19. September 2016
Karl May:
Symposium in Bonn
16. bis 18.
September 2016
Wohl das interessanteste Symposium der letzten Zeit - zum Thema Karl May - veranstaltet vom "Haus der Geschichte in Bonn" und der "Karl May Gesellschaft" (KMG) wurde erfolgreich abgeschlossen. Es gilt nun daraus ein Fazit zu ziehen und die wichtigsten Punkt festzuhalten, damit sie auch in die Beschäftigung mit dem Thema Karl May einfliessen können.
Das Allerwichtigste ist die Tatsache, dass sich die eher konservative, auf Bewahrung ausgerichtete KMG (Karl May Gesellschaft) für einmal geöffnet hat gegenüber den Strömungen und Gewohnheiten in der Karl-May-Rezeption und der medialen Vielfalt.
Zum ersten Mal wurden auch Filme (sogar das neuste Projekt von RTL), Comics, Theater, vor allem auch soziale und politische Aspekte in die Betrachtungen miteinbezogen und vor allem sehr interessante Thesen und Theorien entwickelt, über die (hoffentlich) weiter diskutiert wird.
«Endlich geschieht etwas!»
Zum Symposium «Karl May in den 60er Jahren» vom 16. Bis 18. September 2016 im Haus der Geschichte in Bonn
von Peter Züllig
So war die eher konservative und zum Teil recht träge KMG (Karl-May-Gesellschaft) als Veranstalter gezwungen, auch Farbe zu bekennen, wo man sich bislang mehr oder weniger gedrückt oder vorbeigemogelt hat. Zum Beispiel bei den Karl-May-Filmen der 60er Jahre, die der Karl-May-Bewegung - fünfzig Jahre nach Karl Mays Tod - einen unglaublichen Schub gegeben hat, ausgerechnet auch mit Filmen, in denen eigentlich «wenig Karl May enthalten ist».
Der Rahmen der Tagung war einmalig, eingebettet in das «Haus der Geschichte» mit der grossartigen Dauerausstellung zur jüngsten Vergangenheit Deutschlands vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart und der Wechselausstellung «Inszeniert» - Deutsche Geschichte im Spielfilm.
Es sind nicht nur die Filme selber, sondern auch die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der damaligen Karl-May-Euphorie, die bisher kaum oder nur sehr vorsichtig angegangen wurden, an denen man diesem Seminar nicht mehr vorbeigekommen ist. Entsprechend waren auch fast alle 11 Referate wortgeprägt, zum Teil recht wissenschaftlich, wenn auch mehrheitlich rhetorisch brillant vorgetragen, mit einigen Thesen, die durchaus «Zündstoff» enthielten.
Mit Ausnahme beim Vortrag von Prof. Heinz-Peter Preusser (Bielefeld) – der medial gut aufgearbeitet und inhaltlich offen, aber auch gewagt war, entwickelte sich kaum eine Diskussion. Nur da, wo es auch wirklich «filmisch», medial und politisch wurde, regten sich die Geister. Nicht lange, dann ging es im rhetorischen «Tramp» weiter.
In den Pausen habe ich immer wieder gehört, die KMG sei eben eine «literarische Gesellschaft» und müsse vor allem dieser, ihrer Bestimmung gerecht werden. Doch, Literatur findet heute längst in einem anderen Umfeld statt, zwar immer noch in Büchern, aber begleitet – oft auch geprägt – von den vielen, unterschiedlichen audiovisuellen Medien. Davon war an diesem Symposium oft die Rede, aber nur wenig zu sehen und zu erleben. Da hat die KMG noch einen weiten Weg zu gehen.
Trotz dieser grundsätzlichen Kritik war das Bemühen um neue Perspektiven, wie das Werk Karl Mays auch gesehen werden kann (oder muss) deutlich zu spüren. Die Themen (nicht die Form des Vortragens) haben sich erweitert, geöffnet und sich – zum Teil – bis in gewagte Thesen verstiegen. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck erhalten, der Blick sei nicht nur rückwärts, sondern auch nach vorne gerichtet. Selbst die Comics – übrigens in einer guten Präsentation von Professor Bernd Dolle-Weinkauf (Frankfurt) – haben endlich (fünfzig Jahre nach dem eigentlichen Boom) die literarische Karl-May-Szene erreicht. Es ist höchste Zeit – eigentlich schon über dem Zeitlimit – dass die längst überalterte, von Männern dominierte, Gralswache die Waffen niederlegen und sich auch mit dem befassen – was im Zeitalter der Pokémons-Jagd – auf den Fährten Winnetous geschieht.
Eine Aufbruchsstimmung war zum am Schluss der Veranstaltung deutlich zu spüren, als die dreiteilige, heftig umstrittene Winnetou-Verfilmung vorgestellt wurde. Statt der harten, kalten Ablehnung erntete das sonst heftig kritisierte Projekt ein grosses Wohlwollen, ja sogar Anerkennung: «Endlich geschieht etwas!»
19. September 2016
Die Bilder
Das Vorspiel:
Begrüssung
Prof. Dr. Hans Walter Hütter Dr. Johannes Zeilinger
Haus der Geschichte der Karl May Gesellschaft
Bundestrepublik Deutschland (KMG)
"Glücksweg durch Nacht zum Licht"
Ernst Bloch und Karl May
Professor Dr. Gert Ueding (Tübingen)
"Der kurze Weg nach Westen"
Das neue Deutschland und die Generation Karl May
Malte Ristau (Berlin)
"Jenseits der Müllabfuhr"
Karl May und die Literaturwissenschaft der 60er Jahre
Professor Dr. Helmut Schmiedt (Koblenz)
"Die 60er Jahre in der DDR und ihre Karl-May-Alternativen""
DEFA-Indianerfilm, "sozialistische Bildergeschichten und Abenteuerromane"
PD Dr. Thomas Kramer (Berlin)
"Auf dem Weg nach Sitara""
Arno Schmidt, Hans Wollschläger, und im Hintergrund der Dritte
Ruedi Schweikert (Mannheim)
"Das neue Deutschland im jugoslawischen Amerika"
Romantische Sehnsuchtsorte und der Kult der Verbrüderung in den Winnetou-Filmen
Professor Dr. Heinz-Peter Preusser (Bielefeld)
"Helden ohne Fehl und Tadel"
Die Rollen der Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand im Film der 60er- Jahre
Dr. Ulrich Scheinhammer-Schmid (Ulm)
"Die lange Geburt der KMG"
Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zu einer fröhlichen Wissenschaft
Dr. Johannes Zeilinger (Berlin)
"Karl May: Ein beispielhafter Fall"
Claus Roxin und die sozialliberale Reform-Ära
Professor Dr. Dr. h.c. mult Bernd Schünemann (München)
"Der Schatz im Silbersee"
Spielfilm 1962 -Einführung durch
Michael Petzel (Göttingen)
"Karl May im Comic"
Arbeit am Mythos im Operationssaal der Bildgeschichte
Professor Dr. Bernd Dolle-Weinkauff (Frankfurt)
"Indianerspiele und Performativität"
Zwischen Theatralität und Reenactement
Dr. Alina Dana Weber (Tallahassee)
"Winnetou reloaded"
Der Produzent stelld die dreitielige Winnetou-Neuverfilmung vor
Christian Becker, Filmproduzent
Symposium
Umfeld, Angebot, Diskussionen....
Der erste Bericht und die ersten Reaktionen folgen morgen
16. März 2016
Vorankündigung:
Karl May im "Haus der Geschichte"
in Bonn
Was in "Karl May&Co." schon im Dezember angekündigt hat, ein Symposium im "Haus der Geschichte" in Bonn zum Thema "Karl May in den 60er Jahren" hat nun ein offizielles Programm (allerdings noch provisorisch). Es wurde jetzt erstmals veröffentlicht in den "Nachrichten der KMG". Für alle, die nicht in der Karl-May-Gesellschaft sind, hier die ersten Informationen.
Das Thema ist auch aus geschichtlicher Sicht sehr spannend. "Die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts brachten in Westdeutschland geradezu einen Karl-May-Boom: Zum einen wurden Mays Werke gemeinfrei und konnten von jedermann
nachgedruckt werden, die Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker füllten die Kinos, und auch die Bühnen erlebten unter anderem durch zahlreiche Inszenierungen von Elspe über Berlin bis Bad Segeberg mit den alljährlichen Fernsehübertragungen eine Blütezeit.
Da Mitglieder der Karl-May-Freundeskreise daran teilnehmen, planen wir eine gemeinsame Fahrt nach Bonn (Hotel und Bahnbillett) und - das versteht sich von selbst - drei interessante und unterhaltsame Tage. Wer sich anschliessen möchte,
16. März 2016
Abenteuer zwischen Wirtschaftswunder und Rebellion
Symposium im "Haus der Geschichte" in Bonn vom 16. - 18. September 2016
Provisorische Anmeldung erwünscht, damit die Organisatoren die ungefähre Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abschätzen können. Definitive Anmeldung später.
Provisorisches Programm (Themen)
Freitag, 16.September
15.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung 1960er Jahre und durch das Haus
17.30 Begrüssung
"Utopie und Pathos" - Ernst Bloch und Karl May (Gert Ueding)
Samstag, 17.September
"Wie Karl May in den Aufbruch des 'jungen Deutschlands' geriet (Malte Ristau)
Karl May - ein beispielhafter "Fall" (Bernd Schünemann)
"Jenseits der Müllabfuhr" (Helmut Schmiedt)
"Lange Geburt der KMG" (Johannes Zeilinger)
"Das neue Deutschland im jugoslawischen Amerika" (Heinz-Peter Preusser)
"Die Rolle der Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand im Film der 60er Jahre (Ulrich Scheinhammer-Schmid)
"Auf dem Weg nach Sitra" (Ruedi Schweikert)
"Die 60er Jahre in der DDR" (Thomas Kramer)
"Der Schatz im Silbersee" (Spielfilm)
Sonntag, 18.September
"Comics als neues Erzählformat" (Bernd Dolle-Weinkauff)
Indianerspiele und Performativität" (Alina Dana Weber)
Podiumsgespräch
12.00 Uhr Ende
Weitere Informationen und Mitteilungen zum Kongress laufend auf dieser Seite