Echo:
Wer schreibt, dem wird geschrieben...
ein Gast-Beitrag von Walter Scharnagl
Mein Hausarzt
Er ist längst in Pension gegangen, mein vorbildlicher Hausarzt. Heute ist es mir ein Bedürfnis, ihm – Dr. Jörg Nagel - ganz herzlich zu danken für den unermüdlichen Einsatz zum Wohl seiner Patienten.
Ich erinnere mich, eine Konsultation lief etwa so ab: Urinabgabe, Blutabnahme, im Labor wurden die Ergebnisse ermittelt. Wenn er mich dann aufgeboten hat, war der Arzt bereits im Besitz aller relevanten Labordaten. Im Abstand von eins bis drei Jahren wurde ich gründlich untersucht: röntgen von Brust. Hüfte und Becken. Die Haut wurde am ganzen Körper untersucht, um Veränderungen (zum Beispiel an Muttermalen) zu erkennen, der PSA-Wert wurde eruiert. Abtasten der Prostata, Belastungs-EKG («nehmen Sie das nächste Mal ein Handtuch mit um sich nach dem Dusch abzutrocknen!») Abtasten des Bauchs um den Ort meiner Schmerzen zu finden.
Regelmässige Gewichtskontrollen. Nach etwa 10 Jahren meinte er: die Waage zeigte einst 70 Kilogramm, jetzt sind es 80. Nun rechnen Sie, in zehn oder zwanzig Jahren…? « Ich nahm mir das zu Herzen und wiege – auch nach fast dreissig Jahren konstant etwa 80 Kilogramm.
Bei der letzten Konsultation, beim Abschlussgespräch, erkundigte er sich nach meinem Befinden, privat und am Arbeitsplatz. Es würde den Platz sprengen, hier alles aufzuführen, was ein «vorbildlicher» Hausarzt leistet. Er ersetzt viele Spezialisten und ein halbes Spital.
Dafür ganz, ganz grossen Dank!
Walter Schnarnagl
Sehr geehrte Frau D.
Seit einiger Zeit bewege ich mich praktisch schmerzfrei durch den Alltag. Meine Füsse stecken nun in orthopädischen Schuhen mit entsprechendem Fussbett.
Herr H. von der Firma S, welcher mir schon die Einlagen im Dezember anfertige, passte mir nun auch orthopädische Schuhe an. Ich erzählte ihm meine Odyssee:
Mein Ärztetourismus der letzten 7 Monate führte mich in 8 Konsultationen durch 4 Arztpraxen. Weiter genoss ich 18 Sitzungen in der Physiotherapie welche keinen Erfolg brachten. (Die Praxis X. wollte mir nochmals 9 Sitzungen verschreiben, ich lehnte dankend ab). Im einem Diagnostic Center wurde nun eine Untersuchung mittels MRI gemacht und in einer Klinik noch unzählige Röntgenbilder.
Als ich mit meinen Ausführungen bei Herrn H. zu Ende war verriet er mir ein Geheimnis, welches ich hier verraten möchte: Er (Herr H.) sei nun schon 30 Jahre Orthopädist:
«Bei meiner Diagnose hätte In «guten alten Zeiten» der Hausarzt schon nach der 2ten Konsultation die orthopädischen Schuhe mit Fussbett empfohlen bzw. verschrieben. Er könne die vielen Untersuchungen und Behandlungen welche ich über mich ergehen lassen musste nicht verstehen.»
Die Kostentreiber sind in diesem Fall eruiert:
Anstatt zuerst die einfachste Lösung anzubieten, nämlich orthopädische Schuhe, wurde mir eine Operation empfohlen welche ich dankend ablehnte. Als letzte Konsequenz verschrieb man mir dort die orthopädischen Schuhe. Eigentlich sollte dies die erste Massnahme sein.
So wurde ich ein halbes Jahr von Praxis zu Praxis geschickt und auf eine Operation zugesteuert.
Ich bitte Sie, sehr geehrte Frau D., meinen Fall als „Lehrstück“ entgegenzunehmen und grüsse Sie freundlich
Walter Scharnagl
"Ich kann mich noch gut erinnern: Als ich ein Dreikäsehoch war - und das sind ja einige Jährchen her… - war es üblich, nach Weihnachten und Neujahr (das war für uns Kinder die «ertragreichste Zeit») das Sparkässeli zu leeren und an der Hand der Mutter zur Bank zu marschieren, um den Betrag aufs Sparbuch einzuzahlen, «für später, wenn du einmal gross bist». Der nette Kassier zwinkerte mir zu, zählte sorgfältig das Geld und stellte die unausweichliche Frage: «Müend si na ga poschte?» Den Sinn verstand ich erst später: Der gute Mann brauchte Ruhe und Zeit, um den Jahreszins zu berechnen, ganz altmodisch arithmetisch, denn es gab noch keinen Computer, der das rädibutz innert Sekundenbruchteilen tat...
"Eine halbe Stunde später waren im Sparheft - fein säuberlich und in schönster Handschrift - Einlage und Zins nachgetragen.
Daran musste ich neulich denken, als ich in einer Bankfiliale einen doch etwas grösseren Barbetrag als jenen zu Kindeszeiten einzahlen wollte und feststellen musste, dass das Finanzinstitut an meinen Moneten eigentlich gar nicht interessiert war,,,"
Ich möchte doch so gut sein und mein Geld am Automaten im Vorraum einzahlen, forderte mich die Dame hinter dem Schalter (nicht gerade unfreundlich, aber…) dezidiert auf. Sie habe sich mit den wichtigeren Anliegen der Kunden zu befassen. Und den Kontostand würde ich anschliessend am Bancomaten abrufen können, der aber dummerweise von einer endlosen Schlange Wartender belagert war. Mein schüchterner Einwand, ich unterhalte mich halt nach wie vor und altmodisch lieber mit Menschen als mit Maschinen, fruchtete rein gar nichts.
Als ich zirka eine halbe Stunde später und nach etwa einem halben Dutzend Versuchen mein Geld automatisch-elektronisch-digital endlich losgeworden war, fragte ich mich insgeheim, wann wohl die Automaten den letzten Menschen aus dem Kassenraum vertrieben haben würden. Oder diese sich selbst abgeschafft haben. Profitoptimierung, Rationalisierung und Stellenabbau lassen grüssen. Aber irgendwie war es schon fast tröstlich: Beim Gehen sagte mir der Geldkasten ebenso wenig Adieu wie zuvor die Dame am Schalter."