Gedanken eines halbwegs Aussenstehenden
von Peter Züllig
Das vierte Vinocamp Deutschland ist vorbei. Auf Websites und in Blogs wird berichtet, „über das grossartigste Wein Event des Jahres.“ Als regelmässiger Weinrallye-Fahrer kann ich da nur staunen,
beneiden oder mich leicht ärgern, nämlich nicht dabei gewesen zu sein. Als Koordinator dieser Rallye – in diesem Fall kann man ja nicht von Gastgeber reden – habe ich einiges mitbekommen - auch
hier draussen vom Camp. Und ich habe mir die Frage gestellt, warum das Aussen - in Bezug auf das Vinocamp - so wenig präsent ist, keine Fragen stellt, kaum Neugier zeigt, während das Innen
überzeugt ist (zumindest nach den bisherigen Reaktionen) ein wunderschönes – geiles – Weinwochenend erlebt zu haben und sich jetzt schon freut aufs nächste Jahr.
Bilder von Joachim Kaiser. Hier sein Album
Beim Nachdenken über diese Erfahrung (ich hatte ja Zeit, denn ich war nicht in Geisenheim) tauchte eine Erinnerung auf, aus meiner Berufszeit. Ich war Filmredakteur beim Fernsehen und durfte
berichten von den grossen Festivals. Ich war in Cannes, Berlin, Venedig … und jedes Mal felsenfest überzeugt, da hat sich die Welt getroffen, zumindest die Filmwelt. Ich aber durfte dabei
sein und konnte hautnah berichten. Dann die grosse Ernüchterung – eigentlich immer – als meine Berichte und Beiträge kaum jemanden interessierten, nicht einmal jene, für die sie gedacht waren,
die Kinogänger und Filminteressierten. Das Innen und das Aussen sind eben Welten, zwischen denen oft Mauern stehen.
Das gleiche Phänomen erlebte ich später, nicht im Beruf, bei meinem Lieblingsthema Wein. Es war die Zeit der ersten Blogger, die sich da noch nicht Blogger nannten. Forum - Weinforum - hiess es
und man traf sich während des Jahres vornehmlich virtuell, mitunter fünfzig Postings am Tag. Dann – einmal im Jahr – das „Grosse Treffen (GT): eine reale Begegnungsstätte, ein
Informationsaustausch, ein Erlebnisfeld. Alle (oder die meisten), die dabei waren schwärmten, empfanden es als Bereicherung und freuten sich aufs nächste Jahr. Draussen wieder angekommen: das
grosse Staunen, dass sich kaum jemand dafür interessiert ausser die, welche dabei gewesen waren.
Es scheint mir – von aussen –, dass beim Vinocamp etwas Ähnliches passiert. Die Mauer zwischen dem Innen (hauptsächlich eine Erlebniswelt) und dem Aussen (eine Informationswelt) ist trotz
Internet und Blogs noch gross und längst nicht abgetragen. Selbst die, welche „dabei waren“, sind rasch zum Aussen zurück (und sehnen sich vielleicht, bis es wieder ein Innen gibt).
Soll dies eine Kritik sein? Überhaupt nicht, im Gegenteil: es ist ein Besinnen auf die Frage: Wie kann das Innen und das Aussen miteinander verknüpft werden (dies gilt nicht nur für unsere, die Wein-Szene), wie kann die Mauer abgetragen werden? Ich meine, wenn es gelingt die Informationen – die virtuellen Kontakte – unsere Blogs - mit Erlebnissen zu füllen (nicht einfach nur mit Information), dann kann sich das Innen und das Aussen vielleicht öfters begegnen, das ganze Jahr hindurch. Da sind die Bloggerinnen und Blogger, alle Teilnehmer am Vinocamp, echt gefordert, und zwar in der Umsetzung von dem, was sie von innen nach aussen mitgenommen haben.
Die Weinrallye ist ein Blogevent, das jeden Monat einmal stattfindet (in der Regel am letzten Freitag im Monat). Einer der teilnehmenden Blogs übernimmt die Führung, bestimmt das Thema, lädt ein, verlinkt die Beiträge und erstellt eine Zusammenfassung. Sinn und Zweck einer Weinrallye ist einzig und alleine der Spass und die Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten. Bei der Weinrallye darf jeder mitmachen, egal ob Weinblogger oder nicht. Auch Nichtbloggern bieten die Gastgeber immer die Möglichkeit ihre Beiträge auf ihrem Blog zu veröffentlichen. Allgemeine Informationen und Logos findet man auf den entsprechenden Seiten von Thomas Lippert (dem Gründer des Events) auf Winzerblog: http://winzerblog.de/weinrallye/ Wer gerne einmal selbst als Autor/Themengeber mitmachen möchte, findet alle Infos und die kommenden Themen auf der Weinrallye auf Facebooks, Gruppe weinrallye
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