Karl May im Gefängnis Waldheim (1870-1874)

04. April 2016

 

Karl May
Der Gefangene,
der später berühmt wurde

 

Waldheim ist eine Kleinstadt in Sachsen (ca. 9'000 Einwohner). Hier steht - mitten in der Stadt - auch die grösste sächsischen Justizvollzugsanstalt, das einstige Zuchthaus Waldheim, das 1716 von Kurfürst "August dem Starken" gegründet wurde. Es ist das älteste noch im Dienst befindliche Gefängnis Deutschlands.

 

Der Sträfling Karl May
Der Sträfling Karl May
Stockhiebe zur Begrüssung im 18. Jahrhundert
Stockhiebe zur Begrüssung im 18. Jahrhundert
Gefängniswärter zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (zu Karl Mays Zeiten)zu
Gefängniswärter zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (zu Karl Mays Zeiten)zu
Literarische Verarbeitung der Erlebnisse
Literarische Verarbeitung der Erlebnisse

Einer der berühmtesten Insassen war Karl May. Er trug die Häftlingsnummer "402 und wurde als "Rückfälliger" während vier Jahren - vom 3. Mai 1870 bis zum 2. Mai 1874 wegen Betrugs, Fälschung und wiederholtem Diebstahl inhaftiert, und zwar in der III. (= unterste) Disziplinarklasse. "wegen Verdachts des Entweichens und Neigung zu groben Unfug, Widersetzlichkeit und Gewaltthaten".

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Was Karl May in seiner Selbstbiografie "Ich" (Band 34, Karl Mays Leben und Werk) über die Zeit im Gefängnis schreibt:

"Meine Strafe war schwer und lang, und der auf zwei Jahre Polizeiaufsicht lautende Zusatz konnte mir bei meiner Einlieferung keineswegs als Empfehlung dienen. Ich war also auf strenge Behandlung gefaßt. Sie war ernst, aber sie tat nicht weh. Eine Anstaltsdirektion handelt ganz richtig, wenn sie sich nicht voreingenommen zeigt, sondern ruhig abwartet, ob und wie der Eingelieferte sich fügt. Nun, ich fügte mich! Freilich wurde für dieses Mal auf meinen Stand keine Rücksicht genommen. Man teilte mich derjenigen Beschäftigung zu, in der grad Arbeiter gebraucht wurden. Ich wurde Zigarrenmacher. Ich bat, isoliert zu werden; man gestattete es mir. Ich habe vier Jahre lang dieselbe Zelle bewohnt und denke noch heut mit jener eigenartigen, dankbaren Rührung an sie zurück, welche man stillen, nicht grausamen Leidensstätten schuldet. Auch die Arbeit wurde mir lieb. Sie war mir hochinteressant. Ich lernte alle Arten von Tabak kennen und alle Sorten von Zigarren fertigen, von der billigsten bis zur teuersten. Das tägliche Pensum war nicht zu hoch gestellt. Es kam auf die Sorte, auf den guten Willen und auf die Geschicklichkeit an. Als ich einmal eingeübt war, brachte ich mein Pensum spielend fertig und hatte auch noch stunden- und halbe Tage lang übrige Zeit. Diese Zeit für mich verwenden zu dürfen, war mein innigster Wunsch, und der wurde mir eher, viel eher erfüllt, als ich es für möglich hielt. (K. May, "Mein Leben und Streben", S. 169 f.)"

Ein Film von Christian H. Schulz gesendet am 22. März 2016 im MDR (Fernsehen)

"Wenn Ihr nicht brav seid, kommt Ihr nach Waldheim". Jahrhundertelang wurde Kindern damit gedroht, wenn sie etwas angestellt hatten. Und auch die Älteren erinnern sich mit Schaudern an den Namen Waldheim: Sie denken an Gefängnis, Zuchthaus, Strafanstalt, Knast. In diesem Jahr begeht die JVA Waldheim ihr 300-jähriges Gründungsjubiläum. 

Link zum Film: hier oder auf das Bild klicken

Weitere Informationen (auch eine Bildstrecke) hier