Vom Sammeln (allgemein)

28. Mai 2019

 

Abenteurer unter sich

 

Old Shatterhand versus Jim Strong 

 

Abenteurer, die es als Helden nie gab
Doch es gab sie, allerdings nur in der Phantasie
                                                         der Autoren und der (meist jungen) Leser.

Beide Helden sind noch heute - zumindest bei Sammlerinnen und Sammlern - und  bei vielen In-Erinnerung-Schwelgenden - eine feste - ja, eine "ewige" Grösse. Der Zürcher Tagesanzeiger hat am 22. Mai 2019 in einem Artikel von Adrian Schröder an Jim Strong erinnert. Auch hier, bei Sammlerfreak, wurde das Thema bereits vor Jahren angesprochen. Allerdings ein Aspekt, der vor allem Karl-May-Freunde interessiert, ist bisher kaum aufgegriffen worden. "Seltsamerweise wurde klar unterschieden: Bücher sind gut, Heftli sind Schund. Die Indianergeschichten von Karl May waren gut, erbauend, edukativ, «Jim Strong» war des Teufels und verrohte die Jugend. Die Medien, die Kirche, die Lehrerschaft opponierten geschlossen..."

In dieser absoluten Form lässt sich dies kaum belegen. Nicht nur Jim Strong, auch die Helden (und Bösewichte) von Karl May wurden damals noch häufig in die Schublade "Schund" geworfen und mussten unter der Bettdecke gelesen werden. Allerdings haben Mays Helden in den letzten Jahren sogar den Aufstieg in die ernsthafte Literatur geschafft. Weiterlesen hier

Aufgeschnappt im: TagesAnzeiger vom 23. Oktober 2012
Seiten: 26 und 27. Rubrik: Kultur und Gesellschaft

 

Weshalb ich Bücher schneller kaufe, als ich sie lesen kann

 

Früher fuhr er von Antiquariat zu Antiquariat, heute bestellt sich der Schriftsteller Julian Barnes seine Bücher auch online. Die Magie bleibt. Ein Plädoyer von Julian Barnes.

 

(Das ausgezeichnete Plädoyer wurde aus dem Englischen von Thomas Bodmer übersetzt. Der zweiseitige Text ist kostenpflichtig im Archiv des Tagesanzeigers online erhältlich. Für registrierte Abonnenten gratis, sonst über www.swissdox.ch. Preis 3.80 Fr.)

 

Hier ein paar der Zitate, welche das Sammeln von Büchern betreffen.)

 

‚,Antiquarischen Büchern sah man ihr Alter an: Sie hatten Stockflecken, wie alte Leute Altersflecken hatten. Sie rochen auch gut – sogar wenn sie von Zigaretten- oder, gelegentlich, von Zigarrenrauch geschwängert waren. Und viele bargen anrührende Zeugnisse der Vergänglichkeit: Verlagsprospekte oder Buchzeichen, die oft für Versicherrungen oder Sunlight-Seife warben.“

 

„Ich kaufte mit einer Gier, die ich im Rückblick als Bedürftigkeit bezeichnen würde: Bibliomanie ist eine Form von Sucht… Die Grenzen zwischen Büchern, die ich mochte, Büchern, von denen ich dachte, ich würde sie mögen, Büchern, von denen ich hoffte, dass ich sie mögen würde, und Büchern, die ich damals nicht mochte, doch von denen ich glaubte, dass ich sie eines Tages mögen könnte, waren fliessend…“

 

„Mein Fall wurde dadurch noch verschlimmert, dass ich ein sogenannter Komplettist war. Das bedeutete beispielsweise, dass ich, weil mir ein paar Theaterstücke von Shaw gefallen hatten, schliesslich einen guten Laufmeter seiner Werke im Regal stehen hatte, inklusive obskurer Kampfschriften über Vegetarismus… „

 

Dann gab es Momente, in denen ich begriff, dass die Welt der Bücher und des Büchersammelns nicht ganz so war, wie ich mir vorgestellt hatte. Zwar wusste ich von berühmten Fälschungsfällen, nahm aber dennoch an, Sammler seien ehrliche und aufrichtige Leute (was ich früher auch von Gärtnern glaubte)…“

„In jenen Zeiten bedeutete Bücher zu jagen viele Reisen, langsames Wachstum der Sammlung und häufige Enttäuschungen; fand man das Gewünschte nicht, tendierte man dazu, aufs Geratewohl Zeug zu kaufen, um sich zu beweisen, dass die Reise nicht umsonst gewesen war. Auf diese Weise Bücher zu erstehen, ist heute nicht mehr möglich oder nicht mehr sinnvoll…“

 

„Das Sammeln hat sich auch des Internets wegen gründlich verändert. Ich brauchte ein Dutzend Jahre, bis ich eine Erstausgabe von … fand. Heute genügen 30 Sekunden auf Abebooks.com, um zwei Dutzend Erstausgaben zu finden…“

 

„Noch immer kaufe ich Bücher schneller, als ich sie lesen kann. Doch das kommt mir vollkommen normal vor: Es wäre sehr sonderbar, nur so viele Bücher um sich zu haben, wie man in seiner restlichen Lebenszeit noch lesen kann.“

„Ich glaube auch nicht, dass E-Books – physisch greifbare Bücher komplett ersetzen werden – ihrer Überzahl zum Trotz. Denn jedes Buch, das man in die Hand nimmt, fühlt sich anders an und sieht anders aus; jeder Kindle-Download fühlt sich genau gleich an und sieht genau gleich aus (allerdings wird es bei E-Books eines Tages vielleicht eine Geruchsfunktion geben, die man anklicken kann, damit der Dickens-Roman, den man liest, nach feuchtem Papier, Stockflecken und Nikotin riecht)…"