) waren weitgehend Vorbild für Produktion, Aufbau und Gestaltung dieser Serienfolgen. In Deutschland läuft die "Lindenstrasse" seit 1985 wöchentlich, inzwischen die 1685. Folge. Antiquiertes Fernsehen? Fernsehen für die Alten? RTL - der Privatsender, der angetreten ist, die Jugend zu erreichen - hat seit 1992 die "jugentliche Soap" "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", inzwischen in der 6588. Folge.
Mit «Motel» produzierte das Schweizer Fernsehen schon 1984 die eigene Fernsehserie "Motel" über das Zusammenleben im Motel Egerkingen. Es war auch eine technische Pionierleistung. Jede Folge wurde «aktuell» während der Woche gedreht und am Sonntagabend gesendet. Nach 40 Folgen war dann Schluss. Vor allem abgeschossen vom damals einzigen täglich Boulevard-Medium der Schweiz, dem "Blick". Dazu ein Rückblick in der NZZ vom 18.4.2017
Das heutige Zeitdokument ist nicht mehr als eine Erinnerung an Kapitel der Diskussion um Aufgabe und Wirkung des Mediums Fernsehen. Vielleicht müsste man bei der heutigen Diskussion solche "alten" Dokumente wieder ausgraben.
Hier ein TV-Dokument aus dem Jahr 1983, als "Motel" entstand
22. September 2017
Zeitdokument 48:
"Fernsehen und trotzdem lachen..."
Die Diskussion um die Bilag-Gebühren ist nur der aktuellste Schauplatz im Kampf um Medienmacht und (heute) Geld, das sich im Medienbereich neu verteilt. Seit rund 60 Jahren - als das Fernsehen sich langsam, aber kontinuierlich in die Medienwelt eingeschoben hat - wird dieser Kampf geführt. Früher waren es eher moralische, soziale, ethische und politische Einwände gegen das Fernsehen, heute geht es um dass liebe Geld, um viel Geld... (wie aus Beispielen im Ausland zu belegen).
Aus diesem Anlass habe ich wiedereinmal in der berühmten Zeile gewühlt, in welcher mein Journalisten-Archiv entsorgt wird.
Unter den vielen Dokumenten, welche den Dauerkampf um das Fernsehen betreffen habe ich eine Humorseite gefunden. Karikaturen aus den frühen 60er Jahren.
Die Illstrierte "Sie + er" (ging 1971 in die Schweizer Illustrierte auf) publizierte 1964 verschiedene Karrikaturen zum Thema Fernsehen. Damals war das Fernsehen in der Schweiz knapp zehn Jahre jung. Aehnlich wie beim Aufkommen das Handys in den letzten knapp zehn Jahren, wurde damals vor allem die "Fernsehsucht" zur Zielscheibe des Spotts gemacht.
Die weiteren Witze aus jener Zeit unter dem Titel Humor sind hier zu sehen.
31. August 2017
Zeitdokument 47:
Diese Rubrik - vor Jahren einer der wichtigsten Beweggründe - diese meine Website zu starten - hat nahezu Seltenheitswert bekommen. Die Bereiche Wein, Karl May, Kleinrippen, Neuigkeiten, Aufgeschnappt.... dominieren den längst den Webauftritt von Sammlerfreak. Zeitdokumente oder gar Erinnerungen haben kaum mehr Platz. Begründung: es fehlt die Zeit!
Post der Erinnerung
Diese drei Bilder - für mich sind es Zeitdokumente - sagen und bedeuten (ausser den wenig Beteiligten, sofern sie noch leben) - nichts. Ein Fest, im Mittelpunkt ein kleines Mädchen und viele bunte Päpiere. Eine liebe alte Bekannte schrieb: "Da ich altershalber am "entsorgen" bin, schicke ich die Fotos per Post, ohne weiteren Kommentar zum Entsorgen an die Abgebildeten. Mit lieben Grüssen..."
Ich konnte mich kaum mehr an den Anlass erinnern: nur noch, dass er stattgefunden hat, und dass es schön war. Die Bilder haben an meier Erinnerung gekratzt und immer mehr hervorgebracht, ein Stück meiner eigenen kleine, vergangene "Welt".
Und ich erinnerte mich wieder, dass auch ich am "Entsorgen" bin, am Auflösen eines riesigen Zeitungsarchivs, das Journalisten (vor der digitalen Zeit) aufgebaut haben. Zeitdokumente eben. Hier ein Dokument eines politischen Geschehens, das nicht nur die Welt bewegte, sondern Millionen von Toten brachte.
01. September 2017
Zeitdokument 30:
Hitlers Krieg
NZZ vom 1. September 1964.
Beilage zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
Eine umfassende Dokumentation zum Zweiten Weltkrieg 1939-45. Aufbereitet von Albert Müller, mit vielen Bildern und einigen Dokumenten.
Besonders interessant: Dokumente zum Kriegsausbruch.
(tagebuchartig) und die Situation für die Schweiz
(Division Constam).
Ein Zeitdokument, das - 25 Jahre nach Ausbruch des Kriegs - die Erinnerung wachrufen wollte. Eine Erinnerung, die so viel Tod, Schmerz, Leid, Not in die Welt brachte. Auch in unsere allernächste Welt.
Das historische Gedächtnis wird immer mehr an die digitale Welt delegiert und mit ihr die Erinnerung. Auch wenn die meisten diese Zeit nicht selber erlebt haben (ich bin ein paar Tage vor dem Kriegsausbruch geboren), so ist doch das Wissen um historisch bedeutende Ereignisse - unabdingbar um die Welt zu verstehen und in dieser Welt (einigermassen anständig) zu leben. Das historische Bewusstsein - so scheint mir - ist in der Fülle von Informationen und Ereignisse, von Bildern und Textfetzen weitgehend verloren gegangen. Aus diesem Grund - hier in der Rubrik Erinnerung - die 12 Seiten einer hervorragenden Dokumentation (die selber schon wieder 53 Jahe "alt" ist.
25. Januar 2017
Zeitdokument 28:
Weg mit dem Zopf!
Die Rubrik "Zeitdukumente" wurde in in der letzten Zeit stark vernachlässigt. Dabei bin ich daran, mein umfangreiches Journalisten-Archiv aufzulösen und regelmässig einige der interessantesten, amüsantesten oder wieder aktuellen Artikel von einst hier vorzustellen, bevor sie im Altpapier verschwinden.
Die Sammlung von Ausstellungskatalogen, die Kleinkrippen (schliesslich war Weihnachtszeit), die Karl-May-Sammlung (und noch einiges mehr) hatten in der letzten Zeit Vorrang. Dies soll sich ändern. Heute eine Glosse in der NZN (Neue Zürcher Nachrichten) vom Mai 1965 zum Thema Filmzensur und Karl May als Jugendlektüre.
Die Sammlung von Ausstellungskatalogen, die Kleinkrippen (schliesslich war Weihnachtszeit), die Karl-May-Sammlung (und noch einiges mehr) hatten in der letzten Zeit Vorrang. Dies soll sich ändern. Heute eine Glosse in der NZN (Neue Zürcher Nachrichten) vom Mai 1965 zum Thema Filmzensur und Karl May als Jugendlektüre.
Glosse zur Filmzensur,
die 1965 noch aktiv war und Filme verbieten konnte
"Aus dem Mittelalter des Films."
Aus der NZN (Neue Zürcher Nachrichten) im Mai 1965
Hier der Wortlaut:
"Früher gehörte Karl May zu jener Sorte Literatur, von der besorgte, engbrüstige Erzieher vermuteten, sie verderbe die Jugend und führe sie geradewegs auf den Pfad der Untugend. Er gehörte zu den/verpönten Literaten. Man las ihn trotzdem unter der Schulbank oder unter der Bettdecke, Wenn man bei dieser verbotenen Lektüre ertappt wurde, dann wurde der arme Karl May konfisziert und als entartete Literatur verbrannt...
n der Guten Stube durfte man nur die Bücher von Johanna Spyri und Ottilie von Wildermuth lesen.
Unterdessen hat es sich- bis ins Kämmerlein unserer löblichen Zensur herumgesprochen, dass Karl May vielleicht nicht gerade salon-, wohl aber kinderstubenfähig sei. Sie hat deshalb die Karl-May-Verfilmurigen bisher für die Jugend freigegeben.
Bei der letzten aber, bei „Schut“, hat sie ein Veto eingelegt und sich störrisch gezeigt. Nun ist unsere Zensur eine Institution, die in der Dunkelkammer tagt. Sie ist niemandem Rechenschaft schuldig und muss ihre Entscheidungen nicht begründen. Wie bei einem päpstlichen Konklave kann man nur an dem Räuchlein, das aufsteigt, erkennen, was sie entschieden hat.
So kann man nicht erkennen, was an diesem Film jugendverderbender sein könnte, als an den andern. Die Tugendsamen sind gleich weiss und die Bösen gleich schwarz, Die Damen sind alle zugeknöpft bis oben und werden Von den Herren jugendschonend ängstlich gemieden.
Diese, Woche liefert das Fernsehen in jede Wohnstube den Film «Rashomon». Es ist ein Film, in dem es nicht gerade zimperlich, sondern rechtschaffen brutal zugeht, so brutal, dass kein Kinobesitzer gewagt hätte, zu verlangen, dass er für die Jugend freigegeben würde. Aber diesen Film kann nun jeder Häfelischüler am Familientisch ansehen.
Das ist eine groteske Situation. Es 'gibt daraus nur zwei Wege:
Entweder verbietet der Bundesrat dem Fernsehen, Kinofilme zu zeigen, oder man fährt ab mit der Kinozensur, diesem Zopf aus dem Mittelalter des Filmes."
bu.
05. Oktober 2016
Zeitdokument 26:
Karl May muss nachhelfen....
Der kroatische "peintre primitif" Matija Skurjeni
Kunstbesprechung (Ausstellung in der Galerie für naive Kunst, Zürich)
im Tages Anzeiger vom 2. März 1969
Wie kommt Karl May - in den 60er Jahren Inbegriff trivialer Unterhaltungsliteratur - in die Feuilleton-Seite des Tages-Anzeigers? Nicht etwa als Beitrag zur Trivialliteratur, vielmehr als Überschrift zu einer Betrachtung der "peintre primitif". Interessant an diesem Bericht ist nicht nur die Verbindung zu Karl May, sondern - und vor allem - die Erklärung für das Aufkommen der "primitiven Kunst", die ja in den 60er Jahren eine unglaubliche Blüte erlebte. Weiterlesen hier.
01. August 2016
Zeitdokument 23:
(Dokument "Zürcher Woche" 29. Juli 1966)
Zum 1. August 1966 (vor fünfzig Jahren). veröffentlichte die "Zürcher Woche" (Chefredaktor: Werner Wollenberger) die Arbeiten von nerunt Schweizer Künstlern zum Thema Wilhelm Tell.
"Es blieb den 8 Autoren (und einem Maler und Zeichner) freigestellt was sie mit dem Thema anfangen wollen. ... Die Vermutung, dass die jungen Schriftsteller im Verlaufe ihrer Tell-Variationen auch manches zur Schweiz des Jahres 1966 einfallen würde, lag nahe. Sie hat sich bestätigt." Weiterlesen hier
05. Juni 2016
Zeitdokument 22:
Zum Tod von Kickboxer Andy Hug (2000) und Muhammad Ali (2016). Eine Medienbetrachtung.
Anlass für ein paar Gedanken zum Umgang der Medien mit solchen Ereignissen. Sie spielen sich - vor allem auch im Verbund mit den Social-Medien - als "Klageweiber" auf, noch weit mehr als früher. Vinzens Wyss schrieb schon vor Jahren:
"Wer ständig die Geister der Rundfunkliberalisierung ruft, darf nicht mit Kopfschütteln reagieren. Der Forderung eines Beitrags an die Selbstbeobachtung der Gesellschaft richtet sich an alle Medien. Das Messen mit unterschiedlichen Massstäben etwa bei Boulevard- und Qualitätsmedien oder bei kommerziellen und öffentlichen Medien greift zu kurz. Alle Medien sind Teil eines Systems und reagieren ständig durch Anpassungs- und Positionsprozesse aufeinander." Weiterlesen hier
21. April 2016
Zeitdokument 21:
Hauptdarsteller in der
Reality-Show "The Apprentice"
Aus der NZZ vom 23. Januar 2004
"Trump hat einen Namen, den in den USA praktisch jeder kennt. In dieser Hinsicht kann ihm bei den Republikanern lediglich Jeb Bush das Wasser reichen. Als Fernseh-Veteran kann der 69-Jährige gut mit Medien umgehen, zudem ist er finanziell unabhängig. Seine Erfolge als Unternehmer sprechen für seine Kompetenz in Wirtschaftsfragen. Ähnlich wie Mitt Romney 2012 versucht er sich unter anderem als Manager-Präsident inszenieren, der das »Unternehmen USA« wieder in die Gewinnzone führt. Allerdings stand er mit seinem Firmenimperium auch schon mehrfach kurz vor der Pleite." (Quelle: "Zeit oline")
Weiterlesen hier (und gesamtes Dokument)
10. Juni 2014
Zeitdokument 13:
Die "Berufshumoristen" von einst
Aus der "Schweizer Illustrierten" vom 4. Januar 1947 (Nachkriegszeit)
04. Juni 2015
Zeitdokument 12:
"Das Land mit dem höchsten Einkommen"
Aus der "Thurgauer Volkszeitung" vom
7. August 1968
Angesichts der geschichtlichen Entwicklung erhält der Bericht der Korrespondentin Margarete Crous erhellender Kraft. Um was geht es im Nahen Osten und beim Engagement der USA im Golfgebiet?
Natürlich ums Geld! Um die Verfügbarkeit der Macht das Oels.
Weiterlesen hier (und gesamtes Dokument)
05. Juni 2015
Zeitdokument 11:
Sie feiert ihren sechzigsten Geburtstag
Erschienen in DIE TAT am
10. September 1965. Autor: Beat Müller
"...ihr seltsamer Zauber ist bis heute unerklärlich geblieben. Seit bald vierzig Jahren versuchen Schriftsteller und Boulevardkolumnisten ihr Mysterium zu enträtseln....sie hat nie geheiratet, gab nie ein Ingterview und erschien nur selten zu einer Premiere..."
Wer kennt die mysterieuse Dame?
27. Oktober 2014
Dokument 10:
Nachtrag zur Expo 64
Tinguelys Heureka am
Zürichhorn
Bericht in der NZZ vom
27. Februar 2014
"...man behauptet wohl nicht zuviel, wenn man dem Zürichhorn einen regen Besucherstrom aus nah und fern voraussagt, und wer weiss, ob man nacfh Ablauf des voraussichtlich dreijähjirgen Provisoriums noch leichten Herzens gewillt sein wird, die "Heureka" wieder von Zürichhorn wegzunehmen..."
Die "Heurika" steht noch da, gottseidank. Die Wogen haben sich geglättet, die Gegner dieserr damals noch neuen "sogenannten Kunst" und all die Beschützer des Naturbildes vor den Toren der Stadt,
sind bekehrt, verstummt oder gestorben. Fast 50 Jahre später: "Le provisoire qui dure" hat sich wiedereinmal durchgesetzt.
22. Mai 2014
Dokument 9:
als hoffnungsvoller junger Schweizerautor
zwei Dokumente
Am 13. Mai 2014 ist der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg achzig geworden. In der Rubrik "Erinnerungen" habe ich
bereits Texte und Bilder gezeigt. Beim Räumen ungeordneter Zeitungsausschnitte - die ich im Augenblick nochmals durchsehe und grösstenteils entsorge - bin ich jetzt noch auf ein zweites
Zeitdokument gestossen: Zu Gast bei der Schweizer Illustrierten.
07 Mai 2014
Dokument 8:
Die Architektur der Landesausstellung 1964
Ausschnitte aus einer vierseitigen Reportage in der Neuen Zürcher Zeitung in der Wochen-Ende-Beilage vom 1. Februar 1964
Verfasst von Dr. Martin Schlappner (Filmkritiker)
In eigener Sache:
Als junger Journalist bin ich damals jede Woche einmal an die Landesausstellung gefahren, um für verschiedene Zeitungen zu berichten. Es war meine erste grössere journalistische Arbeit. Gleichzeitig habe ich eine Dia-Show (ca. 200 Bilder) zusammengestellt für zwei Vorträge über die Expo. Diese Farbbilder werde ich hier veröffentlichen. Jeden Tag ein Bild (bis zum 25. Oktober - dem Jahrestag an dem die Expo vor fünfzig Jahren geschlossen wurde)
Hier das Archiv der farbigen Expo-Bilder (Dias), die ich bisher jeden Tag veröffentlicht habe (wird jeden Tag ergänzt)
28. April 2014
Dokument 7
Überreicht durch:
Hans Locher & Co.
Reiseartikel
Zürich 1
Ein Bilderbogen zusammengestellt von Dr. Felix Burckhardt. Bibliothekar an der Zentralbibliothek Zürich im Jahr 1926. 12 Bilderbogen, der Umschlag enthält Werbung aus jener Zeit. Unter anderem "Hotel Baur au Lac" seit 1844 das führende Haus.
26. April 2014
Dokment 6
Einst heftig umstrittene Plakate von Hans Falk zur Landesausstellung Expo 64.
Heute, nach fünfzig Jahren eine kaum mehr bestrittene grossartige künstlerische Leistung. Damals hatte der bekannte Kunstkritiker Hans Neuburg (der als einziger in der Jury die Plakate - als
Werbeplakate für die Expo - ablehnte) in der "Zürcher Woche" dagegen geschrieben und das Alternativplakat von Franz Fässler hoch gelobt.
13. März 2014
Dokument 5
Die Sprache der Liebe
Ausschnitt aus dem "Nebelspalter" 1962
Der Nebelspalter wurde 1875 als „Illustriertes humoristisch-politisches Wochenblatt“ gegründet und besteht bis heute, seit Ende 1996 als Monatszeitschrift. Es ist das älteste Satiremagazin der Welt.
Es gab vor 50-60 Jahren noch keine Taschenbücher. Und keine Lautsprecher. Und keinen filmischen Abglanz davon, wie Antonius und Cleopatra sich in Liebesstunden unterhalten haben.
13. März 2014
Dokument 4
"Zürcher Woche"
Editorial von Roman Brodmann
Dezember 1962
Ein Stück Zeitungsgeschichte; Aufbruch in den 60er Jahren
Interessant im Vergleich mit der heutigen "Weltwoche", die zurückgekehrt ist zu einem Konservativismus und Verkündigungs-Journalismus, wie Brodmanns Vorgänger bei der "Zürcher Woche", James
Schwarzenbach, gepflegt hat. Fünfzig Jahre Rückschritt.
10. März 2014
Dokument 3
"Wie Karriere machen ohne sich anzustrengen"
Ein Lehrgang für Arbeitnehmer in zwei Teilen
Ironie und Witz vor 50 Jahren, die erschreckende Wirklichkeit wurde
Ein Bestseller, der in Amerika ein Riesenerfolg wurde. 1964 druckte die Weltwoche den (gekürzten) Text in zwei Teilen ab. Das Buch erschien 1994 im Scherz-Verlag (deutsch) und ist heute antiquarisch für 1 Euro zu haben.
Aus dem Begleittext in der Weltwoche (14.03.64 - alsos vor 50 Jahren):
"Wagen Sie unbedingt den Griff nach den Sternen. Ein altes Vorurteil besagt, dass Erfolg aus neunzhig Prozent Fleiss und zehn Prozent Talent besteht. In Wirklichkeit sind die Proportionen gerade umgekehrt...." Ironie, die Wirklichkeit wurde?
Hier ein paar Ausschnitte und Illustrationen aus der Zeitung von damals
07. März 2014
Dokument 2
"Ko-Edukation"
"Die Jungen mit uns", aus der "Genossenschaft" (heue COOP-Zeitung) aus dem Jahr 1959 (genaues Datum nicht notiert) Illustration unbekannt (nicht signiert und dokumentiert)
Worüber man vor 55 Jahren noch diskutiert hat
Zusasmmenfassend schrieb der Erziehungsberater und Betreuer der Seite "Die Jungen mit uns", Dr. med. B. Hamik): "Wir möchten festhalten, dass man alle Argumente sehr wohl ernst nehmen muss. Befürworter wie Gegner der Ko-Edukation tun gut, mit neuer Aufmerksamkeit an die Erziehung ihrer Kinder heranzugehen, unter berücksichtigung der Argumente der Befürworter und der Gegner."
05. März 2014
Dokument 1
"Die Flamme"
Gymnasiastenzeitung aus dem Jahr 1959.
Mitautor und Herausgeber: Niklaus Meienberg
Niklaus Meienberg (* 11. Mai 1940 in St. Gallen; † 22. September 1993 in Zürich) war ein Schweizer Historiker, Journalist und Schriftsteller.
Meienberg lebte in Zürich und veröffentlichte zu Lebzeiten zehn Bücher mit Reportagen und Texten zur Zeitgeschichte. Diese haben massgeblich zur öffentlichen Meinungsbildung der Schweiz im 20.
Jahrhundert beigetragen. Seine engagierten, angriffigen und sprachlich geschliffenen Texte gelten bis heute als Musterbeispiele eines investigativen Journalismus und geniessen in
Journalistenschulen grossen Stellenwert